Fr 23.11.2012 – Mi 23.01.2013 Vernissage: Freitag, 23.11.2012, 19.00
Galerie des Polnischen Instituts Düsseldorf
In Zusammenarbeit mit dem Skulpturenmuseum Glaskasten Marl.
Eröffnung der Ausstellung: Freitag, 23.11.2012, 19.00 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend.
Einführung: Georg Elben, Direktor des Skulpturenmuseums Glaskasten Marl
Jedes Bild ist ein Bildnis des Körpers. Jede Arbeit die zu den visuellen Künsten zählt, ist eine Repräsentation des Körpers. Das bedeutet, dass wir Körper sehen, obwohl gar keine vorhanden sind und dass das Erschaffen von Formen, in einem bestimmtem Grad die Erschaffung eines Körpers ist.
– James Elkins, Pictures of the Body.
Dies ist ein Zyklus von Intimität und Körperlichkeit. In den Zeichnungen von Dorota Buczkowska sind nicht alle Fragmente komplett, es dominieren geheimnisvolle Formen, die an Körperteile oder Organteile erinnern. Es kommen auch geometrische Polyeder zum Vorschein – so als ob diese präzisere Modelle der organischen Figuren darstellen sollen. Alle präsentieren sich dem Auge des Betrachters auf ähnliche Weise, so wie wir Objekte in einem Medizinatlas studieren würden, sehen wir ihre allerkleinsten Adern und Gefäße; feine Striche mit dem Buntstift.
Warum sind nicht alle Fragmente vollständig? Ein Fragment ist ein Teil eines Ganzen; etwas, was ein Fragment darstellt, existiert nicht für sich alleine, sondern nur in Bezug auf etwas anderes.
Unvollständigkeit kann als die Unmöglichkeit des Bezugs auf ein Ganzes gedeutet werden oder auch als das Fehlen dieses Ganzen. In diesem Sinne ist jedes Bild in seiner Unvollständigkeit eine abgeschlossene Einheit – es kann sich auf nichts anderes beziehen als auf sich selbst. Sein Fehlen ist ein Fehlen welches von Anfang an geplant war; ein geplantes Fehlen eines Bezugs. Was ist also mit der Körperlichkeit, die diese Skizzen so lebendig hervorrufen?
Die erwähnte Verbindung der Zeichnungen mit dem Körper existiert nicht nur auf visueller, sondern auch auf materieller Ebene. Bunte Schatten und Konturen entstanden aus Kosmetika die alltäglich als Make-up genutzt werden; diese Geste ist zugleich distanzierend und intim.
Die Distanz baut sich auf der formellen Ebene auf, durch den Entzug der Daseinsberechtigung traditioneller Maler-Werkzeuge und der Ersetzung durch ein Fragment des Alltags.
Intim, weil dieses ausgerissene Fragment dem Körper am nächsten ist; morgens aufgelegt verschwindet es im Laufe des Tages langsam, ehe wieder etwas Neues auftaucht. Make-up ist im gewissen Sinne ein Spiel mit der Malerei; es bezieht sich sowohl auf eine individuelle Person, als auch auf eine allgemeine Handlung – einem Ritual welches durch eine gewisse „Allgemeinheit“ wiederholt wird. Die Alltäglichkeit besteht aus vielen ähnlichen wiederholten Handlungen; so schrieb Lauren Berlant, die Intimität des täglichen Lebens ist gezeichnet durch widersprüchliche Bedürfnisse; die Menschen wollen verunsichert und allmächtig, liebevoll und agressiv, bekannt und unerkannt, sein. Über Intimität nachdenken, bedeutet anders zu bewerten, wie wir waren, wie wir leben und wie wir uns das Leben vorstellen, was mehr Sinn hat, als das, welches vom Großteil gelebt wird. Das Erschaffen von Formen ist in einem bestimmten Grad die Erschaffung eines Körpers.
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