Ausstellung in den Galerie-Schaufenstern
Kurator: Patryk Mogilnicki (Grafiker, Illustrator und Autor)
Seit einigen Jahren erlebt die Illustration weltweit und damit auch in Polen eine Renaissance. Die Ausstellung präsentiert die interessantesten polnischen Illustratoren der jungen und mittleren Generation, die sich sowohl in ihrer Heimat als auch im Ausland bereits einen Ruf erarbeitet und ihren jeweils eigenen, originellen Stil entwickelt haben.
Heute wimmelt es auf der ganzen Welt vor Illustrator(inn)en. Der Job ist zum Modeberuf geworden und es genügt ein Blick ins Internet, um festzustellen, dass die Anzahl junger Grafiker/innen schwindelerregend ist – was aber nicht automatisch originelle, interessante oder fortschrittliche Werke nach sich zieht. Immer wieder stößt man auf Imitationen, Anleihen bei Kollegen oder schlicht Plagiate. Hinzu kommt, dass die Anzahl der gebräuchlichen Grafikprogramme begrenzt ist und sich fast alle Künstler ähnlicher Geräte bedienen, so dass es zwangsweise zu Wiederholungen kommt. Auf dem schnellen, technisch simplen Weg zur fertigen Illustration bleiben ein unverwechselbarer Stil und eine ausgeprägte künstlerische Individualität häufig auf der Strecke.
Die ausgestellten Werke zeigen aber, dass man es durchaus besser machen kann. Sowohl die Ausstellung als auch das 2017 bei Wydawnictwo Karakter erschienene Buch „Nie ma się co obrażać“ (Kein Grund sich aufzuregen) von Patryk Mogilnicki versammeln die interessantesten Phänomene der aktuellen polnischen Illustrationskunst. Die vorgestellten Grafiker/innen – u. a. Ola Niepsuj, Ada Buchholc, Ania Goszczyńska, Dawid Ryski und Tymek Jezierski – stehen stellvertretend für eine Vielzahl von Geistesgenoss(inn)en, welche mit interessanten individuellen Ansätzen, Techniken und Ideen dem Genre neues Leben einhauchen.
„Neu“ bedeutet hier nicht nur „modern“, sondern auch „anders, innovativ, avantgardistisch und nicht zwingend figurativ“. Natürlich führt kein Weg an der Vorgeschichte der polnischen Illustrationskunst vorbei und die nächste Generation sieht sich durchaus in der Tradition ihrer großen Vorgänger, welche der „polnischen Schule“ im Grafikdesign, der Plakatkunst und der Illustratoren zu Renommee verhalfen. Namen wie Jan Marcin Szancer, Janusz Stanny, Olga Siemaszko, Jan Lenica, Ewa Frysztak, Jan Młodożeniec, Henryk Tomaszewski oder Bohdan Butenko stehen als Taufpaten an der Wiege der zeitgenössischen polnischen Illustration. Das zeigt sich auch in einem gewissen Retro-Stil – sowohl bei den Themen als auch bei Komposition, Farbgebung und Typografie.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin
Ort: Polnisches Institut, Galerie-Schaufenster, Burgstr. 27, 10178 Berlin