Drama, R/B: Piotr Domalewski, PL/IRL 2020, 100 min
Ola ist siebzehn, ziemlich dickköpfig und träumt vor allem von einem eigenen Auto – denn damit kann man dem Alltag einer tristen Kleinstadt entfliehen, die immer ein Stück zu eng ist. Ihren Vater hat sie ewig nicht mehr gesehen, denn der schuftet in Irland für die Familie.
Dann kommt aus heiterem Himmel die Nachricht: Ihr Vater hatte einen tödlichen Arbeitsunfall. Jemand muss nach Irland fahren, um die nötigen Formalitäten zu erledigen und ihn nach Hause zu überführen. Da ihre Mutter kein Wort Englisch spricht, macht sich Ola allein auf den Weg, um mit der Aussicht auf die Erbschaft vielleicht doch den Traum vom Auto zu füllen. Dort taucht sie tief ein in den Alltag der zahllosen Migranten, welche die irische Wirtschaft am Laufen halten.
Wenn Ken Loach Pole wäre, hätte er diesen Film gemacht. Piotr Domalewski bedient sich in Bildsprache und Erzähltechnik beim Meister des Sozialdramas und haucht damit dem Genre neues Leben ein. Das gelingt vor allem dank der Hauptdarstellerin Zofia Stafiej, die überzeugend einen ungestümen Teenie verkörpert, der langsam zur Erwachsenen reift.
„I Never Cry“ hat den Hauptpreis im Wettbewerb von filmPOLSKA 2021 gewonnen. Die Jury begründete wie folgt ihre Entscheidung: „‘I Never Cry‘ besticht durch seine detaillierten Beobachtungen und seine erfrischend unangepasste weibliche Hauptfigur. Auf den Baustellen Westeuropas sind osteuropäische Menschenleben weniger wert, so zeigt uns der Film in tragischen, aber auch kafkaesk-absurden und berührenden Szenen. Piotr Domalewskis Film schildert ein düsteres Bild der inneneuropäischen Arbeitsmigration und der damit verbundenen Bürokratie. Die Jury war aber vor allem begeistert von Hauptfigur Ola, gespielt von Zofia Stafiej, die mit ‘I Never Cry‘ ihr Leinwanddebüt gab. Diese Figur trägt den Film, mit Wut und Verbissenheit reagiert sie auf die widrigen Umstände aber zeigt sich auch zärtlich. Die Jury war sich einig: dieser Film verdient den Hauptpreis von filmPOLSKA 2021.“
K: Piotr Sobociński jr.
S: Agnieszka Glińska
M: Hania Rani
D: Zofia Stafiej, Kinga Preis, Arkadiusz Jakubik, Dawid Tulej u. a.
Piotr Domalewski (geb. 1983) studierte Schauspiel in Kraków und Regie in Katowice, bevor er mit seinem Langspiel-Debüt „Cicha noc / Stille Nacht“ auf Anhieb beim Filmfestival in Gdynia den Hauptpreis gewann.
Veranstalter: Polnischer Filmclub der Universität Potsdam in Kooperation mit dem Polnischen Institut Berlin und dem Thalia Filmtheater Potsdam
Veranstaltung auf Facebook
Info: www.facebook.com/polnischerfilmclub, www.thalia-potsdam.de
Karten: Reservierung: 0331/7437 020, Kasse: 0332/7437 030
Ort: Thalia Filmtheater, Rudolf-Breitscheid-Str. 50, 14482 Potsdam-Babelsberg
Fotos © Akson Studio