Zum Abschluss der Jubiläums-Ausgabe von filmPOLSKA wird es noch einmal feierlich. Traditionell wird vor der letzten Vorführung der Siegerfilm des filmPOLSKA-Wettbewerbs bekanntgegeben und erklärt, womit er die Fachjury überzeugen konnte.

Im Anschluss wird als zweiter Teil der Sonderreihe „Has in Cannes“ der Klassiker „Sanatorium pod klepsydrą / The Hourglass Sanatorium“ von Wojciech Jerzy Has (PL 1973, 119 min, OmeU) gezeigt, bevor Organisationsteam, Filmemacher*innen, Branchengäste und Publikum in gemütlicher Runde gemeinsam das Festival ausklingen lassen.


© Colette Pomerleau

Andreya Casablanca, bekannt als Solokünstlerin und eine Hälfte des Berliner Indie-Duos „Gurr“, trifft man normalerweise singend und Gitarre spielend auf der Bühne an. An diesem Abend wird sie hingegen als DJ das Get Together nach dem Film mit MTV-Dance-Musik aus den 2000er-Jahren, Songs mit poppigen Vocals, Indie-Hits und vielem mehr untermalen.

 

 


17.09. / 18:30 / Klick Kino / anschl. Get Together mit dem filmPOLSKA-Team und Musik von Andreya Casablanca / Ticket-Link



Sanatorium pod klepsydrą / The Hourglass Sanatorium


PL 1973
R/B: Wojciech Jerzy Has
119 min, OmeU
K: Witold Sobociński
S: Janina Niedźwiecka
M: Jerzy Maksymiuk
D: Jan Nowicki, Tadeusz Kondrat, Irena Orska, Halina Kowalska, Gustaw Holoubek, Mieczysław Voit, Ludwik Benoit Bielenia u. a.

Mit wuchernder Fantastik und groteskem Humor entwarf der von den Nazis ermordete Dichter Bruno Schulz in seinem Erzählband „Das Sanatorium zur Todesanzeige“ ein privatmythologisches Universum der unwiederbringlich versunkenen jüdischen Lebenswelt Ostgaliziens – einer Traumlandschaft der Visionen und Obsessionen, die ihm den Ruf eines geistigen Zwillings von Franz Kafka eingebracht hat. Wojciech Jerzy Has erhielt für seine später zensierte Adaption des Stoffes 1973 den Spezialpreis der Jury in Cannes.

Film wie Buch erzählen die sonderbare Geschichte des polnischen Juden Józef, der ein Sanatorium besucht, in dem sein übermächtiger Vater Jakub nach dem Tod verweilt. Es folgt eine Reise in die tiefsten Schichten des Unbewussten und des Imaginären – dorthin, wo die Zeit aus den Fugen gerät und sogar rückwärts läuft. Has inszeniert den bizarren Trip als Metapher auf Identitätssuche und Errettung eines kollektiven Gedächtnisses: Jedes Mal, wenn Józef unter das Bett des Vaters kriecht, taucht er in die surreal anmutende Welt seiner Kindheit hinab, in den Mikrokosmos eines osteuropäischen Schtetls zu Beginn des 20. Jahrhunderts – eine Lebenswelt, die mit ihrer wundersamen Mixtur von Kulturen längst dem Untergang geweiht ist. [Margarete Wach]