„Der 1. September 1939 ist eines der wichtigsten und zugleich tragischsten Datums in der Geschichte Polens. Es war der Beginn eines der zerstörerischsten Kapitel in der Geschichte der Menschheit – der deutsche Angriff auf Polen, der zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte. Vor zweiundachtzig Jahren war Polen das erste Land in Europa, das sich dem Angriff des Dritten Reiches und später der Sowjetunion widersetzte. Die Erinnerung an diese Tragödie ist zu einer historischen Brücke geworden, die alle Generationen in Polen verbindet“, sagte Rafał Sobczak, Direktor des Polnischen Instituts in Wien. Wie Sobczak betonte, „unterbrach der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs den zwanzigjährigen wirtschaftlichen und kulturellen Wiederaufbau des Landes nach dem Ersten Weltkrieg. Das Symbol für diese dynamischen Veränderungen war Warschau, das sich von einer Stadt im Russischen Reich zur modernen Hauptstadt eines großen Landes entwickelte“.
„Nach Jahren der Teilung wollten die Polen ein modernes und normales Leben führen. Die 1920er und 1930er Jahre waren eine Zeit, in der die Teilnahme an Kultur und Unterhaltung zu einem Massenphänomen wurde. Erleichtert wurde dies durch neue technische Entwicklungen wie Kino und Radio. In Warschau konzentrierten sich wie nie zuvor verschiedene Institutionen und Redaktionen der meistgelesenen Zeitschriften. Die Kulturschaffenden begannen in Scharen aus anderen Teilen des Landes nach Warschau zu kommen. Neuerscheinungen, Theater- und Musikpremieren, Ausstellungen und Konzerte wurden an Cafétischen und in zahlreichen Musikclubs und Kabaretts heiß diskutiert“– fügte der Direktor des Polnischen Instituts hinzu.
Während des Konzerts lauschten die zahlreichen österreichischen und polnischen Zuhörer den Werken von Monika Borzym, einer der interessantesten, talentiertesten und vielfach ausgezeichneten polnischen Jazzsängerinnen der jungen Generation. Mit ihren Interpretationen bekannter polnischer Lieder aus der Zwischenkriegszeit bewies Monika Borzym, dass diese bis heute nichts von ihrer Bedeutung und Wirkung verloren haben. Lieder zu den Texten von u.a. Julian Tuwim und Marian Hemar, die aus dem Repertoire von Hanka Ordonówna, Mieczysław Fogg und Henryk Wars bekannt sind, wurden von Krzysztof Dys, einem der originellsten Pianisten der polnischen Jazzszene, in Jazzarrangements präsentiert. Die einzigartige Atmosphäre des Konzerts wurde durch Erinnerungen von Warschauer Frauen an die ersten Kriegstage ergänzt, die von Stefan Suske auf bewegende Weise vorgetragen wurden. Die an diesem Abend präsentierten Erinnerungsfragmente stammen aus Texten, die im Rahmen des „Wettbewerbs für das Tagebuch eines Warschauer“ 1948 gesammelt und 2019 vom Historischen Museum Warschau neu veröffentlicht wurden.