Festival-Abschluss: In memoriam Jerzy Stuhr | Duże zwierzę
Duże zwierzę / The Big Animal / Das große Tier
PL 2000
R: Jerzy Stuhr
70 min, OmeU
B: Krzysztof Kieślowski
K: Paweł Edelman
S: Elżbieta Kurkowska
M: Abel Korzeniowski
D: Jerzy Stuhr, Anna Dymna, Dominika Bednarczyk, Błażej Wójcik, Andrzej Franczyk u. a.
Am 9. Juli raste die Nachricht wie ein Lauffeuer durch die Medien: Jerzy Stuhr, einer der prägnantesten polnischen Schauspieler der letzten Jahrzehnte, war nach schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben. Im Minutentakt erschienen in Polen und im Ausland Nachrufe, denn scheinbar hatte fast jeder, der sich für Filme interessiert, eine nahezu persönliche Beziehung zu Stuhr.
Die einen lobten seine frühen Auftritte in Klassikern von Feliks Falk, Agnieszka Holland, Filip Bajon, Piotr Szulkin, Krzysztof Zanussi oder Andrzej Wajda. Andere priesen seine schauspielerischen Meisterleistungen, mit denen er Kult-Komödien der Achtziger- und Neunzigerjahre wie „King Size“, die in der DDR äußerst populäre Science-Fiction-Parabel „Sexmission“ oder die zweiteilige Thriller-Parodie „Killer“ veredelt hatte. Das europäische Arthouse-Publikum erinnerte dankbar an Stuhrs prägnante Auftritte in den Klassikern „Der Fotoamateur“, „Dekalog“ oder „Drei Farben: Weiß“ von Krzysztof Kieślowski. In Polen war Stuhr darüber hinaus auch als Autor, Theater-Regisseur, Synchronsprecher und langjähriger Rektor der Film-, TV- und Theaterhochschule in Kraków präsent.
Nicht jedem ist geläufig, dass der überzeugte Krakauer ab den Neunzigerjahren häufig auf dem Regiestuhl saß und dabei regelmäßig – so wie in der Komödie „Das Wetter für morgen“ oder an der Seite seines ebenso prominenten Sohns Maciej Stuhr in der Tragikomödie „Der Bürger“ – selbst in Hauptrollen vor der Kamera stand. So war es auch in „Das große Tier“.
Stuhrs vierte Regiearbeit ist die Verfilmung eines Drehbuchs von Krzystof Kieślowski aus den Siebzigerjahren, das sein Freund und Kollege nicht selbst auf die Leinwand bringen konnte. Die Hauptrolle scheint Stuhr wie auf den Leib geschneidert. In schlichten Schwarz-Weiß-Bildern und im Geist des „Kinos der moralischen Unruhe“ erleben wir ihn in der Rolle des einfachen Bankangestellten Sawicki, der ein unauffälliges Kleinstadt-Leben führt – bis ihm ein Kamel zuläuft. Er und seine Frau nehmen das Tier unter ihre Fittiche. Aber das exotische Haustier bereitet ihnen zunehmend Schwierigkeiten, weil ihre kleingeistige Umgebung darin eine Störung der öffentlichen Ordnung wittert. Durch seine Tierliebe wird das aufrichtige, prinzipientreue Paar immer weiter an den gesellschaftlichen Rand gedrängt. [Rainer Mende]
18.09. / 19:00 / Sputnik / inkl. Preisverleihung / anschl. DJ/VJ-Set von Sylwester Łuczak und Get Together mit dem filmPOLSKA-Team
[ONLINE-TICKET]