Trotz der Absage der Leipziger Buchmesse heißt es im März wieder an vielen Orten in der Stadt „Leipzig liest trotzdem“ und auch das Polnische Institut ist wieder mit dabei.
Es gilt die 3G-Regel: Zutritt mit Nachweis vollständiger Impfung, Genesung oder aktuellem negativen Test. Bei Bewegung in Innenräumen besteht Maskenpflicht. Die Gäste werden platziert, die Kapazität ist auf 48 Plätze beschränkt. Es gibt keine Kontaktverfolgung.
Überblick
16.03. / 19:30 / Wolfgang Templin: Revolutionär und Staatsgründer. Józef Piłsudski ⇒ zur Veranstaltung
19.03. / 15:00 / Jahrbuch Polen 2022: Widersprüche ⇒ zur Veranstaltung
19.03. / 21:00 / Dominika Słowik: Tal der Wunder ⇒ zur Veranstaltung
16.03.2022, 19:30, Leipzig / Polnisches Institut
Revolutionär und Staatsgründer
Józef Piłsudski – eine Biografie
Buchvorstellung mit dem Autor Wolfgang Templin
Moderation: Jacek Lepiarz (Journalist)
Piłsudski war ein sozialistischer Berufsrevolutionär, der zur Zarenzeit zeitweise nach Sibirien verbannt wurde. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg mit eigenen Truppen für Polens Freiheit und verkündete nach mehr als 123 Jahren der Teilung die Unabhängigkeit der Republik Polen. Schon 1920 war er an der Verteidigung des wiedergegründeten Staats beteiligt. In der „Zweiten Republik“ herrschte er ab 1926 autokratisch. Nicht zuletzt deshalb bleibt er auch für viele Polen ein sperriger Held.
Wolfgang Templin lässt Piłsudskis abenteuerliche Biografie lebendig werden. Zugleich erzählt er die tragische Geschichte eines Landes zwischen den Großmächten.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig in Kooperation mit dem Polnischen Buchinstitut / Instytut Książki und dem Ch. Links Verlag
Info: www.christoph-links-verlag.de
Eintritt: frei (es gelten die Auflagen der aktuellen Sächsischen Corona-Schutzverordnung)
Ort: Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig
19.03.2022, 15:00, Leipzig / Polnisches Institut
Jahrbuch Polen 2022: Widersprüche
Buchvorstellung zum 150. Jubiläum des Harrassowitz Verlags mit dem Herausgeber Dr. Andrzej Kaluza (Deutsches Polen-Institut Darmstadt) und der Journalistin Ewa Wanat (Berlin)
Begrüßung: Stephan Specht (Leiter des Harrassowitz Verlags)
Moderation: Rainer Mende (Polnisches Institut)
Das Jahrbuch Polen 2022 beschäftigt sich mit polnischen „Widersprüchen“. Heute scheiden sich in Polen die Geister in Fragen von Lebensentwürfen – zwischen als verbindend empfundener Tradition und dem verlockenden Individualismus. Dabei geht es unter anderem auch um den Wandel im Verhältnis der Geschlechter untereinander.
Gegenwärtig treten Spannungen zutage, welche sich trotz eigener Mobilitätserfahrungen in der schroffen Distanz den „Anderen“ gegenüber äußern, die an Polens Grenzen ankommen. Auch zwischen Jung und Alt klaffen Welten – während die reiferen Jahrgänge auf materielle Sicherheit bedacht sind, suchen gerade junge Menschen nach alternativen, postmodernen Lebensentwürfen. Widersprüche brechen sich auch in der Ästhetik Bahn: Es gibt viele spannende Entwicklungen in Architektur und Stadtplanung, zugleich „ziert“ manche Bausünde polnische Städte.
Zum Wesen der Demokratie gehören Vielfalt und Widerspruch. So folgt im Jahrbuch die Analyse der größten politischen Fraktionen zunächst dem grundlegenden Gegensatz zwischen dem aktuell herrschenden Konservatismus und dem nach 1990 lange dominierendem Liberalismus, aber auch den politischen Extremen am rechten und linken Rand.
Über Jahrhunderte war die katholische Kirche für viele Pol*innen wie ein Fels in der Brandung. Sie beförderte das Überleben der polnischen Nation während der Teilungszeit, der Weltkriege, des Kommunismus. Aber nun erfährt sie aufgrund eigener Verfehlungen massiven Mitgliederschwund. Polen säkularisiert sich im europäischen Vergleich derzeit am dynamischsten.
