17.09.2020 - 30.10.2020 Bildung, Geschichte & Diskussionen, Programm

Lernt Polnisch. Solidarność, die DDR und die Stasi – im Polnischen Institut Düsseldorf

Nach der Präsentation der Ausstellung im Landtag NRW am 1. September ´20 kann sie nun im Polnischen Institut Düsseldorf breiteren Publikumskreisen gezeigt werden.

Die Gründung von Solidarność im Jahr 1980 war ein Resultat der antikommunistischen Bewegung in ganz Polen. Mit der Unterzeichnung der Vereinbarungen zwischen der oppositionellen gewerkschafts-politischen Bewegung Solidarność und den Vertretern der kommunistischen Regierung der Volksrepublik Polen in Stettin (30.08.‘80), Danzig (31.08.‘80), Jastrzębie in Schlesien (03.09.‘80) und Dąbrowa Górnicza (11.09.1980) entstand die Unabhängige, Selbstverwaltete Gewerkschaft NSZZ Solidarność. Gleichzeitig leiteten diese Ereignisse den Beginn des Niedergangs des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa ein und führten eine Dekade später schließlich zum Fall der Berliner Mauer und zur Wiedervereinigung Deutschlands.

„LERNT POLNISCH!“ – dieses Schlagwort ist nur eins von zahlreichen Aufrufen, die 1980/81 in der DDR als Graffiti an Hauswänden oder auf Schaufensterscheiben, als Flugblatt, Postkarte oder Plakat auftauchten. Der Mut und die Kraft der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarność machten auch den Oppositionellen im ostdeutschen Nachbarland Hoffnung auf Reformen, auf eine neue politische Ära. Der DDR-Führung hingegen machte die Entwicklung Angst vor der Verbreitung der Freiheitsbestrebungen in ihrem Land. Die SED beauftragte ihre Geheimpolizei, die Stasi, die Reaktionen in der Bevölkerung scharf zu überwachen und pro-polnische − also „feindlich-negative“ − Haltungen zu verfolgen. Ende Oktober 1980 schloss das SED-Regime sogar die Grenzen zu Polen.

Dieses Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Angst, zwischen Mut, Protest und Verfolgung dokumentiert der Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen in dieser Wanderausstellung „LERNT POLNISCH“. Die Ausstellung nutzt die Kraft des überlieferten Fotomaterials. Zahlreiche Graffiti und Flugschriften mit pro-polnischen Losungen, die die Stasi akribisch in ihren Akten festgehalten hat, sind zu sehen. Sie werden ergänzt durch Auszüge aus Stasi-Berichten über die Meinungen in der DDR-Bevölkerung zu Solidarność: Meinungen, die Respekt, Bewunderung, ja Neid erkennen lassen, die zum Teil aber auch das Wiederaufflackern alter polenfeindlicher Klischees belegen.

Im Frühjahr 1981 schrieb der DDR-Oppositionelle Ludwig Mehlhorn in einem Brief von der „Freude über den Aufbruch und die Lebendigkeit unseres Nachbarvolkes“, aber auch „von dem tiefen Entsetzen über das Echo in unseren Landen“.

So heftig manche antipolnische Äußerung gewesen sein mag, so wichtig war die polnische Reformbewegung jedoch für viele andere in der DDR. Welche Formen der Solidarisierung es in der DDR gab und welche Konsequenzen solche mutigen Solidaritätsbekundungen nach sich ziehen konnten, vermittelt die Ausstellung anhand von vier biografischen Fallbeispielen. Und sie macht kenntlich, welche entscheidende Bedeutung Solidarność für die Überwindung der kommunistischen Diktaturen 1989/90 hatte.

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