Die Geschichte der „Solidarność“ ist auch die Geschichte großartiger Polinnen, die ihr Leben riskiert haben, um den ungleichen Kampf gegen das kommunistische System aufzunehmen. Anna Walentynowicz, Henryka Krzywonos, Ewa Ossowska, Alina Pieńkowska, Joanna Duda-Gwiazda, Barbara Labuda: Das sind nur einige von Tausenden Heldinnen der 1980er Jahre, deren Begeisterung und inbrünstiger Glaube an die erträumte Freiheit die gewünschten Veränderungen 1989/1990 gebracht haben“, betonte Rafał Sobczak, Direktor des Polnischen Instituts Wien.
Die einwöchige Kampagne des Polnischen Instituts umfasste Erinnerungen der ZeitzeugInnen an die „Solidarność“ und die demokratische Wende 1989/1990. Über das Phänomen der „Solidarność“ in den damaligen Ostblock-Ländern, sowie die Rolle der Frauen bei den sozialen und politischen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa erzählten: Die Botschafterin der Republik Polen in Österreich, Jolanta Róża Kozłowska, der österreichische Diplomat, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien, Botschafter Dr. Emil Brix, die tschechische Aktivistin und Charta-77-Unterzeichnerin Zuzana Brikcius, die slowakische Schauspielerin und Politikerin Magda Vášaryová, die Botschafterin von Ungarn in Polen, Dr. Orsolya Zsuzsanna Kovács, und der ehemalige österreichische Vizekanzler Dr. Erhard Busek.
Botschafterin Kozłowska, Tochter des PSL-Solidarność-Aktivisten Jan Kozłowski und Aktivistin der demokratischen Opposition betonte den Geist des Wandels und der ersten freien Wahlen. „Für mich als Studentin war das eine Euphorie, ein Gefühl des Erfolgs. Vor allem junge Leute waren voller Begeisterung. Damals habe ich nicht mal davon geträumt, mal ins Ausland auszureisen und dort zu studieren.“ Auf die Frage, was die Transformation von 1989/1990 für sie bedeutet, antwortete sie, dass es für sie „in erster Linie ein großer Erfolg war, den die Polen als Nation erreicht haben“. Botschafter Dr. Emil Brix, ehemaliger Generalkonsul in Krakau, österreichischer Botschafter in London und Moskau, der in den 1980er Jahren den Streikenden in Danzig geholfen hat, betonte: „Dieser Wende verdanken wir es, dass die künstliche Trennung des Kontinents Europa überwunden werden konnte. Diese politische Wende 1989 hat nicht nur die Freiheit und die Marktwirtschaft in diesen Teil Europas gebracht, sondern sie hat die Voraussetzung dafür geschaffen, dass wir eine gemeinsame, europäische Integration nicht nur uns wünschen können, sondern sie auch tatsächlich durchführen haben können“. Er betonte auch die wesentliche Rolle der Wende für den EU-Beitritt Österreichs.
Die tschechische Aktivistin und Charta-77-Unterzeichnerin Zuzana Brikcius erinnerte sich an Ihren Kampf gegen den Kommunismus in der Tschechoslowakei, die Verfolgungen und ihre Flucht nach Österreich, wo sie bis heute lebt. Sie betonte die Tatsache, dass die Kontakte zu polnischen Aktivisten für die tschechoslowakische Opposition von sehr großer Bedeutung waren. – Durch ihren Bezug zur Familie und zum Glauben haben Frauen eine große Rolle bei den Veränderungen von 1989 gespielt – beurteile Dr. Erhard Busek, ehemaliger Vorsitzender der Österreichischen Volkspartei, ehemaliger österreichischer Vizekanzler und Bundesminister für Wissenschaft und Unterricht.
Die slowakische Schauspielerin und Politikerin Magda Vášaryová, ehemalige Botschafterin der Tschechoslowakei in Österreich und der Slowakei in Polen, sowie Vizeministerin für auswärtige Angelegenheiten erzählte von ihrem Besuch bei dem Filmfestival in Venedig im Jahr 1981, wo sie von ihren polnischen Kollegen, darunter von Daniel Olbrychski, ein T-Shirt mit der Aufschrift „Solidarność“ bekommen hat. – Wir wussten, dass in Polen etwas passiert, wir hörten das Radio „Free Europe“ und „Voice of America“, aber die Staatsgrenzen zwischen Polen und der Slowakei waren geschlossen. Der Aufnahmezustand in Polen bis 1989 hatte eine sehr negative Auswirkung auf unsere bilateralen Beziehungen. Unsere Universitäten haben nicht mehr miteinander kommuniziert und die slowakische Literatur wurde nicht mehr ins Polnische übersetzt“. Die ungarische Botschafterin in Polen, Dr. Orsolya Zsuzsanna Kovács, bezog sich hingegen auf die Ereignisse in Ungarn im Jahr 1956 und nannte als Beispiel eine der Heldinnen der ungarischen Revolution, Maria Wittner, die während der sowjetischen Invasion durch Sprengstücke verletzt wurde.
– Die Krönung unserer Kampagne #Solidarność40 ist die Vorführung des Dokumentarfilms „Die Frauen der Solidarität“ von Marta Dzido und Piotr Śliwowski. „Die Frauen der Solidarität“ erzählt über vergessene Heldinnen der Solidarność-Revolution, ist aber gleichzeitig auch ihr zeitgenössisches Porträt. Der Film erzählt die Geschichte von mutigen Polinnen, deren Beteiligung an der Opposition der 1980er Jahre die politische Realität in Polen veränderte. Der Film wird zwischen 23.-25. November auf dem Youtube-Kanal des Polnischen Instituts Wien frei verfügbar sein – sagte der Direktor Rafał Sobczak.