Das heutige Europa wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf Versöhnung aufgebaut. Ehemalige Feinde verwirklichten ihren Traum von einer Gemeinschaft auf Augenhöhe. Ein Beispiel dafür ist diese Wanderausstellung, die bereits in verschiedenen europäischen Städten gezeigt wurde. Nach Stationen in Rom, Warschau und Görlitz ist sie nun in Berlin zu sehen.
Die Ausstellung unterstreicht die Bedeutung des Briefes, in dem der Breslauer Erzbischof Bolesław Kominek, gebürtiger Schlesier, den berühmten Satz „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ schrieb. Diese Botschaft wurde zur Inspiration für eine neue Perspektive in den Beziehungen zwischen den Nationen, insbesondere zwischen Polen und Deutschen, und wies den Weg zu Dialog und gegenseitigem Respekt. Sie war auch der Beginn der Suche nach gegenseitigem Verständnis nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde – ungeachtet der Teilung Deutschlands und des Eisernen Vorhangs, der Europa in einen demokratischen Westen und einen kommunistischen Osten teilte – zu einem Fundament des später vereinten Europas.
Zu sehen sind Faksimiles der Dokumente der Versöhnungskorrespondenz, darunter das von Erzbischof Bolesław Kominek in deutscher Sprache verfasste Manuskript des Briefes der polnischen Bischöfe. Ebenfalls präsentiert werden die endgültige Fassung der Botschaft an die deutschen Bischöfe sowie die Antwort der deutschen Hierarchie.
Die Ausstellung zeigt, wie diese Botschaft die Zukunft Europas geprägt hat und wie wichtig es gerade heute ist, sich an diese Ereignisse zu erinnern. Sie ist eines der Projekte im Rahmen des „Jahres der Versöhnung“, das die Stadt Wrocław 2025 begeht. Das „Jahr der Versöhnung“ umfasst Dutzende von künstlerischen, pädagogischen, wissenschaftlichen und sozialen Veranstaltungen und Projekten sowie Konzerte und Ausstellungen.
Über das „Jahr der Versöhnung“
Das heutige Europa wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf Versöhnung aufgebaut. Ehemalige Feinde verwirklichten ihren Traum von einer Gemeinschaft auf Augenhöhe. Im Jahr 2025 fallen drei Jahrestage von Ereignissen zusammen, die die wichtigsten europäischen Grundwerte maßgeblich geprägt haben: Der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, der 60. Jahrestag der berühmten Botschaft der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder und der 45. Jahrestag der Gründung der Gewerkschaft „Solidarność“.
Die Identität des heutigen Wrocław basiert auf den Werten, die sich aus diesen Jahrestagen ergeben: Frieden, Versöhnung, Dialog und Solidarität. Dementsprechend hat der Stadtrat von Wrocław das Jahr 2025 zum Jahr der Versöhnung erklärt.
Ein entscheidender Prozess bei der Überwindung der Folgen des Zweiten Weltkriegs war die polnisch-deutsche Versöhnung, und ein Meilenstein in diesem Prozess war das Schreiben der polnischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe von 1965 mit dem Titel „Botschaft der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Brüder in Christi Hirtenamt”. Im Dokument findet sich der berühmte Satz, in dem der Gedanke der Versöhnung zusammengefasst wurde: „Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung”. Verfasser des Briefes war der Erzbischof von Wrocław Bolesław Kominek, der diese Botschaft direkt in deutscher Sprache formulierte. Er war ein Mensch, der bereits in den 1960er Jahren von einem gemeinsamen, vereinten Europa träumte, das den Eisernen Vorhang überwinden würde.
Der im Brief der polnischen Bischöfe enthaltene Gedanke war die erste Initiative nach dem Zweiten Weltkrieg, den Begriff der „Vergebung” aus dem Bereich der zwischenmenschlichen Ethik auf die Politik zu übertragen. Auf die polnische Botschaft antworteten die deutschen Bischöfe mit einem Schreiben vom 5. Dezember 1965.
Der Briefwechsel zwischen den katholischen Bischöfen Polens (als Vertreter der Nation der Opfer des Zweiten Weltkriegs) und Deutschlands (als Vertreter der Nation der Besatzer und Täter des Zweiten Weltkriegs) schuf ein Modell der Verständigung und Versöhnung zwischen den konfliktbeladenen Parteien, das sich auf universelle Werte beruft – Wahrheit, Dialog und Vergebung.
Die Ausstellung wird vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe der Republik Polen im Rahmen des Programms „Inspirierende Kultur 2025–2026“ kofinanziert.
Info: www.rokpojednania.pl
Eintritt: frei
Öffnungszeiten: 09:00–18:00 (außer bei geschlossenen Veranstaltungen)
Ort: Rotes Rathaus, Rathausstr. 15, 10178 Berlin


