filmPOLSKA-Ukraine-Spezial: Borderline | Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion über die Lage in Ost-/Mitteleuropa aus der Sicht von Filmemacher*innen
Die bedeutenden und folgenreichen Ereignisse, die sich derzeit im Osten Europas abspielen, werden im Gespräch aus der Perspektive von Filmemacher*innen und Journalist*innen betrachtet. Natalia Libet, Zhanna Ozirna (online), Michał Bielawski und Andrei Kutsila erzählen aus ihrer Berufspraxis – denn sie berichten in ihren Arbeiten über den Krieg in der Ukraine, die regierungskritischen Proteste in Belarus und die Auswirkungen der massiven Flüchtlingsbewegungen in Polen. Dabei reflektieren sie auch ihre eigene Rolle: Sind Dokumentarfilmer*innen „professionelle Zeugen“ oder Künstler? Wo verläuft die Grenzlinie zwischen dem Festhalten der Wirklichkeit und ihrer Interpretation?
Die Länder Ost-/Mitteleuropas erleben derzeit eine ganze Reihe von Erhebungen, Umwälzungen und Herausforderungen. Alte Beziehungssysteme werden zerstört und Dutzende Millionen Menschen müssen sich neuen Realitäten anpassen. Die Gäste werden im Gespräch den großen Fragen nach der Rolle des Dokumentarfilms, den Veränderungen im Bereich der nicht-fiktionalen Formate und den historischen Lektionen nachgehen, die sie bereits gelernt haben – und den Hausaufgaben, die noch zu erledigen sind. [Natalia Zuch & Dr. Anna Huth, Übs. Rainer Mende]
Teilnehmer*innen:
Die ukrainische Filmproduzentin Natalia Libet arbeitete für US-amerikanische und deutsche Firmen im Bereich Koproduktion, Investment und Finanzierung. Sie initiierte diverse Produktions-Initiativen, oft mit internationaler Ausrichtung, sowie Workshops. Als Ko-/Produzentin war sie u. a. an der Entstehung der Spielfilme „Parthenon“ von Mantas Kvedaravičius und „Anna“ von Dekel Berenson (beide 2019) sowie „Stop-Zemlia“ von Kateryna Gornostai (2021) beteiligt.
Die ukrainische Regisseurin und Drehbuchautorin Zhanna Ozirna aus Kiew ist Alumna des Programms Berlinale Talents 2020 sowie Mitglied der Ukrainischen Filmakademie und des Verbands Ukrainischer Regisseur*innen. Sie drehte Animationsfilme („Anna & Gravity“, 2020), Dokumentarfilme (u. a. „Зв’язок / Bond“, 2018) und Kurzspielfilme (u. a. „Дорослий / The Adult“, 2019). Derzeit arbeitet sie an ihrem ersten Langspielfilm „Нижній горизонт / Ground Zero“.
Der belarusische Regisseur Andrei Kutsila (geb. 1983) absolvierte 2007 den Studiengang Internationaler Journalismus an der Belarusischen Staatsuniversität und ein Studium an der Kunstakademie in Minsk. Seitdem hat er für diverse Produzenten und TV-Stationen gearbeitet. 2018 gewann sein Film „Summa“ den IDFA Award in der Kategorie für mittellange Dokumentarfilme. Mit seinem Film „When Flowers Are Not Silent“ über die Massenproteste in Belarus 2020 konnte er den Hauptpreis beim 37. Warschauer Filmfestival erringen. Derzeit arbeitet er mit Unterstützung der Filmhochschule Łódź in Polen.
Der polnische Regisseur Michał Bielawski schloss ein interdisziplinäres geisteswissenschaftliches Studium an der Universität Warschau ab. Zehn Jahre lang arbeitete er als Journalist für Radio und Fernsehen. 2013 debütierte er mit dem Dokumentarfilm „Mundial“. Weitere dokumentarische Filme und Serien folgten, häufig zu zeithistorischen und sportlichen Themen. Mit seinem Film „Wind. A Documentary Thriller“ gewann er bei DOK Leipzig und anderen Festivals zahlreiche Preise.
Dr. Barbara Wurm (geb. 1973) hat Slawistik, Vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik in Wien, Innsbruck, Moskau, Warschau, Leipzig und Berlin studiert. Sie arbeitet seit 2011 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ostslawische Literaturen und Kulturen der Humboldt-Universität Berlin, dort promovierte sie 2017 über den sowjetischen „Kulturfilm“ in den 1920er-Jahren. Sie interessiert sich vor allem für das osteuropäische Kino, über das sie diverse Bücher schrieb bzw. herausgab. Außerdem verfasst sie Rezensionen und ist seit vielen Jahrzehnten an der Programmgestaltung von Filmfestivals (u. a. DOK Leipzig) beteiligt. Derzeit ist sie Mitglied der Auswahlkommissionen von goEast und der Berlinale.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
26.06. / 16:00 / Polnisches Institut / Eintritt frei / zu Gast: Natalia Libet, Zhanna Ozirna, Michał Bielawski & Andrei Kutsila / Moderation: Dr. Barbara Wurm