8.05.2025 - 14.09.2025 Ausstellungen, Kunst

Marian Ruzamski – Die Kunst der Erinnerung

Erste monografische Ausstellung Marian Ruzamskis außerhalb Polens

Am 8. Mai, dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, eröffnete das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen eine Ausstellung, die dem Werk und der Person des polnischen Malers Marian Ruzamski gewidmet ist, der im deutschen nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau inhaftiert war.
 
Das Polnische Institut in Düsseldorf ist Mitveranstalter der Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für verfolgte Künste und dem Museum – Schloss Tarnowski in Tarnobrzeg entstanden ist. Das Vorwort für den Katalog zur Ausstellung wurde von Marian Turski verfasst.
 
In seiner Eröffnungsrede skizzierte der Direktor des Polnisches Institut Düsseldorf, Gesandter Rafał Sobczak, anhand Marian Ruzamskis Biografie, den historischen Kontext des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs, die Verluste, welche Polen während der deutschen Besatzung erlitt und wies zudem auf die Notwendigkeit hin, den polnisch-deutschen Dialog und die Zusammenarbeit fortzusetzen.
 
An der Veranstaltung nahmen u.a. der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach, der Stadtpräsident von Tarnobrzeg Łukasz Nowak, die Beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur, Sylvia Löhrmann, Vertreter:innen des Landtags, des konsularischen Korps sowie diverse Personen aus der lokalen Kunst- und Kulturszene teil.
Die Ausstellung wird bis zum 14.09.25 in Solingen zu sehen sein. Im Anschluss wird sie ab Herbst diesen Jahres in Tarnobrzeg und ab 2026 in Krakau präsentiert.
 
8.5. – 14.9.2025
Zentrum für verfolgte Künste, Wuppertaler Str. 160, 42653 Solingen
 
Eine Ausstellung des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen, in Kooperation mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, dem Polnischen Institut Düsseldorf, der Gerd-Keimer-Bürgerstiftung Solingen.

100 Jahre nach seiner letzten Einzelausstellung. 80 Jahre nach seinem Tod –  kehrt das Werk Marian Ruzamskis in die Öffentlichkeit zurück.

Kunst als Zeugnis

Kunstwerke können das Unsagbare ausdrücken. Sie überliefern Geschichte nicht nur in Fakten, sondern in Gefühlen – und verbinden uns mit den Erfahrungen derer, die sie geschaffen haben. Die Ausstellung „Marian Ruzamski. Die Kunst der Erinnerung“ widmet sich einem Künstler, der nicht nur durch seine außergewöhnliche Farbwelt und Tiefe beeindruckt, sondern auch durch sein Schicksal. Ruzamski wurde während des Zweiten Weltkriegs nach Auschwitz deportiert und starb 1945 im Lager Bergen-Belsen. Seine in Auschwitz entstandenen Werke sind ein stiller Widerstand gegen das Vergessen – Ausdruck von Hoffnung in Zeiten größter Dunkelheit.

Der Künstler Marian Ruzamski (1889-1945)

„Trotz begeisterter Kritiken und Ausstellungen in den renommiertesten Salons der Zweiten Republik gelang es ihm nie, sich unter den führenden polnischen Malern des 20. Jahrhunderts zu etablieren. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb es unmöglich, ihn wieder ins kollektive Gedächtnis zu rufen.“ – Tadeusz Zych, 2025

Marian Ruzamski war ein sensibler Beobachter seiner Umgebung. Seine Gemälde zeigen Porträts, Landschaften, Szenen des Alltags – stets durchdrungen von einer tiefen Menschlichkeit. Er gehört zu den Künstlern, deren Werk durch Verfolgung fast ausgelöscht wurde. Mit dieser Ausstellung wird sein Gesamtwerk erstmals umfassend gezeigt – eine Hommage an einen großen polnischen Maler und Zeugen der Shoah.

