Romuald Krężel: All that I left behind is here 🗺
16.09. / 18:00 / anschl. Publikumsgespräch
17.09. / 18:00
Dauer: 1 h
Sprache: Englisch
Stelle dir ein Foto von einer vierköpfigen Familie vor. Anfang der 90er-Jahre, an einem der ersten Frühlingstage. Sie stehen nebeneinander am bald grüner werdenden Ufer der Oder und blicken in die Kamera. Alle tragen gleich aussehende, nagelneue Windjacken in Farben, die sich in die Landschaft eines schmutzigen Stadtfrühlings einfügen – grau für den Vater, lila für die Mutter, rot-blau und grau-braun für die Söhne. Alle scheinen glücklich, bis auf den jüngsten Sohn – sein mürrisches Gesicht drückt deutlich Verlegenheit und Enttäuschung aus, als ob er lieber woanders wäre.
Das neue Solo von Romuald Krężel schöpft aus seiner persönlichen und künstlerischen Erfahrung. Indem er zu seiner allerersten Tanzerfahrung zurückkehrt – einem Gesellschaftstanzkurs, dem einzigen, der in seiner Schule kostenlos angeboten wurde – will er sich auf verschiedene Aspekte des Klassismus im Kontext der darstellenden Künste konzentrieren. Durch das Wieder-Neu-Erlernen und kritische Reflektieren von Bewegungen, Schritten, Posen und verschiedenen Stilen wie Cha-Cha, Rumba, Jive usw. versucht er, seinen sozialen Hintergrund und dessen Beziehung zu seiner aktuellen choreografischen Praxis zu untersuchen. Die geisterhaften Figuren, die Post-Punk-Musik und die Ästhetik unterstützen ihn bei dieser Rückkehr in seine Vergangenheit.
Romuald Krężel ist ein unabhängiger Theater- und Performancemacher, Schauspieler und Choreograf aus Polen, der in Berlin lebt. Er studierte Schauspiel an der Łódź Film School sowie Choreografie und Performance in Gießen. Romuald Krężel arbeitet mit verschiedenen Formen zeitgenössischer Performance, Choreografie und Theater. Er setzt sich mit dem Thema Arbeit im Bereich der Kunst auseinander und hinterfragt die Position zeitgenössischer Künstler*innen in der westlichen Gesellschaft, indem er ihre Arbeitsbedingungen analysiert. In seinen letzten Arbeiten hat er sich auf das Thema Klimawandel konzentriert und dessen Beziehung zu Kunst und Körper untersucht. Mit René Alejandro Huari Mateus war er zuletzt mit „To See Climate (Change)“ im Rahmen des Bündnisfestivals „Claiming Common Spaces IV: Cool Down“ in HELLERAU zu Gast. [Text: HELLERAU]
„All that I left behind is here“ ist eine Produktion von Romuald Krężel in Koproduktion mit Uferstudios in Berlin und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden, gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, unterstützt durch das Residenzprogramm der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Station – Service for Contemporary Dance in Belgrad/Serbien, Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, mit freundlicher Unterstützung vom Theaterhaus Berlin Mitte.
Info: www.hellerau.org, romualdkrezel.com
Eintritt: 11/7 EUR
Ort: HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Nancy-Spero-Saal, Karl-Liebknecht-Str. 56, 01109 Dresden
Foto © Wikipedia / Stephan Floß / CC BY-SA 4.0