Begegnung mit polnischer Kunst. Porträt. Anna Bilińska-Bohdanowiczowa, Mela Muter, Tamara Łempicka
Das Polnische Institut Düsseldorf lädt zur Fortsetzung der Online-Filmreihe „Begegnung mit polnischer Kunst“ ein. In der vierten Folge stellt Anetta Küchler-Mocny, eine in Deutschland arbeitende polnische Künstlerin das Porträt vor und präsentiert die Malereitechnik am Beispiel von Anna Bilińska-Bohdanowiczowa, Mela Muter und Tamara Łempicka.
Anna Bilińska-Bohdanowiczowa (1857 – 1893) – eine der bedeutendsten polnischen Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts, lebte viele Jahre lang in Paris. 1882 ging sie nach Paris und begann ihr Studium. Sie wurde im Frauenatelier ausgebildet. 1884 debütierte sie im Pariser Salon mit einer Zeichnung, die ein Frauenporträt darstellt. Bilińskas „Selbstporträt“, das auf dem Salon 1887 mit einer Goldmedaille und auf der Weltausstellung in Paris 1889 mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde, brachte ihr internationalen Ruhm ein, der durch hervorragende Kritiken in der Weltpresse noch verstärkt wurde.
Sie nahm mehrfach an den Pariser Salons, Präsentationen in der Galerie Georges Petit, der Galerie Desaix auf den Champs de Mars teil. Sie stellte ihre Werke in München, Grenoble, Roanne, London und in den Vereinigten Staaten aus. In Polen wurden ihre Bilder in der Warschauer Gesellschaft Zachęta zur Förderung der schönen Künste ausgestellt. Dank ihrer außergewöhnlichen Entschlossenheit und ihres Bewusstseins für ihre künstlerische Berufung verfügte sie über ein herausragendes Talent und war die erste polnische Frau, die eine akademische Ausbildung erhielt.
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Mela Muter (1876 – 1967) – stammte aus einer jüdischen Familie, die in Polen assimiliert und der polnischen Unabhängigkeitstradition treu war. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie in Frankreich. Dort unterhielt sie Kontakte zu polnischen Künstlern, die in Paris lebten, und war Mitbegründerin des internationalen Künstlerkreises der École de Paris. In Paris besuchte sie Kurse an der Académie Colarossi und der Académie de la Grande Chaumiere. In akademischer Hinsicht war sie jedoch Autodidaktin. Ihre Persönlichkeit wurde durch ihre zahlreichen direkten Kontakte mit der künstlerischen und intellektuellen Elite von Paris geprägt. Eine wichtige Rolle spielten auch zwei Männer, mit denen sie emotional sehr stark verbunden war – Michał Mutermilch, dessen Frau sie war, ein Ästhet und Pariser Korrespondent der polnischen Presse, und Raymond Lefebvre, ein sozialistischer Aktivist, der auf tragische Weise in der UdSSR starb. Das reife Werk der Künstlerin ist auch von einer starken Faszination für die Werke von Paul Cézanne, Vincent van Gogh und Edouard Vuillard geprägt.
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Tamara Łempicka (Tamara de Lempicka) (1898 – 1980) war eine der wichtigsten Vertreterinnen der Art déco-Ästhetik. Ihr Vater war ein wohlhabender russischer Jude, ein Kaufmann oder Industrieller. Ihre Mutter stammte aus einer wohlhabenden polnischen Familie.
1918 reiste sie nach Paris. Tamara Lempicka nimmt ein Studium an der Academie Ranson in Paris auf. Am wichtigsten für Lempicka war die Anleitung ihres nächsten Lehrers, Andre Lhote, Maler, Dekorateur, Kunstkritiker und Theoretiker. Sie lernte, moderne Bildformen geschickt mit der großen akademischen Tradition, den klassischen Kunstformen eines Poussin, David oder Ingres zu verbinden. Lempicka vertieft ständig ihr Interesse an der künstlerischen Tradition. Von der Kunst der Renaissance fasziniert, reiste sie nach Italien, um die Werke der alten Meister zu studieren. Mitte der 1920er Jahre, mit dem Aufkommen der Art-Déco-Ästhetik, begann Lempickas steile Karriere. Sie stellte in Pariser Salons und im Ausland aus. Ihre Popularität schlug sich schnell in finanziellem Erfolg nieder. Sie malte vor allem Porträts, Stillleben und Akte. Aristokratinnen und die Ehefrauen reicher Industrieller gaben bei ihr in großer Zahl Porträts in Auftrag. Ihre Porträts bilden eine Galerie zeitgenössischer Typen, die Protagonisten des Alltags der Künstlerin sind und somit zur sozialen und kulturellen Elite gehören.
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Anetta Küchler-Mocny gehört zu den bedeutenden im Ausland wirkenden polnischen Malerinnen. In ihrer Arbeit greift sie nach den Wurzeln humanistischer Sensibilität, die tief in der polnischen und europäischen Tradition verankert sind. Auf sokratische Art und Weise werfen ihre Bilder wichtige Fragen auf und zwingen uns, selbst nach Antworten zu suchen. Ähnlich steht die Künstlerin den wichtigen Problemen und Ereignissen ihrer Heimat Polen gegenüber, wie dem Katyn-Massaker 1940, der Smolensk-Tragödie 2010 oder der Figur des polnischen Papstes, des Heiligen Johannes Paul II. Die Zyklen: „Grenzknoten“, „Verblassen“, „Verdecktes Paradies“, „Unter vier Augen“, „die, das, der. Versetzt“ und die für das Werk von Anetta Küchler-Mocny so wichtige Serie „Portraits“ präsentieren eine Künstlerin, die ihren eigenen, einzigartigen, erkennbaren und innovativen Stil entwickelt hat. Das malerische Werk von Anetta Küchler-Mocny wird von den Kunstexperten hoch eingeschätzt. Sie greift nach einem sehr schwierigen Thema, das mittels der in der polnischen Tradition tief verwurzelten künstlerischen Metaphorik ausgedrückt wird. Dabei scheut sie nicht, dem Strom der politischen Korrektheit entgegenzutreten, der die Gedankenfreiheit einschränkt.
Anetta Küchler-Mocny wurde 1970 in Bydgoszcz (Polen) geboren. Seit 1995 lebt sie und arbeitet in Deutschland, wo sie von 1998-2005 das Studium an der Kunstakademie Münster bei Prof. Ludmilla von Arseniew, Prof. Mechthild Fritsch und Prof. Michael van Ofen absolvierte. Sie arbeitet in Berlin als freischaffende Künstlerin und ist als Dozentin in den Bereichen Kunst und Förderung der deutsch-polnischen Begegnungen durch Kultur tätig. In ihrer künstlerischen Arbeit widmet sie sich der Malerei, wobei der Mensch im Mittelpunkt ihres Schaffens steht. Sie stellte u.a. in Gdańsk, Berlin, Bochum, Münster, Prag, Gent, Budapest und Santiago de Chile aus.