Interfilm: 36. Internationales Kurzfilmfestival Berlin 2020 (online)
Mehr als 270 Kurzfilme in über 30 Programmen inklusive ausgewählter Q&As werden verteilt auf einen Zeitraum von einem Monat online unter www.interfilm.de/sooner präsentiert.
Aktualisiertes Programm, Tickets und weitere Infos >> https://www.interfilm.de/interfilm-festival-2020/online-festival-bei-sooner/
I. Focus On: Poland
New Polish Animation – Passions & Desires
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Pioniere der polnischen Animationskunst ihre Privatwohnungen in Studios verwandelten, war dies der Beginn einer Bewegung, die in den 1970er Jahren zur weltberühmten „Polish School of Animation“ führen sollte und Größen wie Walerian Borowczyk hervorbrachte. In jüngster Zeit hat eine neue Generation von Animationskünstler*innen den Staffelstab übernommen: Marta Pajek, Renata Gasiorowska, Izabela Plucinska, Tomek Ducki, Tomasz Popakul, Marta Magnuska haben über die traditionellen abstrakten Bildstile und die polnische Plakatkunst zu neuen, experimentellen und einzigartigen Ausdrucksweisen gefunden, in denen nicht selten die komplizierte Verstrickung des Individuums in die Geschichte und die damit verbundenen Konsequenzen für die eigene, in ständiger Unruhe befindlichen Identität durchscheinen.
As the pioneers of Polish animation transformed their private dwellings into studios following the end of World War Two, it represented the beginning of a movement, one which would lead to the world-famous “Polish School of Animation” in the 1970s, which produced such legendary figures as Walerian Borowczyk. In recent years, the torch has been passed to a new generation of animation artists: Marta Pajek, Renata Gasiorowska, Izabela Plucinska, Tomek Ducki, Tomasz Popakul and Marta Magnuska have found their way to new, unique, experimental forms of expression via traditional abstract visual styles and Polish poster art. Their works frequently involve the individual’s complicated entanglement in history and the associated consequences for personal identities caught in a state of constant unrest.
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New Polish Animation – Beyond Imagination
Der neue polnische Animationsfilm widmet sich Figuren in einer modernen, unverständlich gewordenen Welt und den Konflikten die daraus entstehen. Er zeigt nuancierte Generationenkonflikte, die sich im Privaten entladen und Individuen, die sich im Alltag der Arbeit verlieren. Dabei geht es nie um eine Beurteilung der Wirklichkeit, zu vieles bleibt im Unklaren – nicht zuletzt auch, um damit den Zuschauer selbst einzubeziehen, für den das Kino in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Flucht aus der Realität geworden ist.
The new Polish animated film is devoted to figures trapped in a modern world that has become incomprehensible and the conflicts that result from this state of affairs. It depicts nuanced generational conflicts that erupt in private and individuals who lose themselves in the everyday grind of work. The focus here is never on forming a final judgement of “the real”, too much remains uncertain – not least in order to be able to draw in the viewer as well, for whom cinema has increasingly become an escape from reality in recent years.
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New Polish Shorts – Mixed Feelings
Mit einer Gesetzesänderung zur Filmfinanzierung und der Gründung des Polnischen Filminstituts gelang 2005 quasi die Wiedergeburt des polnischen Kinos, das in den 1980er Jahren in eine schwere Krise stürzte. Wurden bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts jährlich nur etwa fünf Filme produziert, waren es 2015 bereits mehr als 50. Als Pawel Pawlikowski für seinen Film „Ida“ 2015 den Oscar erhielt, bestätigte dies nur einmal mehr den Weg, den das polnische Kino gegangen ist. Seit einigen Jahren formiert sich mit Jan Komasa, Małgorzata Szumowska, Norman Leto oder auch Olga Chajda eine Generation von Filmemacher*innen, die mit großem Gespür für das Medium Film und einer Sensibilität für die gesellschaftlichen Unebenheiten erzählerische und formal-ästhetische Grenzen auslotet. Im Kurzfilm werden vor allem Individuum und Gemeinschaft zu zentralen Begriffen des Kinos, das von Krisen der Gegenwart aber auch der Vergangenheit erzählt.
