17.09.2018 Geschichte, Geschichte & Diskussionen, Programm

Witold Pilecki. Symbol des Widerstands gegen zwei Totalitarismen des 20. Jahrhunderts

Vortrag und Gespräch Prüfstein des Charakters. WITOLD PILECKI (1901 – 1948) und sein Kampf gegen zwei Totalitarismen des 20. Jahrhunderts

Referent: Krzysztof Wiśniewski, Witold Pilecki-Institut in Warschau
Montag, 17.09.2018, 19.00 Uhr, Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf

Vor 79 Jahren, am 17. September 1939 überfiel die Sowjetunion Polen. Damit und mit dem vorhergehenden Angriff Nazi-Deutschlands wurde der Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 verwirklicht und der Zweite Weltkrieg begann.
Genau an diesem Datum laden das Gerhart-Hauptmann-Haus und das Polnische Institut Düsseldorf ein zum Vortrag und Gespräch über Witold Pilecki, eine außerordentlich symbolträchtige Figur in der Geschichte Europas und insbesondere Polens des 20. Jahrhunderts. Über einen Menschen, der zwei Totalitarismen herausforderte: den Nationalsozialismus und den Kommunismus. Wie kein anderer steht er für den Widerstand gegen die beiden Systeme, denen er auch zum Opfer fiel.

Kavallerie-Hauptmann Witold Pilecki (1901–1948), in Polen als „Rotmistrz Pilecki“ bekannt, war bereits Offizier in der Zweiten Polnischen Republik (1918-1939). Er engagierte er sich während des Zweiten Weltkriegs als Mitglied der Heimatarmee (AK, Armia Krajowa) früh im Widerstand. Als einziger bekannter Mensch ging er mit Zustimmung der AK-Vorgesetzten freiwillig 1940 in die Gefangenschaft des KZ Auschwitz. Er verbrachte im Lager zwei Jahre, baute dort ein konspiratives Netz auf und informierte den Untergrund über die Situation im Lager und über die Gräueltaten der deutschen Nazis gegenüber den jüdischen und anderen Häftlingen. Nach einer spektakulären Flucht aus Auschwitz diente Pilecki weiter in der Heimatarme, kämpfte im Warschauer Aufstand 1944 und geriet danach in deutsche Gefangenschaft. 1945 kam er zurück nach Polen, das nun von Kommunisten regiert wurde. Als Gesandter des Generals Władysław Anders sollte er ein Geheimdienstnetz aufbauen. 1947 wurde Pilecki jedoch vom kommunistischen Sicherheitsdienst verhaftet und während der Verhöre brutal gefoltert. In einem politischen Schauprozess wurde Witold Pilecki zum Tode verurteilt und am 25. Mai 1948 hingerichtet. Erst nach Ende des kommunistischen Regimes wurde er rehabilitiert.

Das Witold Pilecki-Institut entstand im August 2018 aus der Zusammensetzung des Witold Pilecki-Zentrums für Totalitarismen-Forschung und aus dem Institut für Solidarität und Tapferkeit. Es pflegt die bisherigen Programme, übernimmt ihre Aufgaben und ergänzt sie um neue Inhalte. Seine Aufgabe besteht in der Erforschung der Erfahrungen mit den beiden Totalitarismen des 20. Jahrhunderts in Mittel- und Osteuropa. Das Zentrum dokumentiert u.a. die Verbrechen, die während der Besatzung Polens von den deutschen Nazis und von den Sowjets verübt wurden und sammelt dabei Zeugnisse der Opfer, ihrer Familien und Freunde. Das Pilecki-Institut unterstützt wissenschaftliche Forschung, stellt Quellentexte und ihre Übersetzungen zur Verfügung und organisiert internationalen akademischen Austausch. Es gibt Veröffentlichungen heraus und ist aktiv im Bildungsbereich. Das Institut initiiert und fördert interessante Projekte in Kunst und Kultur, die sich mit den Totalitarismus-Erfahrungen auseinandersetzen. Dank der Vereinbarung von 2017 mit der renommierten amerikanischen Hoover-Institution wird das Pilecki-Institut über die größte Datenbank der Zeugnisse von zivilen Opfern im besetzten Europa verfügen.

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