17.06.2020 Aktuelles, Andere

#PLKulturAmGestade

War es Zufall oder nicht, Polen hat sich im Jahre 1974 ein wahres Schmuckstück der Wiener Architekturgeschichte als Residenz seines Kulturinstituts auserwählt.

Im Rahmen der Kampagne #PLKulturAmGestade werden wir Ihnen ab heute eine Reihe von interessanten Fakten über unser Institut und seine Aktivitäten präsentieren.

Das Gebäudeensemble, wo Polnisches Institut Wien seinen Sitz hat, das der Kirche Maria am Gestade mit den heutigen Adressen Am Gestade Nummer 1–7 zu Füßen liegt, zählt zu den wohl ältesten noch erhaltenen sogenannten Bürgerhäusern Wiens und steht unter Denkmalschutz.

 


Es war um das Jahr 1200, als erstmals die Kirche Maria am Gestade, in deren Nähe das Polnische Institut Wien seinen Sitz hat, ausdrücklich Erwähnung fand, die fortan als Kirche der Donauschiffer gelten sollte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hätte man beinahe die Kirche dem Erdboden gleichgemacht. Allein es fand sich laut Aufzeichnungen aus dieser Zeit niemand, der den durch den Abriss entstehenden Bauschutt im Voraus gekauft hätte. So beließ man die Kirche, wo sie war, und uns Nachkommen blieb ein wahres Juwel der Gotik mit ihrem zweifellos ungewöhnlichen siebeneckigen Turm erhalten. Nun hatten die Wiener von der heutigen Neutorgasse aus wieder einen freien Blick auf die Kirche.

 

Wir setzen unsere Kampagne #PLKulturAmGestade fort und erzählen Ihnen ein Paar interessante Fakten über unser Haus Am Gestade 7. Die Geschichte hat es gut mit ihm gemeint, so kann es heute durchaus als eines der ältesten, noch mehrheitlich im Originalzustand befindlichen Gebäude Wiens bezeichnet werden.

Die Entstehung des im Grundriss unregelmäßigen Kerns des Hauses, also seines unteren Teils mit den steingerahmten Fenstern, datiert aus der Frühneuzeit, also knapp nach der Herrschaft der Babenberger (13.–14. Jh.). Doch erst nach zwei massiven Umbauphasen sollte das Gebäude sein heutiges Erscheinungsbild erhalten. Die erste Veränderung erfolgte bereits in der Barockzeit. Die zweite wurde nach Plänen von Ernest Koch im Jahre 1803 vollzogen, einem in Wien ansässigen Architekten, der unteranderem auch die klassizistische Westfassade der Michaelerkirche in Wien, so wie wir sie heute kennen, entworfen hatte.

Das Haus Nummer 7 kann jedoch auch mit ein paar interessanten bauhistorischen Details aufwarten. So befindet sich im ersten Stock an der Fassade zum Tiefen Graben eine bemerkenswerte Steinstatue der unbefleckten Mutter Gottes, der Maria Immaculata, deren Entstehung aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts datiert, die an den damaligen Bäckermeister Michael Gotz erinnert, in dessen Eigentum das Haus einst stand.

Im Innenhof des Gebäudes gibt es noch die Pawlatschengänge, das Stichkappentonnengewölbe sowie die Wendeltreppe mit Spindel, die häufig Erwähnung in den Archiven und Reiseführern finden. „Und draußen Glanz: wehend/ regt sich hell am Kreuze/ herbstliches Gespinst“, schreibt Friederike Mayröcker in einem der Kirche Maria am Gestade gewidmeten Gedicht. Beinahe ist man geneigt, das Wehen des herbstlichen Gespinstes als leise Ahnung der Bedeutung dieses Ortes zu interpretieren, denn seine Geschichte ist wahrlich eine bewegte.


Im heutigen Sonntagsbeitrag  werden wir über die Geschichte des Brunnens auf dem Platz vor Polnisches Institut Wien schreiben.

Auf einer Fotografie der Österreichischen Nationalbibliothek von August Stauda aus dem Jahre 1900 sieht man wiederum die dichte Verbauung und die enge verwinkelte Gasse, die als Verlängerung der Börsegasse vom Tiefen Graben aus parallel zu den Gebäuden Am Gestade Nr. 1–7 zu „Maria Stiegen“, wie die Kirche auch genannt wurde, führte. An beiden Hausecken am Tiefen Graben existierten damals im Erdgeschoß offensichtlich zwei Schlosserläden, nur durch die schmale Gasse voneinander getrennt. Vom Tiefen Graben aus konnte man damals die Kirche nicht betrachten. Erst die Demolierung der Häuser Tiefer Graben 36 und Am Gestade 8 im Jahre 1935 ermöglichte den freien Blick auf die Kirche von der Börsegasse aus. Somit wurde auch der Platz vor der Kirche mit den Stiegen neu gestaltet, wofür Hubert Matuschek verantwortlich zeichnete.

Bereits 1937 erfolgte die Enthüllung des Hannakenbrunnens von Bildhauer Rudolf Schmidt (1894–1980), ein Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Schmidt wollte mit der Steinskulptur an den „Hannakenkönig“ genannten Bader erinnern, einen Mähren, der hier am Passauerplatz ordinierte und angeblich nachts perfiderweise Passanten absichtlich zu Sturz gebracht haben soll, um sich danach an deren Genesung ordentlich zu bereichern.


 

Im Rahmen unserer Kampagne #PLKulturAmGestade möchten wir Ihnen heute unseren schönen Innenhof mit dem entzückenden Steinbrunnen und den noch erhaltenen Resten der Babenberger’schen Stadtmauer zeigen. Sie dürfte auf der ursprünglich römischen Stadtmauer aufgebaut sein.

Jahrhundertelang, schon ab den Zeiten des Kelten- bzw. Römerlagers Vindobona dienten die Stadtmauern der Befestigung der Stadt und prägten die Silhouette von Wien. Sie wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert und modernisiert, aber in den Jahren 1858–1864 abgerissen. Heute erinnert die Ringstrasse samt dem Kai am Donaukanal mit ihrem Verlauf rund um den ersten Bezirk an die ehemalige Mauer, bzw. an das Glacis, die freie Fläche vor den Mauern. Von den Befestig­ungsanlagen ist fast nichts übrig geblieben.

Reste der alten Stadtbefestigung kann man heute noch an folgenden Orten besichtigen: Mölkerbastei, Äußeres Burgtor oder Heldentor, Albertina, Coburg Bastei, Stubenbastei, Dominikanerbastei und Ruprechtskirche.

 

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