Aufarbeitung der Vergangenheit, Gedenkstättenarbeit, Demokratisierung. Geschichte und Renovierungsbedarf eines wegweisenden Projekts
Diskussion mit Dr. Zofia Wóycicka (Deutsches Historisches Institut Warschau), Prof. Dr. Norbert Frei (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Prof. Dr. Günter Morsch (Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten i. R.)
Mehr als ein Dreivierteljahrhundert nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus stellt sich die Frage nach der Zukunft der Erinnerung mit Nachdruck: Das historische Erinnern an Nationalsozialismus und Holocaust gehört heute zur Staatsräson der Bundesrepublik und ist zumindest nominell in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Immer mehr verlagern sich aber die Gewichte weg von einer kritisch-diskursiven, gegenwartsbezogenen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hin zu einer staatlich-repräsentativen, oft weniger kritischen Memorialkultur, die den Abstand zur nationalsozialistischen Vergangenheit stärker betont als deren Nachwirkungen und das Wiederaufleben antidemokratisch-rassistischer Haltungen in Politik und Gesellschaft. Hinzu kommt der unvermeidliche Abschied von den Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung, mit denen eine gewichtige politisch-moralische Instanz verloren geht. Menschen, die in Berichten und Gesprächen in besonderer Weise berührt haben und die die Vergangenheit — auch in ihrer Bedeutung für die Gegenwart — aufleben lassen konnten.
Prof. Dr. Volkhard Knigge spricht mit Menschen, welche die Erinnerungskultur seit langem beobachtet und mitgestaltet haben. Dabei geht es um historisches Erinnern an Geschichte, die nicht hätte geschehen dürfen, aber dennoch geschehen ist. Im Gespräch erkundet er historische Entwicklungen und wie ein zukünftiges historisches Erinnern aussehen kann, das seine kritisch-aufklärerischen Potenziale bewahrt, statt in Aufarbeitungsstolz und Selbstzufriedenheit zu verkümmern.
Info: www.kunstfest-weimar.de
Eintritt: frei
Ort: Hotel Elephant, Markt 19, 99423 Weimar