Die Diskussion wurde von Wiktoria Pelzer (Stadtkino im Künstlerhaus) moderiert. Das Online-Treffen widmete sich dem Werk von Andrzej Wajda, seinem Nachlass für junge FilmemacherInnen, sowie dessen Einfluss auf die Kinematographie.
– Andrzej Wajda war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, einer der wichtigsten Regisseure der polnischen und internationalen Kinematographie. Ich möchte mich bei der Wajda-Schule, dem Stadtkino im Künstlerhaus, sowie bei unseren außergewöhnlichen Gästen herzlich bedanken für die Zusammenarbeit und Möglichkeit, diese Veranstaltung zu organisieren – begann Rafał Sobczak, Direktor des Polnischen Instituts Wien.
– Andrzej Wajda, unser Meister und Guru, war – und ist in gewisser Weise immer noch – einer der interessantesten und talentiertesten polnischen Regisseure – betonte Wojciech Marczewski. – Ich habe seine Filme gesehen als ich noch Student war, und ich denke, dass „Asche und Diamant“ ein großartiges, bahnbrechendes Werk war. Ein Film, über den immer noch gesprochen wird, fügte der Regisseur der legendären Shivers, Gespenster, oder Die Flucht aus dem Kino Freiheit und Gewinner des Silbernen Bären auf der Berlinale hinzu. Agnieszka Smoczyńska-Konopka – Regisseurin des berühmten „Fugue“, „Sirenengesang” und Gewinnerin des Spezialpreises der Jury beim Sundance Festival – erinnerte sich an ihre Begegnungen mit Andrzej Wajda, die sie als Regisseurin geprägt haben. –Ich erinnere mich, als ich „Asche und Diamant“ zum ersten Mal sah, ich war damals 16. Der Film hat mich sehr beeindruckt, obwohl ich heute weiß, dass ich ihn damals nicht ganz verstanden habe. Smoczyńska-Konopka erwähnte auch, dass Wajda einmal etwas sehr Wichtiges gesagt hat: Wenn man eine Literaturverfilmung dreht, muss man immer auf das Buch zurückgreifen. Wenn wir am Set sind, wenn wir etwas besprechen wollen, wenn wir nach etwas suchen – wir müssen immer wieder auf das Buch zurückkommen. Für mich ist das eines der wichtigsten Zitate. Ein weiteres unvergessliches Zitat ist, dass Scheitern und Niederlagen ein sehr wichtiger Teil des Filmdrehs sind, weil man aus diesen immer etwas lernt.
Das Gespräch hat dem österreichischen und polnischen Publikum Andrzej Wajda nicht nur als einen herausragenden Regisseur, sondern auch als einen sehr begabten Zeichner, Maler, Bühnenbildner und Pädagogen nähergebracht. Im Jahr 2002 gründeten Andrzej Wajda und sein Kollege Wojciech Marczewski eine Filmschule, um erfahrene FilmemacherInnen mit jungen Talenten zusammenzubringen, sie in die Filmwelt einzuführen und ihnen die Möglichkeit zu geben, eigene Produktionen auf die Beine zu stellen. Heute konzentriert sich die Wajda-Schule auf internationale Koproduktionen, auch dank dem eigenen Produktionsstudios. Viele Filme, die an der Schule produziert wurden, wurden von FilmkritikerInnen und auf internationalen Festivals gewürdigt (u.a. Präsentationen und Auszeichnungen auf der Berlinale, Festivals in San Sebastian, Karlovy Vary, Hot Docs, IDFA DOK Leipzig). Die Wajda-Schule steht unter der Ehrenschirmherrschaft der Europäische Filmakademie.
– Ich möchte mich noch einmal für dieses wunderbare Gespräch bedanken und dafür, dass Sie Ihre persönlichen Eindrücke mit uns geteilt haben. Es hat ein neues, etwas anderes Licht auf die Person des Andrzej Wajda und sein Werk geworfen. Ich hoffe, dass wir uns bald nicht nur virtuell, sondern auch persönlich in Wien treffen können – fasste Direktor Sobczak zusammen.