6.02.2025 - 30.09.2025 Geschichte & Diskussionen, Kunst

Die URNE von Paweł Bownik im Polnischen Institut Düsseldorf

BOWNIK / DIE URNE

Eine in einem Foto verborgene Geschichte des Warschauer Aufstands (1944).

Die Asche der Bücher, die im Oktober 1944 die Deutschen während der Besatzung verbrannten, wurde in einer Urne gesammelt. Um diese „Reliquie“ der Bibliothekare zu fotografieren, brauchte ich meine Studioausrüstung, vor allem die Beleuchtung. Jedes Stativ, jede Lampe und jedes andere Zubehör mussten einzeln herbeigeschafft werden. Jede Schwingung hätte die Form der verbrannten Bücher beschädigen können. BOWNIK

Die Urne beinhaltet die Asche von Büchern aus der bedeutenden Warschauer Krasiński-Bibliothek, die Teil der Polnischen Nationalbibliothek war.  Es ist nicht klar, welche Drucke den Inhalt der Urne bilden. Die fotografierte Urne mit den Bruchstücken wird hier als pars pro toto der vernichteten Bücher, Archivalien und anderen wertvollen Sammlungen verwendet. Das Bibliotheksgebäude und sein Bestand wurden am 25. Oktober 1944, nach der Kapitulation des Warschauer Aufstands (2. Oktober 1944), von den Deutschen niedergebrannt. Dies geschah trotz der zuvor getroffenen Kapitulationsvereinbarung zwischen der deutschen Wehrmacht und der polnischen Heimatarmee, nach der die Denkmäler, die Bibliothek und die Archivbestände verschont bleiben sollten. Der empfindliche Inhalt der Urne setzt sich infolge von Erschütterungen und Bewegungen ab. Dieses vergängliche Denkmal wird allmählich zerstört, es zerfällt zu Staub. Mit der Zeit verschwinden die Beweise der Kriegsereignisse.

Das vom Künstler fotografierte Objekt wird überdimensioniert – im endgültigen Abzug, der in der Ausstellung gezeigt wird, ist es im Vergleich zum Original deutlich vergrößert. Dies ermöglicht eine genaue Analyse, die Betrachtung von Details und die Wahrnehmung von Dingen, die normalerweise vom bloßen Auge nicht erfasst werden können. Die Zeit ist in Bowniks Werk entscheidend – in dem von ihm aufgenommenen Foto ist sie angehalten worden. Seine Fotografie balsamiert den Beweis des Verbrechens ein und schützt das Mahnmal symbolisch vor weiterem Verfall. Er verwandelt das fotografierte Objekt (Urne, verbrannte Bücher) in ein neues, dauerhafteres Objekt. Dieses bleibt so lange erhalten, wie das Negativ, die digital gespeicherte Fotografie oder schließlich der Abzug selbst. Auch die Zeit, die für die Aufnahme des Fotos benötigt wurde, verleiht diesem Werk eine besonders nachdenkliche Dimension, denn Bownik belichtete das Bild 16 Minuten lang.

Die Fotografie „Die Urne“ ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem visuellen Künstler Paweł Bownik und der Polnischen Nationalbibliothek in Warschau.

Die Überreste der alten Bücher befinden sich derzeit in einer Glasvitrine im Wilanów-Saal des Krasiński-Palasts in Warschau.

Eine 1-Werk-Ausstellung DIE URNE von Paweł Bownik wurde vom 1.08. bis 1.12.2024 im Haus der Geschichte in Bonn präsentiert.

 

1-Werk-Ausstellung:

BOWNIK / DIE URNE. Eine in einem Foto verborgene Geschichte des Warschauer Aufstands (1944).

Dauer der Präsentation: 6.2. – 30.09.2025
Polnisches Institut Düsseldorf, Citadellstr. 7, 40213 Düsseldorf 
 
FOTO: Paweł Bownik, Die Urne, 198cm x 140 cm, 2014
Großformatfotografie 8×10, Negativ Kodak Portra 160, Pigmentdruck auf Archivpapier Bindung: Dibond, Holzrahmen, 4mm Glas © Courtesy the artist
 
Polnische Nationalbibliothek: www.bn.org.pl
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