Paweł Łoziński


Der Dokumentarfilmregisseur Paweł Łoziński (geb. 1965) hat an der Filmhochschule Łódź studiert und war u. a. Regieassistent von Krzystof Kieślowski für „Drei Farben: Weiß“. Er debütierte 1989 mit dem Fünfminüter „Struktura“, seitdem sorgen seine fast ausschließlich dokumentarischen Arbeiten wie „Chemia“ (Prix Europa 2009) oder „Nawet nie wiesz, jak bardzo cię kocham“ (filmPOLSKA-Eröffnungsfilm 2017) international immer wieder für Aufsehen.



Film balkonowy / Balcony Movie / Der Balkonfilm

23.06. / 20:00 / Arsenal

PL 2021
R/B/K: Paweł Łoziński
100 min, OmdU
S: Paweł Łoziński, Piasek & Wójcik
M: Jan Duszyński

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Warum die halbe Welt bereisen, wenn die Tragödien und Komödien des Lebens allesamt vor dem eigenen Haus zu finden sind? Paweł Łoziński montiert eine Kamera auf dem Balkon, kabelt ein Mikrofon an den Zaun und beginnt, den Passant*innen scheinbar planlos und naiv Fragen nach ihrem Woher und Wohin zu stellen. Von nun an legt er sich ein Jahr lang auf die Lauer.

Die Geschichten, die er zu hören bekommt oder die sich direkt vor dem Objektiv abspielen, würden ausreichend Stoff für fünfzig Opern liefern. Liebe und Verrat, Geburt und Tod, Euphorie und Resignation, Fortgang und Heimkehr, Angst und Überwindung – die ganze Palette menschlicher Schicksale defiliert im Rhythmus der Jahreszeiten auf einer Seitenstraße im Warschauer Bezirk Saska Kępa am neugierigen Beobachter vorbei. [Rainer Mende]

 

Ojciec i syn / Father And Son

25.06. / 20:00 / Arsenal / zu Gast: Paweł Łoziński

PL 2013
R: Paweł Łoziński
54 min, OmdU
B/K: Paweł Łoziński, Marcel Łoziński
S: Przemysław Chruścielewski, Dorota Wardęszkiewicz

Von Anfang an ist klar, dass dieser Familienausflug kein gewöhnlicher Urlaubstrip zweier gewöhnlicher Männer ist. Die Egos zweier genialer Filmkünstler – des Vaters Marcel Łoziński und des Sohns Paweł Łoziński – prallen auf engstem Raum zusammen, wenn sie im Kleinbus eingesperrt quer durch Europa touren, um nicht nur biografisch kontaminierte Orte aufzusuchen, sondern auch durch ihr Seelenleben zu reisen. Von Anfang an wissen sie: Dieser Roadtrip wird auch zu(r) Filmgeschichte, denn ihre Kameras sind immer griffbereit. Und sogar fest im Auto installiert.

Was für die Protagonisten mit Sicherheit nicht durchgängig vergnügungssteuerpflichtig war, ist für die Filmwelt ein wahrer Segen. Denn vor uns entfaltet sich, unterfüttert von Archivaufnahmen, das Panorama einer komplizierten Beziehung, die von enger Bindung und starken Konflikten geprägt ist. Wir erleben intime Momente von großer Nähe und tiefem Zerwürfnis, wie man sie selten so schonungslos von jemandem serviert bekommt, der selbst Protagonist ist.

Pikantes Detail: Die Meinungsverschiedenheiten endeten mit der Heimkehr nicht. Aus dem entstandenen Material produzierte auch der Vater einen Dokumentarfilm, der ebenfalls 2013 unter dem Titel „Ojciec i syn w podróży“ (Vater und Sohn auf Reisen) erschien. Danach drehte er keine Filme mehr. [Rainer Mende]

 

Foto © Łoziński Production