10.11.2022 Archiv, Programmarchiv

ABGESAGT: Gombrowicz. Norwid. Neu auf Deutsch.

Rolf Fieguth liest aus Witold Gombrowiczs Roman "Ferdydurke" und aus Cyprian Norwids Para-Roman "Quidam"

Die Veranstaltung muss leider auf einen späteren Termin verschoben werden.

Moderation: Prof. Dr. Alfrun Kliems

2022 ist in Polen zum „Jahr der Romantik“ erkoren worden. Zur polnischen Literaturgeschichte gehört die tiefe Verehrung dieser literarischen Epoche ebenso, wie die kritische Auseinandersetzung mit dieser Tradition, nicht zuletzt durch Witold Gombrowicz.

Cyprian Norwid gehört neben Adam Mickiewicz , Zygmunt Krasiński und Juliusz Słowacki zu den bedeutendsten Dichtern des polnischen 19. Jahrhunderts. Sein Para-Roman „Quidam“ (1863) (lat. „Irgendwer“) ist eine rare Perle polnischer Erzählkunst in Versen, sprachgewitzt und bildkräftig. Ein fremder junger Dichter sucht die Wahrheit im Zentrum der Welt, Hadrians spätantikem Rom. Er erlebt das Scheitern von Freundschaft und Liebe, die Sinnleere griechischer Philosophie und die Brüchigkeit der religionsgefärbten Machtdemonstrationen des Kaisers Hadrian. Angesichts des jüdischen Bar-Kochba-Aufstands (132–135) verfällt Kaiser Hadrian in hysterischen Staatsterror. In dieser Atmosphäre wird der junge Dichter ermordet, bevor er mit dem im Volk bereits verbreiteten frühen Christentum in Kontakt kommt.

Reizvoll ist der Kontrast der detailreichen Schilderungen spätantiker Lebenswelt und der subtilen Ausblicke auf die Brüche der Eisenbahn-Moderne des 19. Jahrhunderts und auf die Probleme des seinerzeit von drei Gottesgnaden-Monarchen unterworfenen Polens.

Rolf Fieguth (geb. 1941 in Berlin) – studierte Slavistik und Osteuropäische Geschichte in Berlin und München. Forschungsaufenthalte in Warschau (1969/1970) und Moskau (1975/76). 1967-1979 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Konstanz; hier Habilitation 1976. 1980-1983 Lehrtätigkeit an den Universitäten Amsterdam und FU Berlin. 1983-2007 o. Prof. an der Universität Freiburg/Schweiz, 1983-1993 zugleich Direktor der Slavischen Seminars Bern. Befasst sich in den letzten Jahren vor allem mit polnischer und europäischer Lyrik des 16. bis 20. Jahrhunderts.

Wissenschaftliche und literarische Übersetzungen aus dem Russischen (Formalisten; Gedichte von I. Brodskij), Polnischen (R. Ingarden; Strukturalisten; B. Prus; H. Sienkiewicz; Aleksander Świętochowski; Wacław Berent; Bolesław Leśmian; vor allem Witold Gombrowicz und Cyprian Norwid), sowie neuerdings auch aus dem Französischen (zusammen mit Hilde Fieguth: Corinna Bille, Maurice Chappaz).

Anmeldung bis 9.11. an: berlin@instytutpolski.pl

Veranstalter: Polnisches Institut Berlin in Zusammenarbeit mit dem Institut für Slawistik an der Humboldt-Universität zu Berlin

Info: https://rolf.fieguth.ch/lebenslauf/

Einlass: 18:30 Uhr

Eintritt: frei

Ort: Polnisches Institut Berlin, Burgstraße 27, 10178 Berlin

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