25.01.2023 / 17:30 Uhr
Żeby nie było śladów / Leave No Traces
R: Jan P. Matuszyński / PL 2021, 160 min, OmdU
15.02.2023 / 18:00 Uhr
Film balkonowy / Balcony Movie / Der Balkonfilm
R/B/K: Paweł Łoziński / PL 2021, 100 min, OmdU
15.03.2023 / 18:00 Uhr
Inni ludzie / Other People
R/B: Aleksandra Terpińska / PL 2021, 106 min, OmdU
Żeby nie było śladów / Leave No Traces
Spielfilm, R: Jan P. Matuszyński, PL 2021, 160 min, OmdU
Es ist nur ein Dummejungenstreich, eine freundschaftliche Rangelei im Überschwang. Aber die Milizionäre sehen das anders, verhaften die zwei jungen Männer und verfrachten sie ins Kommissariat. Dort wird einer von beiden so schwer misshandelt, dass er an seinen Verletzungen stirbt. Der andere kommt frei und fordert für seinen toten Freund Gerechtigkeit. Aber es sind die Achtzigerjahre in der Volksrepublik Polen und wenn Miliz, Justiz und Politik gemeinsam mauern, dann hat das Individuum keine Rechte mehr – schon gar nicht, wenn es sich bei dem Toten um den Sohn einer Solidarność-Aktivistin handelt.
Matuszyński inszeniert den auf einer wahren Geschichte basierenden Fall nicht als Justizdrama, sondern als opulentes, detailliertes Gesellschaftsporträt der Achtzigerjahre, in dem reihenweise auch in kleinen Nebenrollen großartige Schauspieler aufmarschieren. Damit erzählt er nicht nur von den Verhältnissen im Polen der Vorwendezeit, sondern auch allgemein von den komplexen Problemen des Totalitarismus, der vor niemandem Halt macht und in dem es am Ende nur Verlierer geben kann. [Rainer Mende]
Jan P. Matuszyński (geb. 1984) studierte in Katowice und Warschau und drehte Dokumentarfilme, bevor er für sein Langspielfilm-Debüt „Ostatnia rodzina“ (2016) über die Familie des Malers Zdzisław Beksiński mit Preisen überhäuft wurde. Darüber hinaus führte er für TV-Serien wie „Wataha – Einsatz an der Grenze Europas“ (2017) Regie.
Buch: Kaja Krawczyk-Wnuk / Kamera: Kacper Fertacz / Schnitt: Przemysław Chruścielewski / Musik: Ibrahim Maalouf / Dasteller*innen: Tomasz Ziętek, Sandra Korzeniak, Jacek Braciak, Agnieszka Grochowska, Robert Więckiewicz, Tomasz Kot, Aleksandra Konieczna, Adam Bobik, Bartłomiej Topa, Andrzej Chyra, Michał Żurawski u. a.
—————
Film balkonowy / Balcony Movie / Der Balkonfilm
R/B/K: Paweł Łoziński / 100 min, OmdU / S: Paweł Łoziński, Piasek & Wójcik / M: Jan Duszyński
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Warum die halbe Welt bereisen, wenn die Tragödien und Komödien des Lebens allesamt vor dem eigenen Haus zu finden sind? Paweł Łoziński montiert eine Kamera auf dem Balkon, kabelt ein Mikrofon an den Zaun und beginnt, den Passant*innen scheinbar planlos und naiv Fragen nach ihrem Woher und Wohin zu stellen. Von nun an legt er sich ein Jahr lang auf die Lauer.
Die Geschichten, die er zu hören bekommt oder die sich direkt vor dem Objektiv abspielen, würden ausreichend Stoff für fünfzig Opern liefern. Liebe und Verrat, Geburt und Tod, Euphorie und Resignation, Fortgang und Heimkehr, Angst und Überwindung – die ganze Palette menschlicher Schicksale defiliert im Rhythmus der Jahreszeiten auf einer Seitenstraße im Warschauer Bezirk Saska Kępa am neugierigen Beobachter vorbei. [Rainer Mende]
Der Dokumentarfilmregisseur Paweł Łoziński (geb. 1965) hat an der Filmhochschule Łódź studiert und war u. a. Regieassistent von Krzystof Kieślowski für „Drei Farben: Weiß“. Er debütierte 1989 mit dem Fünfminüter „Struktura“, seitdem sorgen seine fast ausschließlich dokumentarischen Arbeiten wie „Chemia“ (Prix Europa 2009) oder „Nawet nie wiesz, jak bardzo cię kocham“ (filmPOLSKA-Eröffnungsfilm 2017) international immer wieder für Aufsehen.
————————-
Inni ludzie / Other People
R/B: Aleksandra Terpińska / 106 min, OmdU / K: Bartosz Bieniek / S: Magdalena Chowańska / M: Auer / D: Jacek Beler, Sonia Bohosiewicz, Magdalena Koleśnik, Marek Kalita, Sebastian Fabijański
Wenn man aus einem Arbeiterschließfach in einem der großen Warschauer Betonviertel stammt, sind die Lebensträume bescheiden: ein hübsches Mädchen, eine eigene Hiphop-Platte und damit natürlich viel Kohle. So hält sich Kamil mit Gelegenheitsjobs und etwas Dealerei mehr schlecht als recht über Wasser und verflucht die Ödnis des Alltags. Kann die hübsche Drogerie-Verkäuferin Aneta diesen etwas aufhellen? Oder ebnet ihm die reiche, aber von ihrer Ehe gelangweilte Iwona den Weg zu Geld und Ruhm? Und warum zur Hölle geistert permanent ein rappender Jesus durch die Szenerie?
Wer einmal einen Text der Star-Autorin Dorota Masłowska gelesen hat, weiß, was ihn/sie erwartet: eine wild schlingernde Handlung, Gesellschaftskritik, massenhaft pop-/kulturelle Zitate, Blicke in die Abgründe urbaner Milieus im frühen 21. Jahrhundert und eine Sprache, die viel mehr verrät als das Gesagte. Auch Terpińskas Leinwandfassung ist ein wilder Rausch, der weniger eine Geschichte erzählt als vielmehr einen Bewusstseinsstrom visualisiert. Das Tempo ist stabil hoch und absurder Sarkasmus zieht sich durch den ganzen Film, der sich anfühlt wie ein schlechter Trip. [Rainer Mende]
Aleksandra Terpińska (geb. 1983) hat in Katowice studiert. Neben diversen Regieassistenzen hat sie einige Serien-Episoden sowie Kurzfilme gedreht, von denen vor allem „Święto zmarłych“ (2011), „Ameryka“ (2015) und „Najpiękniejsze fajerwerki ever“ (2017) international Preise errangen. „Inni ludzie“ ist ihr erster Langspielfilm.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin /filmPOLSKA in Kooperation mit dem fsk Kino
Info: https://fsk-kino.peripherfilm.de
Tickets: booking.cinetixx.de
Ort: fsk Kino, Segitzdamm 2, 10969 Berlin
Foto © Łukasz Bąk