12.05.2023, 20:00, Berlin / Zeughaus
29.05.2023, 19:00, Berlin / Zeughaus
Ein Tagebuch für Anne Frank (R: Joachim Hellwig, DDR 1958, 19 min)
Das Stacheltier: Fridericus Rex – Elfter Teil (R: Frank Beyer, DDR 1957, 10 min)
Życie jest piękne / Life is Beautiful (R: Tadeusz Makarczyński, 11 min, OmeU)
Szentkút / The Holy Well (R: József Kis, HU 1961, 13 min, OmeU)
Einführung am 12.05.: Andreas Kötzing
Tickets: https://www.dhm.de/zeughauskino/vorfuehrung/kritik-satire-oder-propaganda-9965/
Im Kalten Krieg wurde auf politischer und kultureller Ebene mit harten Bandagen gekämpft. Dazu zählte auch die Zensur politisch unliebsamer Filme, obwohl eine politische Zensur in der Bundesrepublik offiziell untersagt war. Vor dem Hintergrund der ideologischen Auseinandersetzung mit dem Kommunismus schreckten aber auch Bonner Behörden nicht davor zurück, Filme aus dem sog. Ostblock inhaltlich zu überprüfen, bevor sie für die westdeutschen Kinos freigegeben wurden. Zwischen 1954 und 1966 sichtete der „Interministerielle Ausschuss für Ost/West-Filmfragen“ mehr als 3.000 Filme aus der DDR, Polen, Ungarn, der ČSSR, der Sowjetunion und anderen sozialistischen Ländern. In mehr als 150 Fällen – die meisten betrafen DEFA-Produktionen – untersagte der Ausschuss eine öffentliche Vorführung oder machte sie von Schnittauflagen abhängig.
Einige vom Ausschuss nicht freigegebene Filme übten scharfe Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Bundesrepublik und der westlichen Welt. Die Grenzen zwischen sozialistischer Propaganda, satirischer Überzeichnung und berechtigter Kritik waren dabei meist fließend. Im Zweifel votierte der Ausschuss gegen solche Filme, auch wenn die propagandistischen Absichten nach eigener Einschätzung leicht zu durchschauen waren. Der Ausschuss versuchte auf diese Weise zu verhindern, dass Filme aus dem sozialistischen Ausland eine Debatte über Themen auslösten, die in der Bundesrepublik umstritten waren.
Eine satirische Kritik an der Wiederaufrüstung der Bundeswehr wie in Frank Beyers frühem Kurzfilm „Fridericus Rex – Elfter Teil“ wurde ebenso abgelehnt wie die Enttarnung straffrei gebliebener NS-Verbrecher in „Ein Tagebuch für Anne Frank“. Auch die Kritik am atomaren Wettrüsten im polnischen Kurzfilm „Życie jest piękne / Life is Beautiful“ gab der Ausschuss nicht für Kinovorführungen frei. [Text: Deutsches Historisches Museum]
Veranstalter: Deutsches Historisches Museum in Kooperation mit dem Polnischen Institut Berlin und weiteren Partnern
Ort: Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum, Eingang Pei-Bau, Hinter dem Gießhaus 3, 10117 Berlin