Ist Polen also ein einziger Widerspruch in Rot-Weiß? Das Jahrbuch Polen lädt dazu ein, das ganze Spektrum zu entdecken. In der diesjährigen Ausgabe finden sich Texte u. a. von Ewa Wanat, Stefan Garsztecki, Michał Olszewski, Jennifer Ramme, Dominika Kozłowska und Olga Drenda. Hinzu kommen literarische Texte von Anna Arno, Piotr Marecki, Agnieszka Pajączkowska und Aleksandra Zbroja. Umschlag und Bilder stammen von Max Skorwider.
Allerdings hat sich die Welt seit der redaktionellen Fertigstellung des Jahrbuchs grundlegend verändert. Der russische Angriffskrieg wirft in Polen und auch in Deutschland neue Fragen auf und stellt die Gesellschaften und ihre Grundwerte wie Solidarität und Mitgefühl auf die Probe. Diese Neuorientierung lässt auch das Thema „Widersprüche“ in neuem Licht erscheinen. Denn Polen ist durch die in großer Zahl in und durch das Land ziehenden Flüchtlingsströme aus der Ukraine unmittelbar betroffen und zeigt sich in dieser Ausnahmesituation spontan in großer Einigkeit – Hilfsaktionen für das östliche Nachbarland und seine Einwohner*innen werden von einem breiten gesellschaftlichen Zuspruch getragen und befürwortet.
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Der Harrassowitz Verlag wurde am 1. Juli 1872 von Otto Wilhelm Harrassowitz als wissenschaftlicher Verlag und Buchhandlung in Leipzig gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog der Verlag in die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden. Regelmäßig erscheinen dort Publikationen des Deutschen Polen-Instituts im nahegelegenen Darmstadt.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig in Kooperation mit dem Deutschen Polen-Institut Darmstadt und dem Harrasowitz Verlag
Info: www.deutsches-polen-institut.de, www.harrassowitz-verlag.de
Eintritt: frei (es gelten die Auflagen der aktuellen Sächsischen Corona-Schutzverordnung)
Ort: Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig
19.03.2022, 21:00, Leipzig / Polnisches Institut
Tal der Wunder. Der Esoteriker, die Genossin und der Arsch im Heiligenschein
Buchpräsentation mit der Autorin Dominika Słowik und der Übersetzerin Alexandra Tobor
Eine Kleinstadt voller Geheimnisse: Fußspuren im Schnee kommen aus dem Nichts und verschwinden im Nirgendwo, am Himmel erscheint ein Arsch im Heiligenschein und der Imker dressiert seine Bienen. Während die Menschen im Tal auf das nächste Wunder warten, werden Schätze gesucht und eine Leiche gefunden.
Dominika Słowik erzählt von kiffenden Jugendlichen, deren Tage zwischen harter Lebenswirklichkeit und unerklärlichen Phänomenen mäandern, und Erwachsenen, die in einer dem Untergang geweihten Welt um Bedeutung ringen. Wie wirklich ist die Wirklichkeit, wenn alles, was wir haben, Erzählungen sind?
Dominika Słowik wurde 1988 in Jaworzno im südlichen Polen geboren. Bereits mit ihrem Debüt „Atlas. Doppelgänger“ war sie Finalistin des Gdynia-Literaturpreises. Ihr Roman „Tal der Wunder“ (Originaltitel „Zimowła“) wurde in Polen als literarisches Ereignis gefeiert. Mit ihm gewann sie 2019 den renommierten Nachwuchs-Preis „Paszport Polityki“ in der Kategorie Literatur.
Alexandra Tobor kam 1989 als Achtjährige nach Deutschland und studierte Soziologie, Psychologie und Kunstgeschichte in Marburg. Heute lebt sie als Übersetzerin, Podcasterin und freie Autorin in Augsburg. In ihren autofiktionalen Romanen „Sitzen vier Polen im Auto“ (2012) und „Minigolf Paradiso“ (2016) beschäftigte sie sich mit dem Aufwachsen zwischen Ostblock und dem „goldenen“ Westen.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig in Kooperation mit dem Polnischen Buchinstitut / Instytut Książki und dem KATAPULT-Verlag
Info: https://katapult-verlag.de
Eintritt: frei (es gelten die Auflagen der aktuellen Sächsischen Corona-Schutzverordnung)
Ort: Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig
Rückblick auf die Online-Ausgabe 2021: https://instytutpolski.pl/leipzig/2020/05/30/leipzig-liest-extra-polnische-literatur
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig in Kooperation mit dem Polnischen Buchinstitut und weiteren Partnern
Veranstaltung auf Facebook
Info: www.leipziger-buchmesse.de
Eintritt: frei (es gelten die Auflagen der aktuellen Sächsischen Corona-Schutzverordnung)
Ort: Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig