Kunst im Kino / Programm 2: Film, Kontext und Konzept. Die Siebziger- und Achtzigerjahre
In den Siebziger- und Achtzigerjahren wurde in Polen der Film als künstlerisches Werkzeug entdeckt. Zelluloid war beispielsweise hochinteressant für die Szene, die sich mit Konzeptkunst beschäftigte. Auf der künstlerischen Landkarte Polens sticht vor allem Wrocław mit seinem speziellen Ansatz der kontextuellen Kunst heraus. Hier wurde das Medium Film äußerst intensiv genutzt. Aber nicht nur in Wrocław war die Faszination für den Film groß. [Lawinia Rate, Übs. Rainer Mende]
Caprice 2
R: Jolanta Marcolla, PL 1975, 5 min, ohne Text
Czapka / Cap
R: Jolanta Marcolla, PL 1975, 5 min, ohne Text
Reakcja wymuszona / Forced Response
R: Jolanta Marcolla, PL 1976, 4 min, ohne Text
Dialog / Dialogue
R: Anna Kutera, PL 1973, 5 min, OmdU
A Mirror
R: Romuald Kutera, PL 1974, 2 min, ohne Text
Tu / Here
R: Romuald Kutera, PL 1975, 7 min, ohne Text
Przejawy / Indications
R: Ewa Zarzycka, PL 1980, 10 min, OmdU
Żółty film / Yellow Film
R: Irena Nawrot, PL 1985, 4 min, ohne Text
Pusty kieliszek / Empty Glass
R: Irena Nawrot, PL 1987, 4 min, ohne Text
Kunst im Kino: Das unzähmbare Bedürfnis nach neuen Visionen. Experimentalfilm in Polen
Das dreitägige Film- und Videoprogramm schlägt einen weiten Bogen von den Dreißiger- bis zu den Neunzigerjahren.
In Polen hat sich nie eine geschlossene Experimentalfilm-Szene entwickelt, so wie dies in anderen europäischen Ländern wie beispielsweise England oder Frankreich der Fall war. Die Filmhochschule in Łódź war für sie mit Sicherheit ein wichtiger Ort, wo u. a. Jerzy Bossak, Mieczysław Waśkowski oder das Atelier für Filmische Formen (Warsztat Formy Filmowej) – das sich konsequent auf das Medium Film, seine Materialität und seine Form konzentrierte – ihre Experimente zur Blüte bringen konnten.
Auffällig ist jedoch, dass in Polen eine große Zahl von Experimenten mit dem Medium Film (und später dem Video) im Kunst-Kontext entstand. Eben diese Tendenz wird den Schwerpunkt des diesjährigen Programms von „Kunst im Kino“ ausmachen. So wurde beispielsweise Anfang der Siebzigerjahre im Bereich der kontextuellen Kunst der Film intensiv genutzt, um sich mit künstlerischen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Allerdings hatte seine Verwendung hier vorrangig episodischen, bisweilen nur einmaligen Charakter. Ende der Achtzigerjahre gerät die klassische Filmrolle nahezu in Vergessenheit, denn die Videotechnik betritt die Arena – und mit ihr völlig neue Möglichkeiten.
Wenn wir die Geschichte der polnischen Bewegtbild-Experimente erzählen wollen, dürfen wir keinesfalls ihre ersten Schritte in den Dreißigerjahren aussparen, die mit dem Verein „Start“ verbunden sind. Der damals so genannte „künstlerische Film“ (film artystyczny) stieß in literarischen Kreisen auf großes Interesse. Leider sind aus dieser Phase nur wenige Werke erhalten geblieben. [Lawinia Rate, Übs. Rainer Mende]
28.06. / 19:30 / Wolf Kino / Moderation: Lawinia Rate