28. September 2023 / 20 Uhr / Berliner Philharmonie Kammermusiksaal
Tickets: https://www.eventim.de/event/unterm-radar-kammersymphonie-berlin-philharmonie-berlin-16553328/?affiliate=TUG
Unterm Radar VI ist die Fortsetzung der Konzertreihe mit 4 Konzerten im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Ein ehrgeiziges Projekt richtet den Fokus auf unangepasste Komponisten, die in den Ländern östlich des „Eisernen Vorhangs“ komponierten, sich an den politischen Verhältnissen und kulturpolitischen Vorgaben rieben, daran verzweifelten oder resignierten. Ihre Namen sind bis heute in Europa weitgehend unbekannt, ihre Werke wurden zum Teil totgeschwiegen, ausgegrenzt und diskreditiert – sie liefen unterm Radar der öffentlichen Wahrnehmung.
Einen glanzvollen Akzent setzt im September der Berliner Philharmoniker Philipp Bohnen mit dem Violinkonzert des DDR-Komponisten Kurt Schwaen von 1979. Die Hommage an Bela Bartok ist ein überraschend klassisches und höchst virtuoses Werk. Im Dezember füllen rumänische und polnische Kompositionen das Programm – und das Klarinettenkonzert des lettischen Komponisten Romualds Kalsons mit Alexander Bader als Solist.
Die Kammersymphonie Berlin unter der Leitung von Jürgen Bruns erweitert ihr Repertoire mit einer Vielzahl ungehobener Musikschätze aus Tschechien, Ukraine, Polen, Rumänien, Lettland und der ehemaligen DDR – die als Wegbereiter der Neuen Musik längst in das Repertoire der Klassischen Moderne aufgenommen gehören und endlich ihre Aufführung erleben!
Die Konzertreihe „UNTERM RADAR“ 2021/22 brachte eine Fülle an unbekannter großartiger Musik zu Gehör, die regelrecht dazu herausfordert, die Reihe fortzusetzen. Mit den neuen Programmen „UNTERM RADAR 2“ werden die Scheinwerfer erneut auf unangepasste Musik in den Staaten östlich des Eisernen Vorhangs gerichtet, auf Komponisten, die sich an den politischen Verhältnissen und rigiden kulturpolitischen Vorgaben rieben, daran verzweifelten, opponierten, resignierten oder (oft zum wiederholten Mal) emigrierten. Sie wurden ausgegrenzt, vertrieben, ausgewiesen, bestraft, diskreditiert. Ihre Werke wurden zum Teil totgeschwiegen, nur im kleinen Rahmen oder mit jahrzehntelanger Verspätung aufgeführt. Die wenigsten von ihnen hatten die Chance, im internationalen Konzertbetrieb erfolgreich zu sein. So sind ihre Namen bis heute in Europa weitgehend unbekannt geblieben. Gemeinsam ist ihnen die Abwendung von den Bevormundungen und Begrenzungen durch die dogmatischen Praktiken sozialistischer Kulturpolitik, aber auch die Energie, der eigenen kulturellen Herkunft verbunden zu bleiben, eine Identität zu bewahren oder musikalische „Mahnmale“ zu schaffen. Eine einheitliche Strömung bilden sie nicht, zu unterschiedlich, vereinzelt, auch einsam verliefen ihre Entwicklungen. Neue Verfolgungen und Vertreibungen aufgrund des Ukraine-Krieges zeigen die mahnende Aktualität der Thematik. Es wartet eine Vielzahl von ungehobenen Musikschätzen, die entweder längst in das Repertoire der Klassischen Moderne aufgenommen gehören oder aber als Wegbereiter der Neuen Musik ihren Platz in den Konzertsälen einnehmen sollten. Wer denkt, sie waren zu Recht vergessen, der irrt – sie werden nur nicht vermarktet, haben keine Fürsprecher und sind zum Teil noch nicht einmal verlegt.
„…es ist die Sache von uns Musikern, uns dafür einzusetzen, dass [… ihre] Werke gebührend gespielt werden“. Diese Aufforderung des Dirigenten Rudolf Barschai von 1989 bleibt ein Desiderat und bestimmt das Anliegen der Konzertreihe „Unterm Radar 2“.
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Programm:
Tadeusz Kassern
Konzert für Streichorchester
Rudolf Wagner-Regeny
Mythologische Figurinen
Kurt Schwaen
Konzert für Violine und Orchester (1979)
Yevhen Stankovych
Sinfonie Larga für 15 Streicher
Victor Bruns
4. Sinfonie Konzertante
Violine: Philipp Bohnen
Dirigent: Jürgen Bruns
Kammersymphonie Berlin