Jedoch blieb ein Teil meines Herzens dort, in Majdanek. Das Tagebuch der Jadwiga Ankiewicz (1926–1944) – Buchpräsentation und Diskussion
Datum und Uhrzeit: Do., 7. November, 18.30 Uhr
Ort: Polnisches Institut Wien, Am Gestade 7, 1010 Wien, Anmeldung: event.wien@instytutpolski.pl
Die Polin Jadwiga Ankiewicz war 1943 sechzehn Jahre alt. Sie lebte mit ihrer Familie in Warschau – zu jener Zeit unter deutscher Besatzung. Im Januar 1943 wurde Jadwiga während einer Razzia wahllos festgenommen und in das Warschauer Pawiak-Gefängnis gebracht, das während der deutschen Besatzung Symbol für Folter und Unterdrückung war. Am Tag nach ihrer Verhaftung wurde Jadwiga von der SS in das Konzentrationslager Majdanek gebracht, ohne das Ziel ihrer Reise oder ihr weiteres Schicksal zu kennen. Auch ihre Familie wurde nicht über ihren Verbleib informiert.
Jadwiga wurde vier Monate im KL Majdanek gefangen gehalten und schrieb während dieser Zeit fast täglich ein Tagebuch. Sie schaffte es, dieses bei ihrer Freilassung an den Wärtern vorbei hinauszuschmuggeln. In ihrem Tagebuch schreibt sie darüber, wie sie sich mit dem Alltag im Vernichtungslager arrangiert, was ihr Hoffnung gibt und woran sie verzweifelt. Durch das Festhalten ihrer Gefühle und Gedanken ist ihr Tagebuch eine wichtige autobiographische Quelle.
Wie könnte der einzigartige autobiografische Text einer jungen polnischen Frau, Häftling im KZ Lublin, der bereits in deutscher Übersetzung vorhanden ist, in der Geschichtsvermittlung eingesetzt werden?
Am 15. Jänner 1943 wurde in Warschau die 16-jährige Polin Jadwiga Ankiewicz im Zuge einer Razzia von den deutschen Besatzern in das KZ Lublin verschleppt. Sie musste dort in der Wäscherei arbeiten, die sich in unmittelbarer Nähe zum sogenannten „alten Krematorium“ befand. Während ihrer viermonatigen Haft schrieb sie heimlich fast täglich in ein Tagebuch, bei ihrer Freilassung konnte sie ihre Aufzeichnungen aus dem Lager schmuggeln.
Heute gibt uns Jadwiga Ankiewiczs Tagebuch Aufschluss über den Alltag im Vernichtungslager, über ihre Beobachtungen, über Hoffnungen und Ängste der jungen Frau. Dieser einzigartige autobiografische Text wurde vom Staatlichen Museum Majdanek im Jahr 2020 kommentiert publiziert und ist ein Jahr später auch auf Deutsch erschienen.
Der Abend ist dieser jungen Frau, ihrer Geschichte und der Auseinandersetzung mit dem Gedenk- und Erinnerungsort Majdanek gewidmet. Das KZ Lublin bestand von Herbst 1941 bis zur Befreiung im Juli 1944. Es war Kriegsgefangenen-, Straf-, Auffang-, Arbeits- und Vernichtungslager, in das ab dem Frühjahr 1942 auch viele Jüdinnen und Juden aus Mittel- und Westeuropa und somit auch aus Österreich deportiert wurden. Können die nun auf Deutsch vorliegenden Aufzeichnungen von Jadwiga Ankiewicz für die pädagogische Vermittlung in Museen und Gedenkstätten bzw. in der Holocaust Education auch in Österreich gewinnbringend eingesetzt werden?
Programm
Begrüßung: Leitung des Polnischen Instituts Wien, Gesandter Janusz Styczek
Lesung aus dem Tagebuch von Jadwiga Ankiewicz auf Deutsch und Polnisch mit der Schauspielerin Ewa Kasp
Buchvorstellung durch die Leiterin der Vermittlungsabteilung im Staatlichen Museum Majdanek, Jolanta Laskowska
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Expert:innenrunde (Deutsch bzw. Englisch):
Häftlingszeugnisse in der pädagogischen Arbeit / Prisoners Testimonies in Pedagogical Work
mit
Jochen Böhler – Direktor des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI)
Jolanta Laskowska – Leiterin der Vermittlungsabteilung im Staatlichen Museum Majdanek
Valentin Johler – ehemaliger Gedenkdienstleistender im Staatlichen Museum Majdanek
(2021–2022)
Karolina Wasiluk – Vermittlerin im Staatlichen Museum Majdanek
Marlene Wöckinger – Vermittlerin in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Memorial
Moderation: Pia Schölnberger – Leiterin der Kommission für Provenienzforschung, BMKÖS
Die Veranstaltung wird von der Kuratorin Birgit Johler geleitet.
Info und Karten: Eintritt frei. Anmeldung erforderlich: event.wien@instytutpolski.pl
Veranstalter: Polnisches Institut Wien
Partner: Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
Organisation: Birgit Johler – Kuratorin Graz/Wien