9.11.2015 Geschichte & Diskussionen

Zeitzeugengespräch mit Ignacy Krasnokucki und Jacek Zieliniewicz


Mo 09.11.2015
19.00 Uhr
Polnisches Institut Düsseldorf, Citadellstr. 7

ZEITZEUGEN-GESPRÄCH
FRAGT UNS. WIR SIND DIE LETZTEN!
Ein Zeitzeugengespräch mit den Überlebenden der deutschen nationalsozialistischen Konzentrationslager und Ghettos Dr. Ignacy Krasnokucki (1925) und Jacek Zieliniewicz (1926)

Anmeldung erbeten an:
Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln, T. 0221 2 57 61 11, F. 0221 25 54 62, E-Mail: dsa@dioezesanrat.de
Veranstalter: Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln, in Kooperation mit dem Polnischen Institut Düsseldorf

Ignacy Arthur Krasnokucki wird 1925 als jüngster von drei Brüdern in Lodz geboren. Wenige Tage nach der Eroberung Polens wird die Familie ins Ghetto Lodz umgesiedelt, wo auf einem Zehntel der Stadtfläche rund ein Drittel ihrer Bevölkerung zu wohnen hatte. Seine beiden Brüder fliehen nach Russland, der Vater wird am 31.01.1940 verhaftet und kehrte nie wieder zurück. Im Ghetto kümmert er sich um seine kranke Mutter und rettet sie, indem er sie vor den Nazischergen in einem Strohsack versteckt. Schließlich stirbt sie jedoch auf Grund der fürchterlichen Lebensbedingungen in seinen Armen. Nach einer Razzia im März 1944 wird er in ein Arbeitslager nach Częstochowa gebracht. Er überlebt dort und in Buchenwald, weil er als Hilfselektriker „von Wert“ für die Nazis ist. Er berichtet von täglich zwölf Stunden Arbeit und langen Fußmärschen vom Lager zu den Produktionsstätten. Nach der Auflösung des Lagers 1945 gelingt ihm auf einem Todesmarsch die Flucht. Während einer Wasserrast, wo die Bewegungsfreiheit anders als während des Marschierens 10-15m betrug, entdeckt er zusammen mit einem Freund ein Abwasserrohr, in dem sich beide versteckten und so entkommen. Nach dem Krieg arbeitet er in der Buntmetallindustrie und in Projektierungsbüros. Nebenher studiert er und wird Doktor der Chemie. Heute ist er pensioniert, hat zwei Kinder, sechs Enkel und eine Urenkelin.
In den 90er Jahren wurde Ignacy Arthur Krasnokucki von der „Survivors of the Shoah Visual History Foundation“ interviewt. Diese vom amerikanischen Regisseur Steven Spielberg nach der Verfilmung von „Schindlers Liste“ gegründete Organisation sammelte weltweit Berichte von Überlebenden, um sie als Arbeits- und Lehrmaterialien zugänglich zu machen.

Jacek Zieliniewicz wird am 10. Mai 1926 in Janowiec Wielkopolski geboren. Anfang Dezember 1939 werden er und seine Eltern von den deutschen Besatzern nach Końskie in das Generalgouvernement umgesiedelt.
Im August 1943 wird der 17-jährige Jacek inhaftiert und kommt als politischer Häftling 138142 nach Auschwitz-Birkenau. Dort arbeitet der junge Gymnasiast als Hilfsarbeiter in einem Elektriker- und Maurerkommando. Nach einem Jahr wird er ins KZ Dautmergen bei Rottweil, ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof, gebracht. Aufgrund der katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen wiegt Jacek Zieliniewicz bald nur noch 38 kg. Am 18. April 1945 werden die Häftlinge in Gruppen auf die Todesmärsche getrieben. Die französischen Truppen befreien ihn am 23. April 1945. Der nun 19-jährige Jacek kehrt nach Polen zu seiner Familie zurück. Er studiert in Posen Lebensmitteltechnologie, wird Ingenieur und arbeitet 50 Jahre lang in der Fleischwirtschaft. Jacek Zieliniewicz lebt heute mit seiner Ehefrau in Bydgoszcz.

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