Mit der Filmschau NEW POLISH FILMS feiern wir das polnische Kino und präsentieren eine Auswahl an aktuellen Produktionen. Die Bandbreite an Themen, Stilen und Herangehensweisen ist sehr groß – vom Historiendrama über humorvolle Kommentare zur polnischen Vergangenheit bis hin zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen gibt es viel zu entdecken. Die Filme wurden in Polen und auf internationalen Festivals gefeiert und finden nun mit dieser Schau auch den Weg auf die Leinwand in Wien.
PROGRAMM:
Eröffnungsfilm: „Der Masseur“ („Śniegu już nigdy nie będzie“) von Małgorzata Szumowska (Festival Venedig 2020) – 16. März, 19:30 Uhr. Vor dem Hauptfilm wird auch der Film „Not Today“ von der ukrainischen Regisseurin Christina Sivolap (2014, 19 Min.) präsentiert.
„1970“ von Tomasz Wolski (Viennale 2021) – 17. März, 20 Uhr
„Back Then“ („Zupa nic“) von Kinga Dębska (Wettbewerb Gdynia Filmfestival 2021) – 18. März, 18 Uhr
„Sweat“ von Magnus von Horn (Cannes 2020 Official Selection) – 19. März, 20 Uhr
„Charlatan“ („Szarlatan“) von Agnieszka Holland (Berlinale 2020, Auslands-Oscar-Einreichung CZ) – 20. März, 19:30 Uhr
Datum und Uhrzeit:
16. bis 20. März
Ort:
Stadtkino im Künstlerhaus, Akademiestraße 13, 1010 Wien
Info und Karten:
www.stadtkinowien.at
Veranstalter:
Polnisches Institut Wien, Stadtkino im Künstlerhaus
Der Masseur / Śniegu już nigdy nie będzie (16. März, 19:30 Uhr)
Ein Film von Małgorzata Szumowska und Michał Englert
PL/DE 2020, 113 min, OmdU
Mit Alec Utgoff, Maja Ostaszewska, Agata Kulesza, Weronika Rosati, Łukasz Simlat
Der neue Film von Małgorzata Szumowska beleuchtet sensibel die Nöte und Einsamkeit der Menschen, vor allem der Frauen, in einem steril-einheitlichen Suburbia und massiert dabei, im Einklang mit seinem Hauptprotagonisten, unsere Sinne.
Eines grauen nebligen Morgens taucht in einer großen osteuropäischen Stadt eine mysteriöse Gestalt auf und bietet in einer Vorstadtsiedlung seine Dienste als Masseur an. Der Masseur, ein attraktiver Mann aus dem authentischen, exotischen Osten, tritt in das Leben der Bewohner. Er hat eine Gabe: Seine Hände können heilen, seine Augen blicken in die Seele der einsamen Frauen. Für sie klingt sein ukrainischer Akzent wie ein Lied aus alten Zeiten, wie eine friedliche Melodie aus Kindertagen, als die Welt noch ein sicherer Ort war. Zhenia, so sein Name, verändert ihr Leben.
(Filmfest München)
„Not Today“ („Davay ne syogodni“) (16. März, 19:30 Uhr)
Ein Film von Christina Sivolap
Ukraine 2014, 19 min., Ukrainisch mit engl. UT
Distributor: LET’S CEE Filmfestival
Ein altes Ehepaar richtet sich schön her. Im Wohnzimmer der adretten Altbauwohnung legen sich die beiden in zwei Särge – bereit, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Doch das Telefon des Mannes klingelt. Er überzeugt seine Partnerin, noch ein letztes Mal mit Freunden Domino zu spielen. Und verspricht ihr, dass sie schon bald sterben werden. Doch auch da: Abermals findet der Herr eine Ausrede. Das Ableben des sympathischen Pärchens wird wieder und wieder verschoben. Weil es trotz hohen Alters ja noch viel zu erleben gibt. Die Filmemacherin Christina Sivolap wählt einen ungewohnt heiteren Tonfall im Umgang mit dem oftmals in endloser Tragik verarbeiteten Thema Sterben. Letzten Endes ist es jedenfalls gut zu wissen, dass der Tod nicht alles im Leben ist. Die österreichische Premiere des Films fand im Rahmen des Kurzfilmwettbewerbs des LET’S CEE Film Festivals 2015.
