30.05.2012 - 31.05.2012 Theater und Tanz

Frauenchor / Chor Kobiet: Hier spricht der Chor / Magnifikat

 

Mi 30.05.2012 – Do 31.05.2012 20.00 Uhr
FFT Juta, Kasernenstr. 6, 40213 Düsseldorf und Ringlokschuppen Mülheim

Die Musikerin und Theaterregisseurin Marta Górnicka aus Warschau glaubt an die revolutionäre Kraft des Theater-Chores. Für „Frauenchor“ hat sie 25 Frauen unterschiedlichen Alters und Berufs um sich versammelt.

Marta Górnicka Frauenchor / Chór Kobiet
in polnischer Sprache, mit deutschen Übertiteln
30.5., 20 Uhr – Teil 1: Hier spricht der Chor
31.5., 20 Uhr – Teil 2: Magnifikat (Deutschland-Premiere)
FFT Juta, Kasernenstr. 6, 40213 Düsseldorf
Karten unter 0211 87 67 87-18 oder http://www.fft-duesseldorf.de
Weitere Termine im Ringlokschuppen Mülheim/Ruhr:
1.6., 19.30 Uhr – Teil 1: Hier spricht der Chor
 2.6., 19.30 Uhr – Teil 2: Magnifikat
Link zum Ringlokschuppen: http://www.ringlokschuppen.de/ringlokschuppen/spielplan/veranstaltung/?tx_z19mmevents_pi1[month]=1338501600&tx_z19mmevents_pi1[view]=detailview&tx_z19mmevents_pi1[item]=438

Die Musikerin und Theaterregisseurin Marta Górnicka aus Warschau glaubt an die revolutionäre Kraft des Theater-Chores. Für „Frauenchor“ hat sie 25 Frauen unterschiedlichen Alters und Berufs um sich versammelt. Flüsternd, schreiend, zischend und lachend bringen sie ihren Protest gegen klischeehafte Frauenbilder und das Diktat heutiger Schönheitsideale zum Ausdruck. Fragmente aus „Antigone“, Werken Agambens, Barthes‘, Jelineks und Butlers, Werbeslogans und Kochrezepte mischt der Chor mit Computergeräuschen und Zitaten aus Liedern und Filmen. Rhythmisierte Sprache und Pop-Songs verbinden sich mit traditionellen musikalischen Formen – dem vielstimmigen Chor, Sakralmusik, Arien – und schaffen eine neuartige Form des Musiktheaters. In „Frauenchor“ schlägt uns der geballte Ärger mehrerer Generationen polnischer Frauen entgegen, entschlossen und mitreißend rufen sie zum Aufstand auf. Der Chor zeigt die Sprache als Macht- und Herrschaftsinstrument und auch als Mittel der Gewalt. Er häuft Zitate bis an die Grenze des Erträglichen, legt Sprengladungen unter die Sprache, jagt sie in die Luft oder entschärft sie durch Gelächter. Allen voran Marta Górnicka, die ihre komplexe Partitur selbst dirigiert und mit ihren großartigen Performerinnen eine eindrucksvolle, von wütender Energie getragene Chor- und Choreografiearbeit leistet. „Frauenchor“ wurde in Polen als herausragendes Theaterereignis gefeiert, zur „Musiktheater-Inszenierung des Jahres 2010“ gekürt und bereits auf mehreren internationalen Festivals präsentiert.
Der erste Teil, „Hier spricht der Chor“, hinterfragt die Frauenbilder in der westlichen Konsumgesellschaft: Lara Croft, Kuchenbacken und farbenfrohe Illustrierte sind Ausgangspunkte für Erzählungen über die heutige Wahrnehmung von Weiblichkeit. Im zweiten Teil, „Magnifikat“, werden die Zuschauer mit dem kirchlichen Inbegriff für Weiblichkeit – der Heiligen Jungfrau – konfrontiert. Maria verkörpert sowohl Reinheit und Unschuld als auch die ideologisierte Selbstlosigkeit einer Mutter.

„Der FRAUENCHOR von Marta Górnicka ist eine echte Entdeckung und wahrscheinlich bahnbrechend fürs polnische Theater. 25 Frauen von unterschiedlichem Alter und Beruf sprechen im Chor zunächst von guten Kochrezepten und guten Männern, bis sich die exzellente Chorarbeit den Frauenbildern in der Konsumgesellschaft zuwendet, dem Zwangshandeln für Schönheitsideale und der Verzweiflung daran. Das geht zwischen Flüstern und Schreien, starken Gruppenformationen und zerbrechlich am Boden liegen. […] Mit dem letzten Wort metoikia wird auf Antigone Bezug genommen, auf ihre Behandlung als rechtlose Fremde im eigenen Land – eine wirklich starke, hinreißende Arbeit.“ (Thomas Irmer, nachtkritik.de, 6.4.2011)

Konzept, Libretto, Regie: Marta Górnicka. Partitur: IEN. Choreografie: Anna Godowska. Wissenschaftliche Mitarbeit: Agata Adamiecka. Produktion: Zbigniew Raszewski Theaterinstitut Warschau. Mit: Maniucha Bikont, Justyna Chaberek, Ewa Chomicka, Alina Czyzewska, Paulina Drzastwa, Alicja Herod, Anna Jagłowska, Natalia Jarosiewicz, Katarzyna Jaznicka, Ewa Konstanciak,Ewa Kossak, Katarzyna Lalik, Jolanta Nałecz-Jawecka, Agnieszka Makowska, Kamila Michalska, Natalia Obrebska, Anna Raczkowska, Anna Rusiecka, Monika Sadkowska, Kaja Stepkowska, Karolina Szulejewska, Olga Szymula, Iwona Tołbinska, Agata Wencel, Karolina Wiech, Anna Wodzynska, Anna Wojnarowska.

Teil des Internationalen Kulturprogramms der polnischen EU-Ratspräsidentschaft. Das Projekt wird vom Ministerium für Kultur und Nationalerbe der Republik Polen kofinanziert. Im Rahmen von „Klopsztanga. Polen_grenzenlos_NRW“, gefördert vom Adam Mickiewicz Institut in Warschau.

Marta Górnicka: Regisseurin und Sängerin, Absolventin der Aleksander Zelwerowicz Theaterakademie in Warschau und der Warschauer Musikhochschule Frederic Chopin. Sie studierte außerdem an der Universität Warschau und an der Staatlichen Theaterhochschule in Krakau. Ihr Film „Gier. Versuch einer Aufzeichnung nach Sarah Kane“ wurde auf dem Odkryte/Zakryte Festival in Warschau erstmals gezeigt. Bei der Warschauer Inszenierung von „Symptoms/Akropolis“ von Gabriella Maione und Stanislaw Wyspianski arbeitete Marta Górnicka mit Robert Wilson zusammen, mit Redbard Klijnstra und Swietlana Butskaja hat sie zum Thema Stimme gearbeitet. Als Sängerin absolvierte sie zahlreiche Solokonzerte und nahm für das Polnische Radio ein Album mit Liedern von Astor Piazolla auf. Marta Górnicka war Teilnehmerin von Meisterkursen und leitete Autorenwerkstätten in Salzburg, Rom und London. Seit Dezember 2009 arbeitet sie mit dem Theaterinstitut Warschau zusammen, wo sie in den Aufführungen des „Frauenchors“ Regie führt und eine neue, eigene Form des Chortheaters entwickelt.
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