22.04.2009 Geschichte & Diskussionen

REIHE: BOTSCHAFTERGESPRäCHE Polen und Deutsche, Partner mit spannungsreicher Vergangenheit

 

Mi 22.04.2009 Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstrasse 90, Düsseldorf

Vor 70 Jahren marschierte die Wehrmacht des NS-Staates in Polen ein und brach den Krieg vom Zaun, der die Selbstvernichtung des Deutschen Reiches über eine Kette grausiger Verbrechen hinweg vollendete. Vor 60 Jahren wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet, die lange um eine dauerhafte Neubestimmung ihres Verhältnisses zu den ostmittel- und osteuropäischen Staaten jenseits des im Kalten Krieg durch die Sowjetunion errichteten Eisernen Vorhangs rang. Vor 40 Jahren begann die erste sozialliberale Koalition unter der Kanzlerschaft Willy Brandts mit der Realisierung der „Neuen Ostpolitik“ – und keineswegs zufällig stand der Versuch der Verständigung mit der damaligen Volksrepublik Polen am Beginn eines in beiden Ländern kontrovers diskutierten Weges. Vor 20 Jahren brach die SED-Diktatur in der DDR zusammen, nicht zuletzt weil die Entwicklung in deren unmittelbarem Nachbarland Polen seit rund einem Jahrzehnt davor den vermeintlich monolithischen Ostblock zunehmend erodiert und verunsichert hatte. Vor fünf Jahren wurde unter Mitwirkung des wiedervereinten Deutschland das demokratisch erneuerte Polen in die Europäische Union aufgenommen, die Nachbarschaft wurde dadurch in eine enge Partnerschaft überführt.
Nur wer sich den schweren Weg vergegenwärtigt, den Deutsche und Polen vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegangen sind, kann recht ermessen, was beide Völker heute erreicht haben. Dass gleichwohl noch immer über verschiedene Aspekte der gemeinsamen Vergangenheit gestritten wird, unterstreicht den Wandel nur noch mehr. Denn bei aller zeitweiligen Erregung auf beiden Seiten, steht doch das gemeinsame europäische Handeln letztlich stets im Vordergrund.

S. E. Dr. Marek Prawda ist seit September 2006 Botschafter der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland. Er ist ein hervorragender Deutschlandkenner, der Teile seines Studiums in Leipzig und Hamburg absolviert hat. Seit 1980 hat er sich in der Solidarność-Bewegung engagiert. Nach verschiedenen Ämtern im polnischen Außenministerium war Dr. Prawda zwischen 2001 und 2005 polnischer Botschafter in Schweden. Er wird die jüngste Phase der deutsch-polnischen Beziehungen Revue passieren lassen und deren Stand und Perspektiven in den Blick nehmen.
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