Neben Wojciech Kilar wird im filmPOLSKA-Jubiläumsjahrgang eine zweite Leinwand-Legende mit einer Sonderreihe geehrt – Wojciech Jerzy Has, der vom polnischen Senat offiziell als „Patron des Jahres 2025“ ausgerufen wurde. filmPOLSKA zeigt zwei seiner Klassiker, die sich beim Filmfestival in Cannes im Wettbewerb um die Goldene Palme bewarben. „Jak być kochaną / How To Be Loved“ (1963) läuft bei freiem Eintritt im Rahmen einer Sonderveranstaltung mit begleitender Diskussion in der Topographie des Terrors. Die Bruno-Schulz-Verfilmung „Sanatorium pod klepsydrą / The Hourglass Sanatorium“ (1973) wird der feierliche Abschluss des Festivals sein.

 


 

Jak być kochaną / How To Be Loved / Die Kunst, geliebt zu werden


PL 1963
R: Wojciech Jerzy Has
97 min, OmdU
B: Kazimierz Brandys
K: Stefan Matyjaszkiewicz
S: Zofia Dwornik
M: Lucjan Kaszycki
D: Barbara Krafftówna, Zbigniew Cybulski, Wieńczysław Gliński, Wiesław Gołas, Wiesława Kwaśniewska, Zdzisław Maklakiewicz, Kalina Jędrusik u. a.

Die bekannte Radiosprecherin Felicja fliegt Ende der 1950er-Jahre von Warschau nach Paris. Dabei erinnert sie sich an die Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Als junge Schauspielerin versteckte sie ihren Kollegen Wiktor, der 1939 einen „Volksdeutschen“ getötet hatte, in ihrer Wohnung. Um ihm das Überleben zu sichern, spielte sie für die Deutschen in einem Theater. Nach Kriegsende wurde Felicja deshalb als Kollaborateurin verurteilt. Wiktor wandte sich von ihr ab und nahm sich schließlich das Leben.

Der Spielfilm von Wojciech Jerzy Has (1925–2000) basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Kazimierz Brandys (1916–2000). Die inneren Monologe aus dem Buch übersetzt Has in Rückblenden. Reflektiert wird eine weibliche Perspektive auf das Leben unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach. Zugleich ist der Film eine kritische Auseinandersetzung mit patriotischen Heldenmythen. Das psychologische Drama um Liebe und Verrat zählt zu den Meisterwerken des polnischen Films und lief auf zahlreichen internationalen Festivals. [Andreas Mix]

11.09. / 19:00 / Topographie des Terrors / zu Gast: Dr. Martin Sander & Andreas Mix / Eintritt frei

 

Jak być kochaną / Die Kunst, geliebt zu werden © Janusz Zachwajewski / Kadr Film Studio / fototeka.fn

 


 

Sanatorium pod klepsydrą / The Hourglass Sanatorium


PL 1973
R/B: Wojciech Jerzy Has
119 min, OmeU
K: Witold Sobociński
S: Janina Niedźwiecka
M:Jerzy Maksymiuk
D: Jan Nowicki, Tadeusz Kondrat, Irena Orska, Halina Kowalska, Gustaw Holoubek, Mieczysław Voit, Ludwik Benoit Bielenia u. a.

Mit wuchernder Fantastik und groteskem Humor entwarf der von den Nazis ermordete Dichter Bruno Schulz in seinem Erzählband „Das Sanatorium zur Todesanzeige“ ein privatmythologisches Universum der unwiederbringlich versunkenen jüdischen Lebenswelt Ostgaliziens – einer Traumlandschaft der Visionen und Obsessionen, die ihm den Ruf eines geistigen Zwillings von Franz Kafka eingebracht hat. Wojciech Jerzy Has erhielt für seine später zensierte Adaption des Stoffes 1973 den Spezialpreis der Jury in Cannes.

Film wie Buch erzählen die sonderbare Geschichte des polnischen Juden Józef, der ein Sanatorium besucht, in dem sein übermächtiger Vater Jakub nach dem Tod verweilt. Es folgt eine Reise in die tiefsten Schichten des Unbewussten und des Imaginären – dorthin, wo die Zeit aus den Fugen gerät und sogar rückwärts läuft. Has inszeniert den bizarren Trip als Metapher auf Identitätssuche und Errettung eines kollektiven Gedächtnisses: Jedes Mal, wenn Józef unter das Bett des Vaters kriecht, taucht er in die surreal anmutende Welt seiner Kindheit hinab, in den Mikrokosmos eines osteuropäischen Schtetls zu Beginn des 20. Jahrhunderts – eine Lebenswelt, die mit ihrer wundersamen Mixtur von Kulturen längst dem Untergang geweiht ist. [Margarete Wach]

17.09. / 18:30 / Klick Kino / filmPOLSKA-Abschluss, anschl. Get Together mit dem filmPOLSKA-Team

 

Sanatorium pod klepsydrą / The Hourglass Sanatorium