IO / EO mit Diskussion „Casting in Deutschland und Polen“

Diskussion „Das Casting von ‚EO‘ und die Besonderheiten bei der Besetzung in Deutschland und Polen

Als weiteren Teil des Casting-Programmschwerpunkts zeigt das Polnische Institut Berlin den Spielfilm „EO“ von Jerzy Skolimowski, der 2022 beim Filmfestival von Cannes den Jury-Preis gewann und 2023 bei den Academy Awards für den besten internationalen Film nominiert war.

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IO / EO

PL/ITA 2022
R: Jerzy Skolimowski
86 min, OmdU
B: Ewa Piaskowska & Jerzy Skolimowski
K: Michał Dymek
S: Agnieszka Glińska
M: Paweł Mykietyn
D: Sandra Drzymalska, Tomasz Organek, Mateusz Kościukiewicz, Lorenzo Zurzolo, Isabelle Huppert u. a.

Eigentlich fühlt sich der graue Esel Io (polnisch für „I-A“) in seinem Wanderzirkus sehr wohl. Seine Partnerin und Pflegerin Kasandra arbeitet nicht nur mit ihm, sondern ist seine beste Freundin, die ihm neben Futter auch Wärme und Geborgenheit gibt. Deshalb ist es für Io eine Katastrophe, als der Zirkus dichtmachen muss und er und Kasandra auseinandergerissen werden. Es beginnt eine Odyssee quer durch Europa, bei der der stumme, gutmütige und stets passive Held Stalleröffnungen schmückt, als Sonderpädagoge arbeitet, Fußballspiele entscheidet, märchenhafte Wälder durchstreift und stummer Zeuge von Verbrechen wird.

Der Regisseur gab zu Protokoll, das letzte Mal im Kino zu Tränen gerührt gewesen zu sein, als er Robert Bressons „Au hasard Balthazar / Zum Beispiel Balthasar“ (1966) gesehen habe. Wie sein schwedisch-französisches Vorbild hat auch er den Mut, dieses bekanntermaßen störrische Tier zum Protagonisten seines Roadmovies zu machen.

Skolimowski, Jahrgang 1938, erfindet sich seit seinem Regie-Comeback „Cztery noce z Anną / Vier Nächte mit Anna“ (2008) mit jedem Film neu und zeigt mit dem Oscar-nominierten Werk, dass er in Bezug auf Kreativität und Neugier groteskerweise zu den jüngsten Regisseur*innen Polens gehört. In diesem Meisterwerk gelingt ihm erneut der Spagat zwischen Komik und Tragik, Zeitgeist-Kommentar und zeitloser Parabel, formalem Experiment und semi-dokumentarischer Bildsprache. Hinzu kommen ein exzellentes Ensemble polnischer und internationaler Stars, jeweils in episodischen Rollen, und eine beeindruckende Tonspur, die im Zusammenspiel den Film zum Klassiker machen. [Rainer Mende]

Jerzy Skolimowski (geb. 1938 in Łódź) studierte Regie an der Filmhochschule Łódź. Der Zeitgenosse von Roman Polański, Andrzej Wajda und Krzysztof Komeda feierte auch als Drehbuchautor und Schauspieler früh Erfolge. 1967 verließ er Polen aus politischen Gründen und war fortan im Ausland an Filmproduktionen beteiligt, ab 1991 nur noch als Schauspieler. 2008 kehrte er auf den Regiestuhl zurück und dreht wieder regelmäßig Filme in Polen, die er auch produziert.

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Im Anschluss spricht Dr. Anna Huth (Direktorin des Instituts für Film- und Theaterkünste an der Krzysztof-Kieślowski-Filmschule der Universität Katowice) mit den Casting-Direktorinnen Anja Dihrberg-Siebler (International Casting Directors Association & Bundesverband Casting) und Paulina Krajnik (Casting Society of America & Polish Casting Directors Guild) über Castings bei deutsch-polnischen Koproduktionen, Chancen für deutsch-polnische Schauspieler*innen in diesen beiden und weiteren Ländern sowie die Verwendung von Online-Plattformen für internationales Casting am Beispiel des Portals Filmmakers.eu. Dazu gesellt sich der polnische Regisseur und Produzent Grzegorz Muskała, der sowohl in Polen als auch in Deutschland aktiv ist. [Anna Huth]

10.09. / 18:00 / City-Kino Wedding / Film
10.09. / 20:00 / City-Kino Wedding / Diskussion


Foto: EO – Stall © Aneta Gębska & Filip Gębski

Year 2022
Duration 01:26:00
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