Liter[r]a [de]: Gespräch und Lesung mit Karolina Kuszyk und Bernhard Hartmann
„Litera” bedeutet auf Latein sowohl „Buchstabe, grafisches Zeichen” als auch „Sammlung von Schriften”. Literatur ist ist ein wesentlicher und besonderer Ausdruck von Kultur – sie ist zugleich dialogisch und selbstreflexiv. Diese spezielle Eigenschaft tritt auf individueller, gesellschaftlicher, interkultureller und auch geopolitischer Ebene in Erscheinung. Deshalb ist es so wichtig, Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb deren Literaturen aus unterschiedlichen Spracharealen in Austausch miteinander treten und literarische Werke ein weltweit reges Leben führen können. Unter dem Zeichen Liter[r]a wollen wir die Verbreitung polnischer Literatur im Ausland fördern und Personen unterstützen, die sich der literarisch-übersetzerischen Herausforderungen annehmen – sei es in sprachlicher, kultureller, künstlerischer, gesellschaftlicher oder politischer Hinsicht.
In einer Welt, in wir immer häufiger in Form bloßer Schlagwörter und Memes kommunizieren, bietet uns die Literatur eine Möglichkeit, uns selbst und einander besser zu verstehen, auch über Grenzen hinweg. Die Reihe Liter[r]a umfasst Vorträge und Lesungen mit Literaturschaffenden – acht Veranstaltungen zur polnischen Gegenswartsliteratur in vier wichtigen kulturellen und akademischen Zentren Europas: Paris, Berlin, Madrid und Amsterdam.
Die dialogische Dimension der Literatur spiegelt sich im Konzept der Begegnungen, zu denen Mitgestaltende des interkulturellen literarischen Dialogs geladen sind – Autorinnen und Autoren und die Übersetzerinnen und Übersetzer ihrer Werke. Bei den spezialisierten Übersetzungsworkshops treten Studierende der polnischen Sprache, der Polonistik, der Übersetzungswissenschaften und sonstige am Berufsfeld der Literaturübersetzung interessierte Teilnehmende in den Dialog mit ein. Die abendlichen Lesungen sind für einen breiteren Kreis von Literaturexpert:innen, Kurator:innen, Interessierten aus den Bereichen Wissenschaft und Medien und vor allem Leserinnen und Lesern geöffnet. Sie bieten die Gelegenheit zum vertieften Gespräch über die wichtige Rolle der Literaturübersetzung als Form der Mitgestaltung des zeitgenössischen literarischen Textes sowie auch über die Rezeption und das dialogische Potenzial polnischer Literatur in den einzelnen Ländern und Spracharealen.
Die Veranstaltungsreihe Liter[r]a ist eine Initiative der Olga-Tokarczuk-Stiftung in Kooperation mit Partnerorganisationen in den betreffenden Ländern und wird gefördert durch das polnische Ministerium für Kultur und nationales Erbe im Rahmen des Programms zur Förderung und Verbreitung der polnischen Kultur im Ausland 2025.
Am 21. Mai 2025 findet an der Humboldt-Universität zu Berlin ein Übersetzungsworkshop unter der Leitung von Karolina Kuszyk und Bernhard Hartmann statt. Grundlage ist Kuszyks literarische Reportage In den Häusern der anderen. Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen (Christoph Links Verlag, 2022), die den Prozess der Verwandlung von Fremdem in Eigenes beleuchtet. Das Werk bietet einen neuen Blick auf die komplexe Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen, dargestellt in Form von Biografien von Häusern und den darin befindlichen Alltagsgegenständen, den stummen Zeugen der Abwesenheit ihrer vorherigen Besitzer und Besitzerinnen. Die beschriebenen Schicksale von Menschen und Dingen entfalten sich auf der Grundlage von Erinnerungen Angesiedelter und Umgesiedelter, von Interviews mit Spezialist:innen und Schatzsucher:innen und Gesprächen mit drei Generationen von Bewohner:innen der ehemals deutschen Häuser und haben in Polen eine lebhafte Diskussion über das deutsche Erbe entfacht. 2024 wurden Karolina Kuszyk und ihr Übersetzer Bernhard Hartmann mit dem Georg-Dehio-Buchpreis ausgezeichnet, mit dem alljährlich Autorinnen und Autoren geehrt werden, die sich in ihren Werken differenziert mit der deutschen Kultur und Geschichte im östlichen Europa auseinandersetzen. 2020 erhielt die Autorin für In den Häusern der anderen bereits den Arthur-Kronthal-Preis, der durch die Kommission zur Untersuchung der Geschichte der Deutschen in Polen mit Sitz in Marburg verliehen wird.
Das Gespräch mit der Autorin und ihrem Übersetzer im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums im Gebäude der Universitätsbibliothek führt Brigitta Helbig-Mischewski.
Übersetzungsworkshop:
Übersetzungsworkshop auf der Grundlage von In den Häusern der anderen (Poniemieckie) unter der Leitung von Karolina Kuszyk und Bernhard Hartmann
Wann: 21. Mai 2025, 10:00 – 14:00 Uhr
Wo: Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Slawistik und Hungarologie, Dorotheenstraße 65, 10117 Berlin, Raum 5.57 (5. Etage)
Gespräch und Lesung:
Das Gespräch mit Karolina Kuszyk und Bernhard Hartmann, der Autorin und dem Übersetzer von In den Häusern der anderen (Poniemieckie) wird moderiert von Brigitta Helbig-Mischewski
Wann: 21. Mai 2025, 19:00 Uhr
Wo: Auditorium, Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Universitätsbibliothek, Geschwister-Scholl-Straße 310117 Berlin