Zum 37. Mal bewies das Chopin-Festival, dass Musik alle geografischen Grenzen überwindet. Professor Theodor Kanitzer, der Gründer und Initiator des Festivals, der in diesem Jahr seinen 95. Geburtstag feiert, versteht als Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts am besten den Wert der Völkergemeinschaft und die einzigartige Kraft der Musik von Fryderyk Chopin, Menschen verschiedener Kulturen zu vereinen. In der historischen Kulisse des ehemaligen Kartäuserordens, der architektonisch auf das 14. Jahrhundert zurückgeht, trafen sich Musiker, renommierte Solisten und Kammermusiker aus Österreich, Polen, Russland, Israel, den Niederlanden, Serbien, Ungarn, Frankreich und Kasachstan.
Das Festival begann mit einer Eröffnungsfeier, bei der die Musikkapelle Gaming auftrat. Eine nette Geste und ein Tribut an das polnische Publikum war das Abspielen der polnischen Hymne. Ansprachen wurden von Prof. Dr. Theodor Kanitzer, der Botschafterin der Republik Polen Jolanta Róża Kozłowska und der Bürgermeisterin der Gemeinde Gaming Renate Rakwetz gehalten.
Das Programm des Eröffnungskonzerts des Festivals stand ganz im Zeichen der Wiener Klassik. Neben Ludwig van Beethovens F-Dur-Quartett op. 59/1 und Wolfgang Amadeus Mozarts F-Dur-Sonate KV 332 standen die Variationen über „La ci darem la mano“ op. 2 – eines von Chopins frühen Werken, die seine Faszination für die Tradition der Wiener Klassik zeigen. Die Variationen, vorgetragen von Natalia Rehling am Klavier und begleitet vom Streichquartett ARTEL Quartett, vereinten symbolisch die Musik Polens und Österreichs.
Der Star der diesjährigen Ausgabe war der ungarische Cellist Ádám Jávorkai. Mit ungewöhnlichem Temperament, Intonationspräzision und manchmal theatralischer Bravour trat er zusammen mit seiner Frau und Pianistin Clara Biermasz mehrmals während des Festivals auf und interpretierte u.a. Chopins Sonate g-Moll op. 65 sowie Introduktion und Polonaise C-Dur op. 3. Der Künstler spielte ein wertvolles Instrument von Lorenzo Carcassi aus dem Jahr 1752 (Ex-Popper, Földesy).
Am zweiten Tag des Festivals wiederum fand in der barocken Bibliothek der Kartäuser ein Konzert bei Kerzenschein statt. Das Konzert stand unter dem Motto „Frieden und Freiheit unter den Völkern der Welt“. Besonders hervorzuheben ist die Interpretation von Beethovens Sonate Es-Dur op. 31/3 durch die serbische Pianistin Jasminka Stancul sowie Roman Zaslavskys intensive Interpretation von Chopins Nocturne F-Dur op. 15/1 und Scherzo h-Moll op. 20, die voller Farben und Spannung ist.
Am Ende des Sonntagmorgenkonzerts, das die diesjährige Ausgabe abschloss, erklang die „Ode an die Freude“ aus Beethovens Neunter Symphonie in einer Bearbeitung von F. Liszt für Klavier. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit stehenden Ovationen nicht nur bei den Musikern, sondern auch bei Professor Theodor Kanitzer für viele unvergessliche musikalische Eindrücke.
Das 37. Chopin-Festival in Gaming wird von der Internationalen Chopin-Gesellschaft mit Unterstützung des Polnischen Instituts Wien organisiert.
Hier ist unser Fotobericht:
Fot. Polnisches Institut Wien