With a change in the laws regulating film funding and the founding of the Polish Film Institute, 2005 marked a sort of rebirth for Polish cinema, which had descended into a long period of heavy crisis in the 1980s. Whereas the beginning of the 21st century saw the number of annual productions hovering somewhere around five films, by 2015 that number had already risen to more than 50. When Pawel Pawlikowski recieved the Academy Award for his film “Ida” in 2015, it served to underline once again the arduous path that Polish cinema had taken. Over the past several years, with the likes of Jan Komasa, Małgorzata Szumowska, Norman Leto or Olga Chajda, a generation of filmmakers has arisen that is exploring narrative, formal and aesthetic boundaries with a great feel for the medium of film and a sensitivity for society’s discrepancies. In their short films, the individual and collective stand above all as central concepts of a cinema that speaks of contemporary crises as well as those of the past.
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New Polish Shorts – Turning the Tables
Wie kaum ein anderes Kino reagiert der polnische Film in Wellenbewegungen auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen oder bringt unabhängig von diesen Strömungen hervor, die als filmische Bearbeitungen des Unterbewussten verstanden werden können. Mit dem „Kino der moralischen Unruhe“ verliehen Krysztof Kieslowski und andere Filmemacher in den 1970er und 80er Jahren einer Handlungsohnmacht Ausdruck, die das Resultat eines unmoralischen politischen Systems war, dem nichts entgegen gesetzt werden konnte. Mehr als 30 Jahre später spülen die aktuellen Kurzfilme ähnliche Gefühlslagen an die Oberfläche. So ist es kein Wunder, dass heutige Filmemacher*innen erneut eine Unruhe aufgreifen. Sie spüren im Verborgen Liegendem nach und befragen es und begleiten von ihrer Lebenswelt losgelöste Protagonist*innen – häufig im Stil eines neuen magischen Realismus.
Polish cinema is perhaps second to none in its tendency to react in wave-like motions to social and political developments, or in its capacity to give birth to currents independently of such developments, currents that can be understood as cinematic processing of subconscious thought. With the “Cinema of Moral Anxiety”, Krysztof Kieslowski and other filmmakers gave voice to a feeling of powerlessness in the 1970s and 80s, itself the product of an immoral political system which could not be opposed. More than 30 years later, contemporary short films are bringing similar emotional complexes to the surface. Thus, it is no wonder that today’s filmmakers are taking up a sort of anxiety once again. They search for its traces in concealed places, examining angst, as they accompany protagonists detached from the settings of their daily existence – while often exhibiting a style best described as a new take on Magical Realism.
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II. INTERFORUM
Masterclass Weronika Bilska – The Polish View
Weronika Bilska stand bereits für unterschiedlichste Filme hinter der Kamera und verleiht diesen ihren ganz persönlichen Blick. Für ihr kinematografisches Talent wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. In ihrer Masterclass spricht sie über die Erfahrungen als Kamerafrau am Set und die Entwicklung einer persönlichen Bildsprache. Außerdem erläutert sie, warum sie den Schlüssel zum Verständnis polnischer Filmlehre und Bildästhetik in der Romantik verortet.
Referentin: Weronika Bilska (geb. 1983) schloss 2011 ihr Studium an der Fakultät für Radio und Fernsehen an der Schlesischen Universität in Kattowitz ab. Sie hat bereits zahlreiche Preise gewonnen, unter anderem für ihr „großes Kinematografietalent“ in dem Kurzfilm LILA.
Alle Veranstaltungen sind kostenlos und finden in englischer Sprache statt. Tickets für Veranstaltungen des Interforums sind aufgrund begrenzter Platzzahl nur per Anmeldung via interforum@interfilm.de erhältlich.
Weronika Bilska has worked behind the camera for a wide range of films, lending them her own very personal perspective. She has been honoured multiple times for her cinematographic talent. In her masterclass, she will speak about her experiences as a camerawoman on set, as well as on the development of her personal visual language. In addition, she will elucidate why the key to understanding Polish film pedagogy and visual aesthetics can be found in Romanticism.
Presenter: Weronika Bilska (born in 1983) completed her studies at the Faculty for Radio and Television of Silesian University in Katowice in 2011. She has won numerous awards, among other things for her “great cinematographic talent” for the short film LILA.
III. Panel Focus on: Poland Special
Nach Jahrzehnten des Strauchelns konnte sich das polnischen Kino im Laufe der letzten fünfzehn Jahre neu formieren und stellt heute einen der spannendsten Orte des Filmschaffens dar. So steht das Land nicht nur für eine lange Tradition des Animationsfilms, sondern auch für eine neue Generation an Filmschaffenden, die die Grenzen dieser Gattung weiterhin ausloten. Gleichzeitig reagiert das polnische Kino wie kaum ein anderes auf gesellschaftliche und politische Umbrüche, wobei gerade der Kurzfilm für gezielte und prägnante Stellungnahmen einsteht.
