25.10.2013
Musik, Programm
Tomasz Stanko New York Quartet beim Deutschen Jazzfestival in Frankfurt/Main
Fr 25.10.2013 19.00 Uhr
Sendesaal des Hessischen Rundfunks, Frankfurt am Main, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main, Kartenvorverkauf beim hr-ticketcenter und Tel. 069-155-2000
http://www.hr-online.de/website/specials/extended/index.jsp?startrubrik=57993
Livestream
Das Festival wird im Video-Livestream auf der der Seite des Hessischen Rundfunks und im ARTE-webchannel (liveweb.arte.tv) zu sehen sein. Im Radio wird das Festival in hr2-kultur komplett live übertragen.
Der kalkulierte Gegensatz kann kaum größer sein: Wenn nach den digitalen Sound-Wolken von J.P. Schwalm der Trompeter Tomasz Stanko die Bühne betritt, ist die Klangerzeugung nun rein akustisch. Und dennoch wird die Anmutung wohl ähnlicher sein als erwartet: das dunkle Brüten bleibt. Stanko, der Chef-Melancholiker aus Polen, ist zurückhaltend und eindringlich zugleich. Das Suggestive seines lyrischen Tons evoziert Assoziationen, Bilder im Kopf. „There is a lot of space“, bescheinigt Stanko seinen freien Balladen, und immer wieder lassen seine irrlichternden Phrasen in den düsteren Klanglandschaften behagliche Lichtblicke aufblitzen.
Seit fünf Jahren besitzt Stanko ein Appartment in New York und pendelt zwischen Warschau und dem Big Apple hin und her. Hier hat er den jungen aus Kuba stammenden Pianisten David Vireilles gefunden, mit dem er auf seinem neuen ECM-Doppelalbum „Wisława“ perfekt harmoniert. Der klassisch geschulte Vireilles verfügt über feine Antennen für Stankos Intuitionen. Auf dem von Poesie der polnischen Literatur-Nobelpreisträgerin Wisława Symborska inspirierten Album spielen der Bassist Thomas Morgan und der Schlagzeuger Gerald Cleaver. Nicht nur weil Thomas Morgan, einer der derzeit stark nachgefragten Musiker, Ende Oktober nicht verfügbar ist, wird Stanko mit Ben Street auftreten. Längst wünscht sich Stanko einen Pool von Musikern, die seine offenen Kompositionen interpretieren können. In seiner Musik gebe es ständig kleine Weiterentwicklungen, „a kind of evolution“, wie Stanko sagt. Die gezielte Auswahl seiner Sidemen sei Teil des Konzepts, solche personellen Veränderungen hielten seine Musik frisch und sorgten für neue Impulse.
Stankos Stücke lassen seinen Mitmusikern große improvisatorische Freiheit. Wesentlich sei für ihn, dass sie das „feeling“ der Kompositionen erfassen, sagt er. Man kann davon ausgehen, dass musikalische Skizzen wie „Assassins“ und „A Shaggy Vandal“ live mindestens die Kraft haben werden wie auf dem neuen Album. Gerald Cleaver ist bekannt für seine zupackende, zuweilen explodierende Spielweise. Sein Partner Ben Street gehört zur Riege der New Yorker Musiker, die wegen ihrer Fähigkeit zu musikalischer Empathie sehr begehrt sind. Aber wer weiß, sagt Stanko, vielleicht habe ich bis Ende Oktober auch schon wieder einige neue Stücke geschrieben. Dabei lässt der mittlerweile 72-Jährige keinen Zweifel daran, dass er sehr langsam komponiere und dass die musikalischen Kontinuitäten in seinem Leben die Veränderungen dominieren. Alt und neu, Tradition und Innovation, Komposition und Improvisation: Stanko spielt immer Stanko.
Tomasz Stanko | tp
David Vireilles | p
Ben Street | b
Gerald Cleaver | dr
Mehr zu Tomasz Stanko auf www.tomaszstanko.com
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