19.08.2021 - 24.09.2021 Archiv, Programm

Große Kunst für die große Leinwand

BERLIN / Filmplakate aus der DDR und der Volksrepublik Polen im Dialog

Eröffnung: 19.08.2021 / 19:00

 

Heutzutage finden Filmplakate kaum noch Beachtung – sie sind unauffällig, massenhaft produziert und nach wenigen bekannten Mustern gestaltet. Als fester, aber eigentlich weitgehend verzichtbarer Bestandteil einer Werbekampagne sind sie alltäglich geworden.

Es gab jedoch eine Zeit, in der das Plakat für Filme der wichtigste Werbeträger war: die erste Botschaft, ein visueller Teaser, der uns einen Vorgeschmack auf die Geschichte gab, die uns erwartete. Nach der Vorführung war es möglicherweise das einzige verfügbare Souvenir, Objekt der Begierde begeisterter Kinobesucher. Diese Erfahrung haben mehrere Generationen von Kinogängern nicht nur in Polen gemacht, sondern auch in der DDR. In einer Zeit, in welcher der Zugang zu Medien eingeschränkt war, erfreute sich das Filmplakat großer Beliebtheit und ermöglichte es, ein Stück der Filmwelt ganz für sich allein zu besitzen.

Die Plakatkunst insgesamt ist in Polen ein besonderes Phänomen. In den 1960er-Jahren bildete sich eine Strömung heraus, die als „Polnische Plakatschule“ bekannt wurde. Das Plakat – ursprünglich lediglich ein Werbeträger – wurde immer mehr zu einem eigenständigen Kunstwerk. Der künstlerische Aspekt trat in den Vordergrund und das Plakat lieferte nicht länger nur einen „Ausschnitt“ aus einem Film, sondern eine individuelle Interpretation des Künstlers.

Filmplakate aus dem letzten Jahrhundert bieten dem Betrachter mehr als nur Bilder von Schauspielern aus dem jeweiligen Film. Ihre Betrachtung lädt uns ein darüber nachzudenken, welche Geschichte sie uns erzählen wollen, welche Räume sie in unserer Vorstellungskraft eröffnen, welchen künstlerischen Wegen ihre Autoren folgen, in welchen kulturellen oder politischen Kontexten sie die Zeichen ihrer Botschaft setzen.

Die Ausstellung nimmt eine besondere Perspektive ein. Sie stellt paarweise Plakate für jeweils denselben Film einander gegenüber, die von verschiedenen Künstlern unter Verwendung unterschiedlicher kultureller und politischer Codes erstellt wurden. Man könnte sagen: Mit jedem Plakatpaar führen uns zwei Erkenntnispfade in eine Welt, die wir noch nicht kennen. Das Plakat ist kein Film, sondern ein Schlüssel zum Film und gleichzeitig zu unserer Traumwelt. Es ist eine Art von Vorgeschmack auf das, was mit uns geschehen wird; das Versprechen einer Reise oder großer Gefühle.

Bei der Vorbereitung der Ausstellung waren nicht die Qualität eines Films oder sein Bekanntheitsgrad maßgeblich, sondern der künstlerische Gehalt seiner Plakate. Die können einerseits Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Straßenschilder sein, andererseits aber auch eigenständige künstlerische Artefakte, die dank ihrem ästhetischen Wert mehr liefern als nur eine vage Vorahnung der Welt auf der Leinwand.

Die Tatsache, dass diese Plakate in zwei verschiedenen, durch die sozialistische Ideologie verbundenen Kulturkreisen entstanden, verleiht der Ausstellung eine zusätzliche Dimension und fordert dazu heraus, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu entdecken. Muss man unbedingt aus dem gleichen kulturellen Kontext wie der Autor stammen, um seine Plakate zu verstehen, oder ist ihre Botschaft universell?

Die Ausstellung im Rahmen des 16. polnischen Filmfestivals filmPOLSKA lädt zu einem Spaziergang durch die Welt des Films ein, gesehen mit den Augen polnischer und deutscher Künstler.

Veranstalter: Polnisches Institut Berlin in Kooperation mit der DEFA-Stiftung, der Dydo Poster Gallery und dem Centrum Kultury Filmowej im. Andrzeja Wajdy

Veranstaltung auf Facebook

Info: instytutpolski.pl/berlin/2021/07/19/16-filmpolska, www.facebook.com/filmpolska.berlin
Eintritt: frei
Ort:
Polnisches Institut, Burgstr. 27, 10178 Berlin

 

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