Do 21.04.2005 Polnisches Institut Düsseldorf
Die ausgewählten Gedichte und das ausgewählte Leben des polnischen Dichters Rafał Wojaczek (der auch der polnische Rimbaud genannt wird) werde vorgestellt von Frank Schablewski, Förderpreisträger der Stadt Düsseldorf für Literatur 2003.Die Gedichte sind erschienen im Rimbaud Verlag unter dem gleichnamigen Titel.
Rafał Wojaczek (6.12.1945 – 11.5.1971): Sohn aus bürgerlichem Hause; begabter Schüler, der wegen seines Verhaltens zwei Mal das Gymnasium wechseln musste, um schließlich in einer fremden Stadt das Abitur zu machen; ein Semester Student der Polonistik in Kraków, danach ohne feste Arbeit in Wrocław, wo er immer wieder in Zimmern zur Untermiete wohnte; kurzfristig Patient einer psychiatrischen Klinik, in der er ein literarisches Tagebuch führte; Schmarotzer; Provokateur; Alkoholiker und Querulant; Bohémien, „Breslauer Rimbaud“ und „Clochard an den schmutzigen Kanälen der Oder“ (T. Karpowicz). Vielleicht war einiges davon ein (selbst)zerstörerisches Experiment oder eine Pose, die schon zu Lebzeiten Legende wurde, vielleicht besiegelten aber auch die Niederlagen und Todes-Obsessionen des lyrischen Ichs das Schicksal des Autors, der sich als 25jähriger mit einer Überdosis von Arzneimitteln vergiftete.
Unabhängig von den Klischees und den Rollen, die er vor der bürgerlichen Gesellschaft spielte, sah sich Wojaczek vor allem als avantgardistischer Künstler. Dichtung und Leben verschmolzen bei ihm im Laufe der Zeit so sehr miteinander, dass sie sich nicht mehr trennen ließen: „Wahrlich, ich sage dir, ein Dichter ist man, man ist es, indem man lebt. Manchmal ist man dagegen ein Schreiberling, das heißt ein Grafomane. Man ist es dann, wenn einem die Kräfte fehlen, um die Last des eigenen Lebens zu tragen“ („Sanatorium, Vierter Gesang“). Diese Worte klingen, so Karpowicz, wie eine Absage an Przyboś: „Ein Dichter ist man nicht, ein Dichter ist man manchmal“.
Erzählte Städte: Dorota Masłowska und Mithu Sanyal
35 Jahre Städtepartnerschaft Warschau-Düsseldorf
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10.2024
Literatur, Programm