Die dramatischen Umbrüche des vergangenen Jahrhunderts prägten das Leben von Marian Ruzamski: Geboren 1889 in Lipnik bei Bielsko-Biała, stammte er aus einer kulturell vielfältigen Familie. Seine Mutter war eine französische Jüdin, sein Vater ein polnischer Notar. Der junge, hochbegabte Künstler musste 1914 als damaliger Bürger Österreich-Ungarns sein Stipendium in Paris abbrechen und Frankreich verlassen, da er mit Kriegsbeginn zum „feindlichen Ausländer“ wurde. Im Ersten Weltkrieg verschleppten ihn russische Truppen nach Charkiw. Aus den Wirren der Revolution kehrte er schwer traumatisiert in den jetzt freien jungen polnischen Staat zurück. Während der deutschen Besatzung Polens im Zweiten Weltkrieg wurde Ruzamski 1943 als Jude und Homosexueller denunziert, von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert und später nach Bergen-Belsen verschleppt, wo er vor 80 Jahren am 8. März 1945 kurz vor Kriegsende starb.

Doch obwohl Ruzamskis Leben von Krieg, Verfolgung und Gewalt überschattet war, erzählen seine Werke eine andere Geschichte. Seine Bilder sind geprägt von einer tiefen Humanität, von Szenen des Alltags und einer fast schwebenden Leichtigkeit – als würde ein anderes, friedliches Jahrhundert an uns vorüberziehen. Es sind poetische, eindringliche Bilder, die an sommerliche Landschaften erinnern, nicht an Terror und Zerstörung.

Der Impulsgeber Marian Turski (1926–2025)

Die Idee zur Ausstellung geht auf Marian Turski zurück – Historiker, Journalist und Auschwitz-Überlebender. Zeit seines Lebens kämpfte er gegen das Vergessen, für Demokratie und Menschenrechte.  

Seine Worte „Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen. Es begann mit kleinen Manifestationen von Intoleranz und Antisemitismus, mit Rassismus. Das ist es, woran man sich erinnern muss: Es begann nicht mit Gaskammern.“ mahnen uns bis heute. Turski begleitete die Entstehung dieser Ausstellung bis kurz vor seinem Tod. Sein Vorwort zum Katalog wurde wenige Tage vor seinem Tod am 18. Februar 2025 abgeschlossen. Die Ausstellung ist ihm gewidmet.  

Die Kunst der Erinnerung

Im Jahr 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal – ein Anlass, innezuhalten und sich neu mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir heute an die katastrophalen Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erinnern. Die Ausstellung mit den Werken von Marian Ruzamski ist ein künstlerischer Beitrag zu diesem Gedenken. Sie richtet den Blick auf ein individuelles Schicksal, das exemplarisch für viele steht, und zeigt zugleich, dass Erinnerung nicht nur Mahnung, sondern auch kulturelles Erbe ist. In einer Zeit, in der geschichtliche Narrative zunehmend infrage gestellt werden, setzt die Ausstellung ein Zeichen für die Bedeutung der Kunst als Medium des historischen Bewusstseins. Sie erinnert daran, dass der Weg zur Versöhnung über das Verstehen führt – und dass dieses Verstehen oft in der Stille eines Bildes beginnt.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Tarnowski-Schlossmuseum in Tarnobrzeg und dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau. Sie wird unterstützt von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, dem Polnischen Institut Düsseldorf und der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung Solingen sowie weiteren Förderern. Nach der Erstpräsentation im Museum Zentrum für verfolgte Künste wird die Ausstellung in Tarnobrzeg, der letzten Heimat Ruzamskis, gezeigt und im Frühjahr 2026 im Palast der Schönen Künste in Krakau, wo Ruzamski 100 Jahre zuvor seine letzte Einzelausstellung hatte.

In Vorbereitung zu dieser Ausstellung fand am 4./5. September 2024 im Zentrum für verfolgte Künste die deutsch-polnische Tagung „Vergangenheit erinnern, Zukunft gestalten“ zu Leben und Werk von Marian Ruzamski und dem Kampf gegen Antisemitismus statt.

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