1970 (17. März, 20 Uhr)
Ein Film von Tomasz Wolski
PL 2021, 70 min, OmeU
Im Dezember 1970 sah sich die kommunistische Parteidiktatur in Polen mit einem Aufstand verzweifelter Arbeiter konfrontiert; die Lebensmittelversorgung war ohnehin schon katastrophal, nun stiegen auch noch die Preise. Aus jenen Tagen wachsender Unruhe, die in Gewalt endeten, sind Tonbandaufnahmen überliefert, darauf Vertreter der Partei das Vorgehen beraten. Diese Dokumente dienen Wolski als Grundlage: Die Politiker lässt er als Puppen auftreten und stellt den Stimmen aus dem Off die Bilder von der Straße gegenüber. Das Künstliche und das Wirkliche kollidieren; das Volk, der Macht der Apparatschiks ausgesetzt, versucht sich dennoch zu formieren. (Bert Rebhandl, Viennale)
Back Then / Zupa nic (18. März, 18 Uhr)
Ein Film von Kinga Dębska
PL 2021, 94 min, Originalfassung mit englischen Untertiteln
Mit: Kinga Preis, Adam Woronowicz und Ewa Wiśniewska
Marta ist eine Romantikerin und unbeholfen. Sie teilt sich ein Zimmer mit ihrer Schwester Kasia und ihrer Großmutter, die ihren Enkelkindern keine Märchen, sondern rebellische Geschichten erzählt. Ihre Eltern, Tadek und Elżbieta, leben in dem Zimmer hinter der Mauer. Er ist ein Architekt und ein intelligenter Mann, der vom politischen System gedemütigt wird und im Innersten eifersüchtig auf seinen reichen Schwager ist. Sie arbeitet in einem Krankenhaus und ist eine Solidarnosc-Aktivistin mit einem starken Freiheitsbedürfnis und dem Traum, Polen endlich zu verlassen. Aber die wahre Freude für die ganze Familie beginnt, als sie nach vielen Jahren der Anstrengung das Auto ihrer Träume kaufen können – einen Fiat 126 p.
Eine Komödie über die Absurditäten des Lebens in der Volksrepublik Polen und eine sentimentale Reise in die Vergangenheit: der Alptraum des Sportunterrichts, psychopathische Lehrer in der Schule, Kinder, die von der Popkultur nicht demoralisiert werden, die Solidarnosc-Bewegung, Privilegien von Parteimitgliedern, der allgemeine Mangel an Gütern, die Freude an ausländischem Shampoo, Lebensmittelkarten, übermäßiger Alkoholkonsum, Pakete aus den USA, Rockmusik, nicht funktionierende Fahrstühle, Versuche, sich im Handel durchzuschlagen.
Sweat (19. März, 20 Uhr)
Ein Film von Magnus von Horn
PL/SE 2020, 106 min, OmdU
Mit Magdalena Koleśnik, Aleksandra Konieczna, Zbigniew Zamachowski
Sylwia trainiert hart und postet viel. Sie ist Fitness-Influencerin auf Instagram und unentwegt im Einsatz, um ihre Fans und Follower bei Laune und das Geschäft am Laufen zu halten. Die brutalen Nebenwirkungen ihres erfolgreichen Social-Media-Daseins bekommt sie zu spüren, als ihr ein Stalker auflauert, der sie plötzlich mit der Realität und ihrer eigenen Einsamkeit konfrontiert. Mit einer Kamera, die so aktiv, beweglich und intuitiv ist wie die junge Frau, der sie auf Schritt und Tritt folgt, inszeniert Magnus von Horn ein Drama voller Energie und Schweiß, Gefühl und Menschlichkeit. (Pamela Jahn, Crossing Europe)
Charlatan / Szarlatan (20. März, 19:30 Uhr)
Ein Film von Agnieszka Holland
CZ/IE/PL/SLO 2020, 118 min, Originalfassung mit deutschen Untertiteln.
Mit: Ivan Trojan, Josef Trojan, Juraj Loj, Jaroslava Pokorná, Miroslav Hanus, Jan Vlasak u.a.
Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film CHARLATAN erzählt die Lebensgeschichte des tschechischen Heilers Jan Mikolášek, der Hunderte von Menschen mit pflanzlichen Mitteln geheilt hat.
Was wie die Reise eines jungen Mannes beginnt, der sich für alternative Medizin interessiert, wird bald zu einem faszinierenden Porträt eines Genies, dessen Leidenschaft nicht lange unbemerkt bleibt. Mikolášek behandelt Prominente des Nationalsozialismus und des Kommunismus, was ihm Ruhm und Reichtum einbringt, und gerät bald in die Dichotomie von Moral und Grausamkeit, Licht und Dunkelheit, Liebe und Hass. Ein paradoxes Leben, das durch seine Liebe zu seinem Assistenten František und durch ehemalige Gönner, die sich plötzlich gegen ihn wenden, auf die Probe gestellt wird…