Der Streit um die Existenz der Welt
Bereits der Titel seines Hauptwerks „Der Streit um die Existenz der Welt“ lässt den Anspruch erahnen, mit dem Roman Ingarden, der polnische Phänomenologe und Ästhetiker, einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, versucht, die Welt zu erklären.
Das Institut für Philosophie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und das Polnische Institut Düsseldorf veranstalten eine deutsch-polnische philosophische Konferenz anlässlich des vom polnischen Parlament ausgerufenen Roman Ingarden-Jahres 2020 und laden interessiertes Publikum zur Teilnahme ein.
Die Konferenz „Der Streit um die Existenz der Welt“ findet am Montag, 26.10.2020 von 15.00-20.00 Uhr im Haus der Universität Düsseldorf statt. Die Konferenz wird auch online auf dem YouTube-Kanal der Heine-Heinrich-Universität Düsseldorf https://www.youtube.com/channel/UCz78Aka2Ukfo2S5KfXApTiw übertragen.
Die Veranstalter haben namhafte Wissenschaftsvertreter aus beiden Ländern als Referenten gewonnen.
Die Konferenz wird von Prof. Dr. Andrzej Przyłębski, Botschafter der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland, selbst Philosoph, eröffnet.
Moderation: Dr. Jan Czarnecki, Slavisches Institut, Philosophische Fakultät der Universität zu Köln
Das Programm:
Prof. Dr. habil. Christoph Kann, Institut für Philosophie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: „Roman Ingarden im Kontext der Gegenwartsphilosophie“
Prof. Dr. habil. Jagna Brudzińska, Polnische Akademie der Wissenschaften, Institut für Philosophie und Soziologie, Universität zu Köln, Philosophische Fakultät, Husserl-Archiv: „Vom Schüler zum Freund. Roman Ingarden und Edmund Husserl oder die Phänomenologie in einer schwierigen Zeit.“
Dr. habil. Anita Pacholik-Żuromska, Prof. NKU Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń: „Wie kann die Philosophie von Roman Ingarden die gegenwärtige Philosophie des Geistes beeinflussen?”
Prof. Dr. habil. Arkadiusz Chrudzimski, Jagiellonen-Universität Krakau, Institut für Philosophie: „Roman Ingarden über die Ontologie der Intentionalität“
Prof. Dr. habil. Dr. h.c. Dieter Birnbacher, Institut für Philosophie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: „Ingarden zur Ontologie des musikalischen Werks: Das Werk als offener Imperativ“
Prof. Dr. habil. Zdzisław Krasnodębski, Universität Bremen, Mitglied des Europäischen Parlaments: „Roman Ingarden – Ein Fazit“
Roman Ingarden (1893 – 1970) war der größte polnische Phänomenologe und wird in einer Reihe mit den Klassikern der Philosophie gestellt. Sein Opus magnum „Der Streit um die Existenz der Welt“ vergleicht man mit Aristoteles „Metaphysik“, der Philosophiebibel. Seine ästhetischen Schriften haben wesentlich zur Entwicklung der Postmoderne in der Kunsttheorie beigetragen.
Roman Ingarden studierte Mathematik und Philosophie an der Universität Lemberg/ Lwiw (heute Ukraine). 1912 wechselte er an die Georg-August-Universität Göttingen, wo er bei dem Phänomenologen Edmund Husserl weiter Philosophie studierte. 1918 promovierte er bei Husserl über „Intuition und Intellekt bei Henri Bergson“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Nach seiner Promotion kehrte Ingarden nach Polen zurück, wo er an seiner Habilitation arbeitete und Mathematik, Psychologie und Philosophie an einem Gymnasium unterrichtete. 1925 arbeitet er als Privatdozent an der Universität Lemberg/ Lwów, wo er 1933 auf eine Professur berufen wurde.
Während des II. Weltkriegs hielt sich Roman Ingarden in Lemberg auf, wo er nicht nur an der Jan-Kazimierz-Universität lehrte, sondern auch aktiv an der geheimen Lehre an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Untergrunduniversität Lemberg teilnahm. Während der Besatzungszeit – abgeschnitten von der Fachliteratur – begann er mit der Arbeit an seinem größten philosophischen Werk „Der Streit um die Existenz der Welt“, das ihm ermöglichte, die härtesten Zeiten zu überstehen. 1946 bekommt er einen Lehrstuhl an die Jagiellonen-Universität in Krakau. 1949 wurde er infolge des Stalinismus mit Lehrverbot belegt, das erst 1957 aufgehoben wurde. Roman Ingarden studierte bei dem Brentano-Schüler Kazimierz Twardowski, bei Edmund Husserl, war ein Freund von Edith Stein. Zu Ingardens wichtigstem Schüler wurde der spätere „Solidarność-Philosoph“ Józef Tischner.
Zu seinen Lebzeiten wurden 224 Arbeiten von Ingarden veröffentlicht (fast der gesamte Nachlass Ingardens ist in deutscher Sprache zugänglich). „Der Streit um die Existenz der Welt“ (1947, 1948), „Das literarische Kunstwerk“ (1931), „Anmerkungen zur Filmkunst“ (1957), „Die Stellung der Erkenntnistheorie im System der philosophischen Wissenschaften“ (1925) gehören zu den wichtigsten Werken des polnischen Philosophen. Roman Ingarden hielt etwa 300 Vorträge im In- und Ausland. Die Ausgabe seiner philosophischen Werke zählt gegenwärtig dreizehn Bände. Im Jahre 1975 veröffentlichte Roman Ingarden ein sehr populäres und an jedermann gerichtetes: „Das Büchlein über den Menschen“.
Veranstalterin: Heine-Heinrich-Universität Düsseldorf
Kooperationspartner: Polnisches Institut Düsseldorf
Partner: Botschaft der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland, Husserl-Archiv der Universität zu Köln, Polnische Phänomenologische Gesellschaft
Foto: Roman Ingarden © Krzysztof Ingarden und Erben von Roman Ingarden