Ausstellung: 1. November 2025 – 24. Januar 2026
Buchpräsentation: Samstag, 22. November 2025, 16 Uhr
Ort: Persons Projects, Lindenstr. 35, D-10969 Berlin
Info: www.personsprojects.com
Die Berliner Galerie Persons Projects präsentiert die Einzelausstellung Written in Her Own Hand von Zofia Kulik – einer der bedeutendsten polnischen Künstlerinnen der Gegenwart. Die Ausstellung zeichnet den Weg ihrer künstlerischen Emanzipation nach – von den frühen Arbeiten an der Warschauer Akademie der Bildenden Künste über die gemeinsame Praxis mit Przemysław Kwiek (Künstlerduo KwieKulik, 1971–1987) bis hin zu ihren ikonischen Selbstporträts, in denen sie als Königin erscheint. Zusammen vermitteln diese ausgewählten Werke ein tieferes Verständnis dafür, wie sich Kuliks individuelle Karriere zu dem entwickelt hat, was sie heute ist.
Zwischen 1971 und 1987 arbeitete Zofia Kulik gemeinsam mit Przemysław Kwiek unter dem Namen KwieKulik. Das Duo erforschte neue Wege der künstlerischen Praxis, wobei sie besonderes Interesse an Kybernetik und Spieltheorie zeigten. Diese Ansätze flossen in ihre Arbeiten ein, indem sie komplexe Interaktionen, Feedback-Prozesse und Abhängigkeiten zwischen Beteiligten analysierten. Ein Beispiel dafür ist Game on an Actress’s Face (1971), eine Serie von Nahaufnahmen der Schauspielerin Ewa Lemańska, in der Entscheidungen und Handlungen in einem System wechselseitiger Beziehungen untersucht werden.
Im gemeinsam gegründeten Studio für Aktivitäten, Dokumentation und Propagation (PDDiU) in ihrer Wohnung in Warschau entwickelten Kulik und Kwiek ein experimentelles Umfeld, das teils als Atelier, teils als Galerie funktionierte. Dort entstanden Performances, Aktionen und „Aktivitäten“, die den künstlerischen Prozess selbst in den Mittelpunkt stellten und die Rolle von Zuschauer*innen und Teilnehmenden aktiv einbezogen. KwieKulik brach bewusst mit der traditionellen, objektbasierten Kunstauffassung und fokussierte sich auf vergängliche, dokumentierte Prozesse.
Nach der Auflösung des Duos begann Zofia Kulik ein neues Kapitel als eigenständige Künstlerin. Sie entwickelte fotografische Arbeiten mit Mehrfachbelichtungen auf Fotopapier und integrierte ihr umfangreiches Fotoarchiv in die Kompositionen. Ihr erstes manifestiertes Werk Come with Me Through the Valley of Tears – after Artur Grottger (1988) zeigte den Künstler Zbigniew Libera als Muse und legte den Grundstein für das Archive of Gestures, eine wiederkehrende Quelle visueller Motive in ihrer Praxis. Für Kulik ist die Dokumentation ihres kreativen Prozesses von zentraler Bedeutung: Notizbücher und Fotografien bilden die Grundlage ihrer Arbeiten. Ihre großformatigen Selbstporträts, auf denen sie als Königin erscheint, markieren ihr künstlerisches und persönliches Erwachen sowie die Entwicklung ihrer eigenen künstlerischen Stimme.
Zofia Kuliks Arbeiten wurden u. a. auf der 47. Biennale di Venezia (1997) und der documenta 12 in Kassel (2007) gezeigt. Ihre Werke befinden sich in bedeutenden Sammlungen wie der Tate Modern, dem MoMA New York und dem Centre Pompidou.
Die Ausstellung in der Persons Projects begleitet die Veröffentlichung der ersten umfassenden Monografie der Künstlerin, herausgegeben von Thames & Hudson, die ihr beeindruckendes Lebenswerk dokumentiert (Zofia Kulik, Thames & Hudson, 2025).
Die Publikation entstand mit finanzieller Unterstützung des Außenministeriums der Republik Polen im Rahmen des Programms „Public Diplomacy 2024–2025 – European dimension and countering disinformation“.
Kunstwerk: Zofia Kulik, KwieKulik, Open Form – Game on an Actress’ Face, 1971, 120 x 150 cm