Im Park von Kalwaria Zebrzydowska vereint sich eine malerische Kulturlandschaft mit Spiritualität. Die natürliche Umgebung, in die sich symbolische Orte in Bezug auf die Passion Christi und das Leben der Mutter Gottes einfügen, blieb seit dem 17. Jahrhundert fast unberührt. Kalwaria Zebrzydowska ist auch heute noch ein wichtiger Wallfahrtsort.

Die manieristische Architektur- und Parklandschaft und die Wallfahrtsstätte in Kalwaria Zebrzydowska, die aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen, sind eine südlich von Kraków gelegene Kulturlandschaft, die das Gebiet des Żar- und Lanckorońska-Bergs umfasst. Dieses außergewöhnliche Zeugnis von Frömmigkeit und Kultur war einer der ersten groß angelegten, in Polen erbauten Kalvarienberge und wurde zum Vorbild für zahlreiche spätere Projekte. Aufgrund seiner charakteristischen architektonischen Merkmale, der gekonnten Verschmelzung von religiöser Anbetung mit der Natur und der ununterbrochenen Tradition der hier aufgeführten Passionsspiele hebt sich der Parkvon Kalwaria Zebrzydowska unter europäischen Kalvarienbergen hervor. Das Heiligtum, dasder Verehrung der Passion Christi und Marias gewidmet ist, ist ein herausragendes Beispiel für Kalvarienberge aus der Zeit der Gegenreformation, die zur Verbreitung der Religiosität in Form von Wallfahrten beitrugen. Der Wallfahrtspark, ein Gebetsgarten, ist eng mit den Themen der Passion Christi und dem Leben der Jungfrau Maria verbunden.

Der Schöpfer und Gründer von Kalwaria Zebrzydowska war Mikołaj Zebrzydowski, Woiwode von Kraków und Starost von Lanckorona. Er beauftragte den angesehenen Mathematiker, Astronomen und Landvermesser Felix Żebrowski damit, eine Nachbildung von Jerusalem, wie man es sich zu Zeiten Christi vorstellte, zu schaffen. Er verwendete ein Vermessungssystem, das er entwickelt hatte, um die Nachbildung in die örtliche natürliche Landschaft einzufügen. Er nutzte dabei geschickt die natürlichen Merkmale des Geländes, verlieh topografischen Elementen Namen, die sich auf die Landschaft der HeiligenStadt bezogen (z. B. Kidontal, Ölberg, Golgota) und verband ergänzende architektonische Strukturen mit Pfaden und Gassen, welche die historischen Routen symbolisierten, die darauf errichtet wurden. Merkmale der Garten- und Parkgestaltung der italienischen Renaissance und des französischen Barocks wurden mit manieristischer Freiheit und Unregelmäßigkeit vermischt. Es gibt zahlreiche Ausblicke zwischen den verschiedenen Elementen der Gestaltung sowie eine Reihe von überwältigenden Panoramen des Parks selbst sowie der Tatra und der Stadt Kraków.

Der Komplex besteht aus einem Kloster, einer Vielzahl an Kirchen, Kapellen und anderen architektonischen Strukturen. Die aufgrund ihres hohen künstlerischen Werts des Manierismus bemerkenswertesten Strukturen, von denen Paul Baudarth die ersten 14 Kapellen entwarf, wurden zwischen 1605 und 1632 erbaut. Die folgenden wurden nacheinander vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Die Wege, welche die architektonischen Bestandteile miteinander verbinden, waren ursprünglich durch die Öffnung von weiten Schneisen in einem dichten Waldbestand geschaffen worden. Die Landschaft wurde schrittweise aufgrund der Abholzung lichter, daher wurden die Wege im späten 18. Jahrhundert von Bäumen gesäumt, um die ursprüngliche Anordnung der Wege auf Dauer auszuweisen. Dadurch wurde die Raumgestaltung des Kalvarienbergs in Kalaria Zebrzydowska bereichert.

Die Architektur und Landschaft des Parks bilden eine ausgezeichnete Kulisse, um den Kreuzweg nachzustellen und die Festlichkeiten zu Mariä Himmelfahrt zu begehen. Diese Veranstaltungen werden hier seit dem frühen 17. Jahrhundert abgehalten – also seit bereits über 400 Jahren – und ziehen jährlich Tausende Pilger an.

Quelle: UNESCO (offizielle Webseite: whc.unesco.org)
Übersetzung: Agata Biernacka