Inwieweit werden aktuelle Entwicklungen von polnischen Filmemacher*innen im Film aufgegriffen? Welche Herausforderungen ergeben sich bereits in der Produktion? Mit dem diesjährigen Fokus auf Polen versuchen polnische Filmschaffende Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu geben und laden das Publikum zum gemeinsamen Gespräch ein.
Following decades of decline and neglect, Polish cinema has experienced a sort or rebirth over the past fifteen years and now represents one of the most exciting places for filmmaking in the world. So it is that the country not only stands for a long tradition of animated film – it has also become home to a new generation of filmmakers that are pushing at the boundaries of this format. At the same time, Polish cinema is nearly second-to-none in its capacity to react to social and political upheavals – here special mention should also be made of the Polish short film and its purposeful and incisive statements.
To what extent are Polish filmmakers taking up current developments in their work? What challenges are already present in the production process? With this year’s Focus on Poland, Polish filmmakers will attempt to provide answers and raise many further questions while inviting the audience to enter into a shared conversation.
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IV. Food & Film (ABGESAGT!)
Der Food and Film Club ist eine neue „dinner-and-a-movie“-Erfahrung. Mit jeder Ausgabe präsentieren die Köch*innen ein viergängiges Menü, das zum Thema des Abends passt. Unter dem Motto „Ein Gang pro Film“ startet die kulinarische Reise für INTERFILM ganz im Zeichen des diesjährigen FOCUS ON: POLAND40,- € für Menü + Getränke und KurzfilmprogrammTickets: https://www.themadrabaz.com/event-directory/
The Food and Film Club is a new dinner-and-a-movie experience. With each edition, the chefs present a four-course menu that matches the theme of the evening. Under the motto „One course per film“, the culinary journey for INTERFILM starts under the with this year’s FOCUS ON: POLAND
40 ,- € für 4 course dinner + drinks and shortfilm-programme
Tickets: https://www.themadrabaz.com/event-directory/
11. – 15.11.2020, 20:00 Uhr, Madrabaz (Paul Robeson Straße 610439 Berlin)
V. Augmented Poster Exibihition Kaja Renkas (NUR ONLINE!)11.-15. November 2020, Babylon OvalMehr >> KLICK
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Kaja Renkas hat sich zu einer international anerkannten Künstlerin entwickelt, die eine Tradition des polnischen Plakatdesigns fortsetzt. Kajas neueste Poster erinnern an die experimentelle Animation von Walerian Borowczyk und Jan Lenica und werden mit Augmented Reality (AR) zum Leben erweckt, einer sich schnell entwickelnden Technologie, die Realitäten zwischen der realen Welt und der virtuellen Welt mischt. AR ist die perfekte Ergänzung, um Renkas kreativen Surrealismus und Vintage-Feeling in ein neues digitales Zeitalter zu bringen. (Chris Smentkowski)
Daher ist das INTERFILM-Festival sehr stolz darauf, dass wir Kaja für die Gestaltung der diesjährigen Festival-Poster-Edition gewinnen konnten und sie als Gast beim Festival begrüßen zu können um ihre Arbeiten in einer Augmented Poster Exibihition während des INTERFILM Festivals vom 11.-15. November 2020 täglich von 14h – 22h im Babylon Oval zu präsentieren .
Hier ist ein Link zur App, umr die Poster mit Augmented Reality genießen zu können.
Kaja Renkas has emerged as an internationally recognized artist continuing a tradition of Polish poster design. Recalling the experimental animation of Walerian Borowczyk and Jan Lenica, Kaja`s newest posters come to life using Augmented Reality (AR) a rapidly developing technology that mixes realities between the real world and the virtual world. AR is the perfect match making bringing Renkas`creative surrealism and vintage feel into a new digital age. (Chris Smentkowski)
Therefore the INTERFILM festival is very proud that we could win Kaja to design this years festival poster edition and have her as a guest at the festival presenting her work in an Augmented Poster Exibihition during the INTERFILM Festival from 11.-15. November 2020 open daily from 2pm – 10pm in Babylon Oval .
Here is a link to the App so you can enjoy the posters with Augmented Reality.
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Foto: Apokalypse Airlines, EJECT & Green Film Competition Breath! (c) Interfilm