Polnisches Kino in Jena 🗺
Die vier Jenaer Studentinnen Elisabeth Bergmann, Sophia Menzel, Isabelle Mümpfer und Luise Schlieben kuratieren im Wintersemester ein neues polnisches Filmprogramm in Jena. Ihr Ziel ist es, die polnische Kinoreihe wiederzubeleben und eine Auswahl verschiedener Filme zu zeigen, um die Facetten des Landes und der Filmszene widerzuspiegeln. Das Programm soll zum Nachdenken anregen und eine andere Sichtweise auf die polnische Kultur und Geschichte ermöglichen.

Programm:
29.10.2025 / 19:45
Rejs / Die Dampferfahrt
Spielfilm, PL 1970, R: Marek Piwowski, 68 min, OmdU, Einführung: Katrin Stoll (Imre Kertész Kolleg Jena)
Ans Deck eines Dampfers auf einer Ausflugsfahrt auf der Weichsel schleicht sich ein blinder Passagier ein. Er wird für einen Kultur- und Bildungssekretär gehalten und nutzt die Situation, um nach bester Sowjetmanier »politische« Aktivitäten auf dem Schiff anzuleiten, Ausschüsse zu bilden oder Versammlungen abzuhalten. Die Passagiere sind Archetypen der polnischen Gesellschaft zu Zeiten der Volksrepublik Polen und machen brav mit.
Der Schriftsteller, Schauspieler und Filmemacher Jan Himilsbach (1931–1988), der von Regisseur Marek Piwowski für den Kinofilm entdeckt wurde, erlangte durch „Rejs“ Berühmtheit.

Rejs © Wikipedia / Public Domain
20.11.2025 / 19:45
Pokot / Die Spur
Spielfilm, R: Agnieszka Holland & Kasia Adamik, D/PL/SVE/SLV/CZ 2017, 128 min, OmdU, Einführung: Prof. Dr. Andrea Meyer-Fraatz (Professur Slawische Literaturwissenschaft i.R.)
Die pensionierte Brückenbauingenieurin Duszejko gilt im Ort als etwas verschrobene Exzentrikerin. Neben ihrer streng vegetarischen Lebensweise und ihrem Faible für Astrologie sind es vor allem ihre Hunde, die ihr in dem abgelegenen Bergdorf an der polnisch-tschechischen Grenze Gesellschaft leisten, die sie liebt. Als diese eines Tages spurlos verschwinden, häufen sich bald die mysteriösen Todesfälle im Dorf. Die Opfer sind allesamt männlich, leidenschaftliche Jäger und in der Gemeinde angesehen. Bald gerät Duszejko unter Verdacht.
Der vielfach preisgekrönte Film ist zugleich Krimi, Sittenporträt und schwarze Komödie – und ein provokanter Essay über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Das Drehbuch basiert auf einem Roman der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk.

Pokot © R. Palka / Film Kino Text
15.12.2025 / 19:45
Lombard / Das Pfandhaus
Dokumentarfilm, R: Łukasz Kowalski, PL 2022, 81 min, OmdU, Einführung: Leoni Schiller & Torben Bunzenthal (KuFi-Filmclub des FSR für Kunstgeschichte und Filmwissenschaft an der Uni Jena)
Das Zweckgebäude, das etwas abseits in der polnischen Industriestadt Bytom steht, könnte man leicht übersehen. Beide hatten schon bessere Zeiten. Doch aus diesem eckigen Kasten mit ergrautem Putz scheint ein Licht, denn hinter den Mauern befindet sich nicht nur ein Gebrauchtwarenladen, sondern eine Art soziokulturelles Zentrum.
Die Betreiber bekommen deutlich zu spüren, dass um sie herum vieles den Bach runtergeht. Obwohl ihre Waren nicht teuer sind, drehen viele Kund*innen vor dem Kauf jeden Złoty um, wollen lieber etwas verkaufen oder kommen eigentlich nur, um einen Schwatz zu halten und sich etwas aufzuwärmen. Selbst für die Beschäftigten ist die Arbeit im A & V mehr als nur ein Job. Aber die schillernden Betreiber Jola und Wiesiek sind nicht nur Seelsorger, sondern auch Geschäftsleute und müssen dafür sorgen, dass ihr Laden rentabel bleibt. Doch wie soll das funktionieren, wenn die Pläne groß, die Portemonnaies aber leer sind?
Kowalski ist mit seinem Debüt eine feinfühlige Sozialstudie gelungen, die abwechselnd zu Tränen des Mitleids und der Freude rührt und dabei ihre schillernden Hauptfiguren zu keiner Sekunde der Lächerlichkeit preisgibt.

Lombard © 4.30 Studio
Die Reihe „Polnisches Kino“ wird in studentischer Initiative mit Unterstützung des Aleksander-Brückner-Zentrums für Polenstudien, des Imre Kertész Kollegs Jena und des Polnischen Instituts Berlin – Filiale Leipzig durchgeführt.
Info: aleksander-brueckner-zentrum.org, kinoammarkt.de/de/programm/polnisches-kino
Ort: Kino am Markt, Markt 5, 07743 Jena
