Werke von Szymon Laks, André Tchaikowsky, Karol Rathaus und Ignace Strasfogel 🗺
Mitwirkende:
Ania Vegry (Sopran)
Katarzyna Wasiak (Klavier)
Frank Harders-Wuthenow (Moderation)
Polnische Musiker*innen waren zwischen 1939 und 1945 in extremem Ausmaß dem Nazi-Terror ausgesetzt. Viele von ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet, andere konnten sich ins Exil retten, wo ihre Karrieren oft zum Erliegen kamen. Vier wichtige Stimmen, die zum Schweigen gebracht werden sollten, wollen wir in diesem Konzert wieder zum Leben erwecken. Ania Vegry, die mit der Pianistin Katarzyna Wasiak bereits letztes Jahr mit einem Konzert mit Liedern von Szymon Laks im Polnischen Institut zu Gast war, stellt – neben einer Auswahl weiterer Lieder dieses wohl bedeutendsten polnischen Liedkomponisten seiner Generation – Werke von Ignace Strasfogel, André Tchaikowsky und Karol Rathaus vor.
Robert Andrzej Krauthammer (geb. 1935 in Warschau) wurde mit gefälschter Identität als Andrzej Czajkowski aus dem Warschauer Ghetto gerettet und überlebte die beiden Aufstände in Warschau 1943 und 1944 in Verstecken. Nach dem Krieg machte er – von Artur Rubinstein gefördert – Karriere als pianistisches Wunderkind, bevor er sich mehr und mehr der Komposition widmete. Sein faszinierendes Oeuvre findet seit der posthumen Uraufführung seiner Oper „Der Kaufmann von Venedig“ bei den Bregenzer Festspielen 2013 zunehmend internationale Beachtung.
Szymon Laks (geb. 1901 in Warschau) lebte und wirkte ab 1926 in Paris. 1941 von den Vichy-Behörden aufgrund seiner jüdischen Herkunft inhaftiert und interniert, wurde er 1942 nach Auschwitz deportiert. Er überlebte das Lager als Leiter einer Kapelle in Mitglied, später als Arrangeur und Leiter des Lagerorchesters in Auschwitz II – Birkenau. Im Oktober 1944 wurde er ins KZ Dachau verlegt, wo er schließlich von US-amerikanischen Truppen befreit wurde. Danach kehrte er wieder nach Paris zurück.
Karol Rathaus (geb. 1895 im galizischen Tarnopol) und Ignace Strasfogel (geb. 1909 in Warschau) waren Meisterschüler Franz Schrekers in Wien und Berlin. Beide gehörten ab den späten 1920er-Jahren zur Elite der Neue-Musik-Szene in Europa.
Während Szymon Laks hauptsächlich Lyrik polnischer Gegenwartsdichter mit einer besonderen Vorliebe für Tuwim und andere Vertreter der Gruppe „Skamander“ vertonte, setzte sich André Tchaikowsky im Exil in England vor allem mit den Sonetten Shakespeares auseinander, Ignace Strasfogel und Karol Rathaus im amerikanischen Exil in New York dagegen mit amerikanischer und englischer Lyrik des 19. und 20. Jahrhunderts.
Frank Harders-Wuthenow, Verleger, Biograf von Szymon Laks und Herausgeber seiner Werke, führt durch das Konzert. Er hat sich in besonderer Weise um vom deutschen NS-Regime verfolgte Komponistinnen und Komponisten verdient gemacht.
Im Anschluss an das Konzert werden am Denkmal für die Leipziger Synagoge in der Gottschedstraße Blumen niedergelegt.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig mit freundlicher Unterstützung der Raff-Foerderreuther-Stiftung, Berlin
Info: www.aniavegry.com, www.katarzyna-wasiak.de, www.eda-records.com
Eintritt: frei
Ort: Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig
Foto Vegry & Wasiak © Simon Pauly