OT: IO, Spielfilm, R: Jerzy Skolimowski, PL/ITA 2022, 86 min, OmdU
mit Sandra Drzymalska, Tomasz Organek, Mateusz Kościukiewicz, Lorenzo Zurzolo, Isabelle Huppert u.a.
Eigentlich fühlt sich der graue Esel Io (polnisch für „I-A“) in seinem Wanderzirkus sehr wohl. Seine Partnerin und Pflegerin Kasandra arbeitet nicht nur mit ihm, sondern ist seine beste Freundin, die ihm neben Futter auch Wärme und Geborgenheit gibt. Deshalb ist es für Io eine Katastrophe, als der Zirkus dichtmachen muss und er und Kasandra auseinandergerissen werden. Es beginnt eine Odyssee quer durch Europa, bei der der stumme, gutmütige und stets passive Held Stalleröffnungen schmückt, als Sonderpädagoge arbeitet, Fußballspiele entscheidet, märchenhafte Wälder durchstreift und stummer Zeuge von Verbrechen wird.
Skolimowski, Jahrgang 1938, erfindet sich seit seinem Regie-Comeback „Cztery noce z Anną / Vier Nächte mit Anna“ (2008) mit jedem Film neu und zeigt mit dem Oscar-nominierten Werk, dass er in Bezug auf Kreativität und Neugier groteskerweise zu den jüngsten Regisseur*innen Polens gehört. In diesem Meisterwerk gelingt ihm erneut der Spagat zwischen Komik und Tragik, Zeitgeist-Kommentar und zeitloser Parabel, formalem Experiment und semi-dokumentarischer Bildsprache. Hinzu kommen ein exzellentes Ensemble polnischer und internationaler Stars, jeweils in episodischen Rollen, und eine beeindruckende Tonspur, die im Zusammenspiel den Film zum Klassiker machen.
Der vielfach preisgekrönte polnische Regisseur Jerzy Skolimowski (u.a. „Deep End“, „Essential Killing“, „11 Minutes“) inszeniert hier einen seiner bisher freiesten und visuell einfallsreichsten Filme. „EO“, der von Robert Bressons „Au hasard Balthazar“ (Zum Beispiel Balthasar, 1966) inspiriert und gleichzeitig eine Hommage an diesen Film ist, besticht durch die beeindruckende, atemberaubende Kameraarbeit von Michał Dymek und die klangvolle Musik von Paweł Mykietyn. Der Film gewann beim Filmfestival in Cannes den Jurypreis und war der offizielle Beitrag Polens für die Academy Awards 2023.
„Vor vielen Jahrzehnten habe ich in einem Interview (ich meine, es war für die Cahiers du Cinéma) gesagt, dass der einzige Film, der mich zu Tränen rührt ‚Au hasard Balthazar‘ (Zum Beispiel Balthasar, 1966) ist. Ich glaube, ich habe ihn kurz nach seinem Kinostart für mich entdeckt. Seitdem habe ich im Kino keine einzige Träne mehr vergossen. Robert Bresson verdanke ich also die feste Überzeugung, dass es nicht nur möglich ist, ein Tier zu einer Filmfigur zu machen, sondern dass es auch eine Quelle für Emotionen sein kann.“ (Jerzy Skolimowski)
Jerzy Skolimowski (geb. 1938 in Łódź) studierte Regie an der Filmhochschule Łódź. Der Zeitgenosse von Roman Polański, Andrzej Wajda und Krzysztof Komeda feierte auch als Drehbuchautor und Schauspieler früh Erfolge. 1967 verließ er Polen aus politischen Gründen und war fortan im Ausland an Filmproduktionen beteiligt, ab 1991 nur noch als Schauspieler. 2008 kehrte er auf den Regiestuhl zurück und dreht wieder regelmäßig Filme in Polen, die er auch produziert.
Teilnehmer*innen des Polnisch-Sprachkurses an der vhs Görlitz erhalten bei vorheriger Anmeldung ermäßigten Eintritt.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig in Kooperation mit der Volkshochschule Görlitz e.V. und dem Kino Camillo Görlitz
Info: rapideyemovies.de/eo, www.camillo-goerlitz.de, www.vhs-goerlitz.de
Ort: Camillo, Handwerk 13, 02826 Görlitz
Fotos & Poster © Aneta Gębska & Filip Gębski / Rapid Eye Movies