Dok, PL 2023, R/B: Piotr Pawlus & Tomasz Wolski, 82 min, OmdU, zu Gast: Piotr Pawlus
Moderation: Rainer Mende (Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig)
Gemächlich kriecht der Alltag in der Stadt vor sich hin. Menschen gehen spazieren, telefonieren, erledigen Einkäufe, machen Selfies. Es fahren Autos herum, im Straßengraben liegt etwas Müll. Moment mal, ist der Blechhaufen da nicht ein Panzerwrack? Und dort, an diesem Haus, sind das nicht Einschusslöcher? Langsam, fast unmerklich schieben sich Signaturen des Krieges ins Bild, bis man sie nicht mehr übersehen und überhören kann – erst Ruinen und Krater, dann Sirenen, ein dunkles Dröhnen und der dumpfe Einschlag von Geschossen, bis die Zuschauer*innen schließlich geduckt in einem Versteck sitzen, während über ihren Köpfen die Geschosse pfeifen.
Die Regisseure zeigen uns an einem Fallbeispiel aus der Ukraine durch meisterhaften Schnitt, dass der Krieg, den wir unterbewusst als permanenten Ausnahmezustand wahrnehmen, nur einen Schuss vom Alltag entfernt ist. Normalität und bewaffneter Konflikt laufen parallel nebeneinander her, bis sie sich punktuell oder sukzessive kreuzen und ineinander übergehen. Der Krieg, der eben noch weit weg war, tobt auf einmal mitten unter uns.
Piotr Pawlus (geb. 1985 in Wadowice) stand für zahlreiche Produktionen hinter der Kamera, bevor er mit dem Kurzfilm „Film dokumentalny“ (2019, mit Katarzyna Warzecha) sein Regiedebüt gab.
Tomasz Wolski (geb. 1977 in Gdynia) veröffentlichte als Regisseur zwanzig meist dokumentarische Filme, ist aber auch als Drehbuchautor, Kameramann, Cutter, Toningenieur und Produzent aktiv.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig in Kooperation mit der Ukrainischen Kulturinitiative dozwillia-leipzig
Veranstaltung auf Facebook
Info: www.instagram.com/dozwillia_leipzig
Eintritt: frei
Ort: Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig
Foto © Kijora Films