FESTIVAL-ERÖFFNUNG

 

Tata / Papa

PL/UKR 2022
R: Anna Maliszewska
115 min, OmdU
B: Anna Maliszewska & Przemysław Chruścielewski
K: Kajetan Plis
S: Przemysław Chruścielewski
M: Jerzy Rogiewicz & Bartłomiej Tyciński
D: Eryk Lubos, Polina Gromova, Klaudia Kurak, Sonia Roszczuk u. a.

Viel zu selten sieht der trockene Alkoholiker Michał seine Tochter Miśka, wenn er wieder mit seinem Truck quer durch Europa tuckert. Zum Glück kümmert sich seit dem Tod seiner Frau seine ukrainische Haushälterin um Miśka. Die hat auch ihre Enkelin Lenka nach Polen mitgebracht – und die beiden Kinder sind unzertrennliche Freundinnen geworden. Doch dann stirbt die Haushälterin und kann ohne Papiere nicht legal bestattet werden – deshalb setzt sich Michał mit den Mädchen in seinen LKW und versucht die Leiche über die polnisch-ukrainische Grenze zu ihrer Familie zu schmuggeln.

Das klassische, flott inszenierte Roadmovie hätte leicht zur stereotypenverseuchten Komik-Klamotte oder zum gefühlsduseligen Melodram werden können, aber Maliszewska nimmt ihre Filmheld*innen ernst: Sie haben Ecken und Kanten, die Wendungen der Handlung sind so überraschend wie glaubwürdig und die Schauspieler*innen (allen voran Eryk Lubos als liebevoller und überforderter Vater) finden so empathisch in ihre Rollen, dass man sie im Handumdrehen ins Herz schließt. [Rainer Mende]

Anna Maliszewska (geb. 1974 in Gdynia) studierte Journalistik in Warschau und drehte Videoclips u. a. für Kayah, Piasek und Reni Jusis. Sie führte für den Kurzfilm „Pokój szybkich randek / Room Of Fast Dates“ (2007) und einige Folgen der TV-Soap „M jak miłość“ (L wie Liebe) Regie, bevor sie mit „Tata“ ihren ersten Langspielfilm veröffentlichte.

06.09. / 19:00 / City-Kino Wedding / zu Gast: Anna Maliszewska

 

Tata / Papa © 2022 Metro Films & Warner Bros. Entertainment Inc. / Monika Stolarska

 


 

FESTIVAL-ABSCHLUSS

 

Not Far Away From Heaven

BUL/D 2019
R/B: Kornel Miglus & Christo Bakalski
77 min, OmdU
K: Rali Raltchev, Robert Mleczko
S: Toma Waszarow
M: Tomer Moked Blum

Nach 18 Jahren als Festivalleiter von filmPOLSKA verabschiedet sich Kornel Miglus, wie es einem Cineasten gebührt – auf der Leinwand mit seinem neuesten Film.

Das Kloster Sweta Petka liegt tief im Süden Bulgariens, nicht weit entfernt von der türkischen Grenze. Im Grunde genommen könnte man es aufgeben – große Teile, darunter die Bibliothek und die heiligen Reliquien, wurden bei einem Brand verwüstet. Außerdem ist der Weg dorthin so schlecht, dass man es nur bei günstigem Wetter mit dem Auto auf den Klosterberg schafft.

Aber für die Äbtissin Julita, die letzte Bewohnerin, ist die Katastrophe nicht das Ende, sondern erst der Anfang: Sie sieht ihre Mission darin, das Kloster wieder aufzubauen. Doch es ist gar nicht so einfach, dafür Unterstützung zu finden. Die orthodoxen Bulgar*innen aus der Umgebung haben die strukturschwache Gegend verlassen und suchen im Ausland ihr Glück. Dafür werden die Dörfer zunehmend von türkischstämmigen Bulgar*innen bevölkert – und statt der Kirchenglocken ruft immer öfter der Muezzin zum Gebet.

Behutsam, warmherzig, visuell abwechslungsreich und immer mit einem leichten Augenzwinkern erzählen Miglus und Bakalski eine parabelhafte Geschichte über den menschlichen Willen, die Überwindung kultureller Grenzen und über Menschen, die zwar weit weg leben, deren Charakterzüge uns aber keinesfalls fremd sind. [Rainer Mende]

Der Regisseur und Kulturmanager Kornel Miglus (geb. 1957) studierte Philosophie, Linguistik und Psychologie in Polen, den USA und in Deutschland. Er erstellte Filmprogramme für Radio Multikulti, hielt Vorlesungen an der Humboldt-Universität und arbeitet seit vielen Jahren als Referent für Film im Polnischen Institut Berlin. Dort rief er das größte polnische Festival im Ausland filmPOLSKA ins Leben, das er in diesem Jahr letztmalig leitet. Darüber hinaus gründete er die Produktionsfirma Vacant Filmpool und drehte diverse Dokumentar- und Experimentalfilme, darunter die bulgarische Trilogie „Bulgarian Stories“ (2006, mit Elwira Niewiera), „About The Soul And Other Small Things“ (2011) und „Not Far Away From Heaven“.

Nach der Vorführung von „Not Far Away From Heaven“ laden wir Sie zu einem Musik- und Visual-Set von Sylwester Łuczak in der Bar des Sputnik-Kinos ein.

Eintritt frei.

SYLWESTER ŁUCZAK und ULA MILANOWSKA (ONVIEW) kombinieren verschiedene multimediale Techniken und gestalten Räume durch Projektion, Licht und Ton. Ihr Portfolio umfasst Dutzende Projekte – von kleineren, experimentellen Formen bis hin zu komplexen künstlerischen Originalproduktionen und Auftragsprojekten. Gemeinsam mit filmPOLSKA haben sie 2020 multimediale Installationen in verschiedenen Berliner Kinos realisiert sowie für das Festival den Trailer filmPOLSKA 2022 produziert.

13.09.2023 / 19:00 / Sputnik / zu Gast: Kornel Miglus / anschl. Get Together mit dem filmPOLSKA-Team

 

Not Far Away From Heaven © Kornel Miglus / Vacant Filmproduktion

 

 

Titelfoto "Tata" © 2022 Metro Films & Warner Bros. Entertainment Inc. / Monika Stolarska