Polen unter anderen. Literatur und globale Migration 🗺
Die Darstellung des Lebens von Migrantinnen und Migranten in ihren Aufnahmeländern tendiert zu bikulturellen Engführungen, was der multiethnischen Realität von Industriemetropolen nicht gerecht wird, insbesondere im Niedriglohnsektor in London. Der Vortrag schlägt vor, nach 2004 entstandene Migrantenliteratur als Antidotum zu solchen bikulturellen Restriktionen zu sichten. Unternommen werden soll dabei eine vergleichende Lektüre von literarischen Imaginationen der Interaktionen mit anderen Migrantengruppen in Großbritannien und Irland.
Auf der einen Seite stehen polnische Texte über Begegnungen von polnischen Arbeitsmigrantinnen und ‑migranten mit Vertreterinnen und Vertretern anderer osteuropäischer oder außereuropäischer Ethnien, auf der anderen osteuropäische Verarbeitungen der Präsenz von Polen auf den britischen Inseln. Das Corpus besteht aus Texten, die nach dem EU-Beitritt Polens entstanden sind. Unter den betrachteten polnischen Verfasserinnen und Verfassern sind A.M. Bakalar, Gosia Brzezińska, Grzegorz Kopaczewski, Daniel Koziarski, Adam Miklasz, Jarek Sępek und Daniel Zuchowski, unter den osteuropäischen Marina Lewycka und Aleksandrs Ruģēns (alias Vilis Lācītis alias William B. Foreignerski), unter den einschlägigen Black Britons Mike Phillips und Kwame Kwei-Armah.
Alle zu untersuchenden Texte verbinden Dreieckskonstellationen – seien diese lettisch-polnisch-pakistanisch, ukrainisch-polnisch-malawisch oder polnisch-ghanaisch-pakistanisch. Sie tragen damit eine spannende Komplexität in die binneneuropäischen Minimalpaare Briten vs. Polen oder Iren vs. Polen hinein, ob zum Guten oder Schlechten: Die postkommunistische Migration und die Nachwirkungen einer früheren postkolonialen Immigration auf die britischen Inseln interagieren, indem Animositäten aufbrechen und Allianzen neu entstehen. Die bizarren Überlappungen von Stereotypisierungen und praktizierter Solidarität unterlaufen dabei jegliche universelle ethische Matrix in einer nur scheinbar überall gleichen dekolonialen Welt.
Corona-Hinweise:
Es wird eine maximale Kapazität von 30 Plätzen bereitgestellt. Zutritt wird nur bei durch das Institut bestätigter Anmeldung unter info@doi-online.org gewährt. Die Bestätigung erfolgt nach der Reihenfolge der Anmeldungen. Weiterhin wird im Eingangsbereich durch DOI-Mitarbeiter die Hand-Desinfektion aller Gäste durchgeführt. Kein Zutritt bei Erkältungssymptomen. Bitte beachten Sie auch, dass im Freistaat Sachsen weiterhin die Abstandsregel gilt und diese auch im Institut möglichst eingehalten werden muss.
Veranstalter: Dresdner Osteuropa Institut e. V. und Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO)
Eintrittsspende: 4,00 EUR, Mitglieder DOI/DISUD Eintritt frei, Studierende & Mitarbeiter/innen der TU Dresden 2,00 EUR
Ort: Villa Lingner, Leubnitzer Str. 30, 01069 Dresden
Info: www.doi-online.org