11.07.2024 - 5.09.2024 Archiv, Programmarchiv

Auf beiden Seiten der Barrikade. Fotografie und Kriegsberichterstattung im Warschauer Aufstand 1944

Open Air Ausstellung / Dorothea Schlegel-Platz (Bahnhof Friedrichstraße), 10117 Berlin

Vernissage Berlin: 11. Juli 2024, 15:30 Uhr

Im Rahmen des 80. Jahrestages des Ausbruchs des Warschauer Aufstandes präsentieren die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, die Berliner Landeszentrale für politische Bildung und das Polnische Institut Berlin eine historisch-fotografische Open Air Ausstellung auf dem Dorothea-Schlegel-Platz.

Die Ausstellung erinnert an die historischen Ereignisse des nationalpolnischen Aufstandes gegen die deutschen Besatzer von 1944 und widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit der medialen Berichterstattung über den Warschauer Aufstand in der damaligen deutschen und polnischen Presse unter besonderer Berücksichtigung der zu diesem Zweck erstellten und verwendeten Fotos. Die Ausstellung zeichnet sich durch eine beeindruckende Auswahl an (Presse-)Fotografien, ihren beschrifteten Rückseiten sowie Kontaktabzügen, die teilweise zum ersten Mal veröffentlicht werden, aus. Weitere, den Kontext erweiternde Abbildungen von damaligen Presseerzeugnissen, Plakaten und Dokumenten laden zum Nachdenken über einen kritischen Umgang mit Fotografien der Kriegsberichterstattung ein.

Die Ausstellung wurde 2014 von der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg, dem Museum des Warschauer Aufstands in Warschau, der Universität Hamburg und Leica Fotografie International konzipiert und wird in aktualisierter Form präsentiert.

Die Ausstellung wird parallel von 4. Juli bis 1. Oktober 2024 in Mahnmal St. Nikolai in Hamburg gezeigt.

Kurator: David Rojkowski (Flensburg; Soziologe und Fotograf)

 

Publikationen

Parallel zur Ausstellung entwickeln Studierende der Public History der Freien Universität (FU) Berlin, eine Zeitschrift, in der sie sich kritisch mit der Thematik der Ausstellung auseinandersetzt. Diese Zeitschrift wird kostenlos in der Landeszentrale für politische Bildung in Berlin und in der Galerie des Polnischen Instiuts Berlin erhältlich sein. Für eine Servicegebühr wird auch der Ausstellungskatalog, der 2017 unter dem Titel der Ausstellung, herausgegeben von Peter Haslinger, Tatjana Tönsmeyer und Sabine Bamberger-Stemmann im Verlag des Herder-Instituts erschienen ist, erhältlich sein.

 

Begleitprogramm

Ab 01.08. / Tape-Art Installation von Susanne Quehenberger und Sabine Kelka
Dorothea-Schlegel-Platz

Fotos sind wichtige Quellen zu historischen Ereignissen. Doch gibt es gute Gründe, ihnen zu misstrauen. Die Ausstellung zeigt eindrücklich, unter welchen Vorgaben auf deutscher und polnischer Seite fotografiert, selektiert und veröffentlicht wurde. Dem gegenüber macht die Tape-Art-Installation Leerstellen sichtbar – Ausschnitte aus einer erlebten vergangenen Welt, die nicht abgebildet wurden. Der große getapte Sortiertisch in der Mitte der Installation verweist auf ganz andere Möglichkeiten der Selektion. Welche Geschichten hätten noch überliefert werden können?

Erstmals werden beide Präsentationen in Hamburg und in Berlin durch eine temporäre Tape-Art-Installation der Berliner Künstlerinnen Susanne Quehenberger und Sabine Kelka erweitert, die ab Anfang August zu sehen sein wird.

 

15.08., 19:00 Uhr / “Konspirantinnen” Filmvorführung und Gespräch mit Paul Meyer
Galerie des Polnischen Institut Berlin, Burgstr. 27, 10178 Berlin

D 2006, 90 min

Im Emsland geboren, hatte der Regisseur Paul Meyer schon als Kind von Oberlangen gehört, wo es ein Kriegsgefangenenlager für Frauen gab. So etwas hatte es noch nie gegeben. Im Kapitulationsvertrag des Warschauer Nationalaufstands von 1944 (1.8.-2.10.1944) wurden die weiblichen Aufständischen als Kombattanten den männlichen gleichgestellt und entsprechend der Genfer Konvention behandelt. Für seinen Film machte er sich 55 Jahre später auf die Suche nach Überlebenden. Die dann 70- bis fast 100jährigen Widerstandskämpferinnen der Heimatarmee bildeten einen wesentlichen Teil des großen polnischen Untergrundstaates. Sie arbeiteten in diesem Geheimstaat konspirativ als Lehrerinnen im verbotenen höheren Bildungswesen, sicherten als Kuriere die Verbindung zwischen den Widerstandszellen im In- und Ausland, wurden als Attentäterinnen und Partisaninnen eingesetzt, schmuggelten Waffen und kämpften selbst mit der Waffe. Die Erfahrungen aus dieser Zeit prägten die Interviewten fürs ganze Leben, mit ihren Schilderungen entsteht ein eindringliches Bild von Solidarität und Wehrhaftigkeit in der polnischen Bevölkerung. Visuell unterstützt der Film diese Berichte mit sorgfältig recherchierten, z. T. unveröffentlichten Archivmaterialien. Sein Fokus richtet sich auf das komplexe Räderwerk der Konspiration, das zwar in der Katastrophe endete, jedoch faszinierende Momente eines unfassbaren Überlebensmutes bezeugt.

In Zusammenarbeit mit Moabiter Filmkultur e.V. Eintritt frei, Anmeldung unter: berlin@instytutpolski.pl

 

Foto © Muzeum Powstania Warszawskiego

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