Im Dschungel kleiner Instrumente – Paweł Romańczuk und sein Ensemble beim Festival Wien Modern
Sie sind klein, sie sind bunt, sie sehen lustig aus und sie machen Pling, Trööt, Quietsch, Frrrrt, Ratatat oder Huiiiii: Kleine Musikinstrumente sind die große Leidenschaft des Musikers, Instrumentensammlers und Instrumentenerfinders Paweł Romańczuk. Seit vielen Jahren und in vielen Ländern hat er eine erstaunliche und riesige Sammlung kunterbunter Klangspielzeuge, Geräuschmaschinen und kurioser klingender Dinge zusammengetragen. Gemeinsam mit Iwona Sztucka, Justyna Skoczek und Tomek Szczepaniak von seiner Band Małe Instrumenty (Kleine Instrumente) präsentierte er seine gesammelten Schätze zum ersten Mal im Rahmen seiner Residenz beim Festival Wien Modern.
Außer einer Kinderproduktion im Dschungel Wien, währenddessen man als ob im Labor eines verrückten Komponisten die Musikinstrumente ausprobieren und hemmungslos mitspielen durfte, realisierte das Ensemble auch die Projekte, die in Zusammenarbeit mit den blinden, sehbehinderten und auch gehörlosen Menschen entstanden sind. Beim 2021 initiierten Projekt Unsichtbare Instrumente lernte eine Gruppe blinder und sehbehinderter Menschen dutzende von Musikinstrumenten kennen. Aus den so praxisnah erworbenen Erkenntnissen entstanden eigene, originelle Ideen für neue, „unsichtbare“ Instrumente. Mithilfe ausführlicher Interviews wurden die Details der Designs erörtert und technische Lösungen verfeinert. Letztlich erstellte das Kollektiv Małe Instrumenty acht Prototyp-Instrumente, auf denen die diesem Projekt gewidmete Musik bei einem Konzert am 9. November an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien aufgeführt wurde. Als klangliche Kunstobjekte wurden die Instrumente dann in der Galerie des Polnischen Instituts Wien ausgestellt.
Different Lines ist ein weiteres Projekt von Paweł Romańczuk / Małe Instrumenty, das sich an blinde und gehörlose Menschen richtet und sie zur aktiven Teilnahme einlädt. In einem partizipativen Workshop in der Brunnenpassage in Wien entstanden Partituren, auf denen die Teilnehmenden grafische Linienstrukturen zeichneten. Blinde Menschen nutzten den Tastsinn, um verschiedene Arten und Formen zu erkennen und zu verwenden, sehende Menschen nutzten Formen und Farben. Beide Wege führten zu eigenen Klangvorstellungen, die die Entwicklung der Musik in Bezug auf Zeit, Tonhöhe, Dynamik und kompositorische Szenarien prägen. Der Workshop richtete sich in erster Linie an Menschen, die sich nicht beruflich mit Musik beschäftigen.
Die Residenz von Kleine Instrumente fand aus der Initiative des Polnischen Instituts Wien in Kooperation mit Wien Modern, Brunnenpassage, Dschungel Wien, mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien statt.