14.05 – 16.07.2023 Kunstverein Hannover
Agnieszka Kurant – Ausstellungen – Kunstverein Hannover (kunstverein-hannover.de)
Der Kunstverein Hannover präsentiert die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin Agnieszka Kurant (geb. 1978, Polen) in Deutschland. Die in New York lebende Konzeptkünstlerin untersucht in ihren Arbeiten Phänomene kollektiver und nicht-menschlicher Intelligenzen (von Bakterien und Schleimpilzen bis hin zu künstlicher Intelligenz), die Zukunft von Arbeit und Kreativität sowie die extraktivistische Wirtschaft des digitalen Überwachungskapitalismus. Ihre aktuelle Ausstellung vereint eine Reihe von Arbeiten, von denen einige zuvor im Guggenheim Museum, New York, im Castello di Rivoli, Turin, und im Centre Pompidou, Paris, zu sehen waren und die sich mit den Auswirkungen von Technologie auf Veränderungen und Konzepte von pluraler Subjektivität und kollektivem Handeln befassen.
Kurants Werke möchte man als alchemistische Mutationen von Energie und Materie bezeichnen, sie unterliegen, wie lebende Organismen, einer ständigen, nahezu evolutionären Veränderung. Die Künstlerin schafft Bedingungen, in denen sich unvorhersehbare, instabile Formen – etwa Assemblagen und Amalgamierungen – aus komplexen Systemen menschlicher und nicht-menschlicher Milieus offenbaren: seien es Millionen von Molekülen, Mikroben, Termiten, Geisterarbeiter:innen oder Demonstrant:innen.
In Chemical Garden (2021–23) entstehen pflanzenähnliche kristalline Strukturen aus einer Mischung anorganischer Chemikalien: Metallsalze, die wesentliche Bestandteile moderner Computer sind. Paradoxerweise richtet die moderne industrielle Gewinnung dieser Elemente, die einst die Evolution des Lebens auf der Erde ermöglichten, verheerende Schäden in den natürlichen Ökosystemen an.
Kurants Conversions sind sich ständig entwickelnde Flüssigkristallbilder, welche die schwankenden Emotionen der Mitglieder verschiedener Protestbewegungen auf der ganzen Welt in wechselnde, hypnotisierende Muster übersetzen.
Post Fordite und Sentimentite erforschen hybride, spekulative geologische Formen anthropogener Natur, während in Semiotic Life (2022/23) ein Wacholder-Bonsai auf eine 3D-gedruckte Form trifft: die algorithmische Vorhersage einer zukünftigen Form, die diese Baumart als optimal für ihre Entwicklung annehmen könnte. Allerdings nicht symbiotisch, sondern eher als Rennen, bei dem das Lebendige zwangsläufig die Vorhersage überholt.
In Alien Internet wird ein formwandelnder Superorganismus aus Ferrofluid (einer 1963 von der NASA entwickelten Substanz) in einem elektromagnetischen Feld über Daten tausender Tiere weltweit digital gesteuert und imaginiert eine zukünftige kollektive nicht-menschliche Lebensform. Während in der Arbeit Ohne Titel (2014) ein stählernes Förderband kontinuierlich operiert und sich in sein eigenes Spiegelbild auflöst, reflektiert es ebenfalls die unendliche Rückkopplungsschleife von Automatisierung, Energiekreislauf und immaterieller Arbeit.
Die wissenschaftsgestützte Ökonomie betrachtet jedes Zukunftsszenario als Möglichkeit – als Abfolge von Ereignissen, die konfiguriert, quantifiziert und somit berechnet werden kann – und verwirft schnell die Ergebnisse, die nicht der Vision des unidirektionalen Fortschritts entsprechen. Agnieszka Kurant betrachtet hierin Energie als die Schlüsselwährung. Auf der Suche nach ihren Transformationen erforscht sie die grassierenden Geschichten und überholten Visionen von Nekro-Zukünften – vergangene fiktionale und utopische Sprünge, die schnell zu großen steilen Abhängen in neoliberalen Abgründen wurden. All diese erweisen sich als nicht berechenbar.
Die Ausstellung wird unterstützt von der Schering Stiftung, vom Adam Mickiewicz Institute, Warschau, von der Rudolf Augstein Stiftung und dem Polnischen Institut Düsseldorf.
Dank an Tanya Bonakdar Gallery, New York und Sitterwerk, Kunstgiesserei St. Gallen
Veranstaltungen
Samstag 13.5., 19.00 Uhr
Agnieszka Kurant, Uncomputables
Simon Denny, Metaverse Landscapes
Sonntag 14.5., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Mittwoch 17.5., 18.00 Uhr: Kuratorische Einführung in das Werk von Agnieszka Kurant und Simon Denny
Mit Direktor Christoph Platz-Gallus
Sonntag 21.5., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Sonntag 28.5., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Sonntag 4.6., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Sonntag 11.6., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Donnerstag 15.6., 18.00 Uhr: Kuratorische Einführung in das Werk von Agnieszka Kurant und Simon Denny Mit Direktor Christoph Platz-Gallus
Donnerstag 15.6., 19.00 Uhr: KI, Körper, Kolonialismus. Imaginäre der Automation.
Mit Dr. Sara Morais dos Santos Bruss
Samstag 17.6., 18.00–23.30 Uhr: Nacht der Museen 2023
Sonntag 18.6., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Sonntag 25.6., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Sonntag 2.7., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Mittwoch 5.7., 18.00 Uhr: Gespräch im Rahmen von www.futurehistories.today
Donnerstag 6.7., 18.00 Uhr: Kuratorische Einführung in das Werk von Agnieszka Kurant und Simon Denny
Mit Assistenzkuratorin Carlota Gómez
Donnerstag 6.7., 19.00 Uhr: Böhmische Landschaften und Hyperspaces – oder wie wir uns den digitalen Raum aneignen
Sonntag 9.7., 15.00 Uhr: Sonntagsführung
Donnerstag 13.7., 18.00 Uhr: Kuratorische Einführung in das Werk von Agnieszka Kurant und Simon Denny
Mit Assistenzkuratorin Carlota Gómez
Sonntag 16.7., 15.00 Uhr: Sonntagsführung